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Artikel „Crugot, Martin“ von Carl Hermann Manchot in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 626–627, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Crugot,_Martin&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 16:28 Uhr UTC)
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Crugot: Martin C., geb. zu Bremen am 5. Januar 1725. Er stammte aus einer Hugenottenfamilie, die in der Pfalz eine Heimath gefunden hatte. Crugot’s Großvater war Bürgermeister von Heidelberg, als die Franzosen die Stadt einnahmen und zerstörten. Die wieder arm gewordene Familie zerstreute sich. Crugot’s Vater ließ sich als Bildhauer in Bremen nieder, starb aber nebst seiner Frau schon zwei Jahre nach der Geburt Martins, seines einzigen Kindes. Ein kinderloser bemittelter Bürger der Stadt Bremen nahm den Knaben an Kindesstatt auf und ließ ihm eine vortreffliche Erziehung zu Theil werden. Nach dem Besuch der lateinischen Schule studirte C. in Bremen unter D. Iken und D. Nonne Theologie und wurde, 21 Jahre alt, 1746 von dem bremischen Ministerium unter die Candidaten der Theologie aufgenommen. Noch 1746 ging er nach Herford, wo er bei der damaligen Aebtissin Markgräfin Philippe vier Monate die Stelle des Oberhofpredigers vertrat. Nach Bremen zurückgekehrt, schickte er sich eben an, für ein weiteres Studium die Universität in Frankfurt a. O. zu beziehen, als ihm durch Professor Nonne das Anerbieten gemacht wurde, nach Carolath in Schlesien zu gehen. Dem wohlbestandenen Probejahr folgte die gleich versprochene Anstellung als Hofprediger bei dem Fürsten von Schönaich-Carolath 1747. Ende 1748 folgte C. einem Rufe nach Blomberg in der Grafschaft Lippe, verheirathete sich dort mit der ersten Kammerfrau der Markgräfin Philippe, einer geborenen v. Bergen aus Dessau. Nach elfmonatlicher Ehe starb seine Frau im Kindbett. Dieser Verlust und Verschiedenheit mit der im Lippischen herrschenden Deutungsart in der Religion bewogen ihn 1752, einem abermaligen Ruf nach Carolath folgend, dorthin zurückzukehren. Von da an blieb er trotz wiederholter und zum Theil glänzender Anerbietungen, darunter auch ein Ruf an die Universität zu Halle, bis zu seinem Tode am 5. Septbr. 1790 in Carolath, im uneingeschränkten Vertrauen der fürstlichen Familie, als Kanzelredner hochgeehrt und als Mann in jeder Beziehung geachtet. Bei seinem Tode wurde der Einfluß, den er in weitem Umfang geübt, als ein segensreicher gerühmt. Von seinen Schriften hatte ihm außer seinen Predigten (I. Sammlung, Breslau 1759. – II. Sammlung, Breslau 1761. – Letzte Auflage 1769–70, 8.) namentlich „Der Christ in der Einsamkeit“ großen Ruf verschafft. Dies sind zwölf ursprünglich gar nicht zur Veröffentlichung bestimmte Betrachtungen, die er für die Fürstin von Carolath auf deren Verlangen nach einem mit der Vernunft übereinstimmenden Erbauungsbuch verfaßt hatte. Zuerst wurden nur wenige Exemplare in einer Privatdruckerei abgezogen. Die Fürstin, welche das Buch verdientermaßen sehr hoch schätzte, zeigte es gelegentlich dem preußischen Minister v. Carmer. Diesem gelang es, C. zu bestimmen, daß er ihm erlaubte, das Buch einem Verleger zu übergeben. (Schlichtegroll, Nekrolog auf 1790, II, 243–248.) Es wurde bald sehr beliebt, auch viel besprochen, als 1763 der später so berüchtigte Aufklärer K. F. Bahrdt, damals in Leipzig, eine Gegenschrift, „Der wahre Christ in der Einsamkeit“, welche die von C. stillschweigend bei Seite gestellte Orthodoxie hervorkehrte, herausgab. Bahrdt machte das so, daß er den Text Crugot’s durch die Crusius’sche Terminologie verbesserte und Predigten, Psalmen, Gebete eigener Fabrikation hinzufügte. Die Angabe bei [627] Meusel, II, S. 243, daß Crugot’s Buch zuerst 1761, in 8 in Breslau erschienen sei, ist ungenau. Die Bremer Stadtbibliothek besitzt ein Exemplar, dessen Titel die Aufschrift trägt: „Neue verbesserte Auflage“, Breslau bei Johann Jakob Korn, 1758. Der Verfasser ist auf dem Titel nicht genannt, war aber bald allgemein bekannt. Weitere Ausgaben 1769, 1771, 1774, 1779. Es erschien in französischer Uebersetzung 1766 in Amsterdam und in einer neuen Uebersetzung von der Königin Elisabeth, Friedrichs II. Gemahlin, 1776 in Berlin. Das Buch verdient diese Beachtung sowol durch seine musterhafte, für die Zeit, in der es erschien, gradezu überraschende Sprache, wie durch die einfache, praktische Frömmigkeit, die hindurchzieht. Weitere Schriften Crugot’s sind: „Der Krieg in Deutschland bei Eröffnung des Feldzugs“, 1757. „Gedächtnißpredigt über die verstorbene Fürstin von Carolath etc.“ „Morgengedanken auf alle Tage in der Woche“, Züllichau 1777. „Morgen- und Abendgedanken auf alle Tage der Woche“, Züllichau 1777. „Das Wesentliche in der christlichen Sitten- und Glaubenslehre“, Sagan 1776. „Abhandlung über die Ursachen der Gemüthsunruhe Christi vor seinem Leiden“, Berlin im 8. Theil der Berlin. vermischten Abhandlungen und Urtheile. Ein Bild Crugot’s steht vor Bd. XXXIII der Allg. Deutschen Bibliothek.