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Artikel „Iken, Konrad“ von Johann Friedrich Iken in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 15–16, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Iken,_Konrad&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 23:48 Uhr UTC)
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Iken: Konrad I., ein hervorragender theologischer Gelehrter Bremens im 18. Jahrhundert. – Sohn des Rathsherrn und Richters (früher auch juristischen Professors) Konrad I. zu Bremen, war er geboren daselbst am 25. December 1689. In seiner Jugend besuchte er das Pädagogium und Gymnasium seiner Vaterstadt; letzteres, eine Universität zweiten Ranges, führte ihn unter Cornelius de Hase und anderen Männern zugleich in die Theologie, und zwar in die des Johann Coccejus, ein. Zur Vervollständigung seiner Studien ging er dann nach Utrecht (1711), wo er zwei Jahre studirte und auch die holländische Sprache gründlich kennen lernte. Anfangs schien es auch, als solle er in den Bremen so nahestehenden Niederlanden bleiben. Denn das erste Predigtamt wurde ihm, nachdem er sich zu Amsterdam unter die Candidaten aufnehmen lassen, zu Lopik und Kabauwen, einer Pfarrgemeinde der Provinz Utrecht, zu Theil (1714); und nach zwei Jahren erhielt er einen Ruf sowol nach Hanau als holländischer Prediger, als auch nach der Stadt des ersten bremischen Reformators, Zütphen (1716). Die letztere Stelle nahm er an und wirkte daselbst vier Jahre. Mittlerweile aber hatte auch die Vaterstadt seiner nicht vergessen. Am 17. October 1719 ernannte ihn die St. Stephanigemeinde in Bremen an die Stelle des emeritirten Johann Georg Rhode zu ihrem zweiten Prediger an die Seite des berühmten Friedrich Adolf Lampe. I. folgte dem Rufe und trat, von der Universität Utrecht mit der theologischen Doctorwürde beschenkt, am 17. März 1720 seinen neuen Posten an. Da Lampe schon kurz hernach, von Utrecht als Professor berufen, Bremen verließ (10. Juni 1720), wurde I. im Juni desselben Jahres auch zum Primarius an derselben Kirche erwählt. Wegen seiner großen Kenntnisse und Lehrgaben erwählte ihn dann der Rath zum ordentlichen Professor des bremischen Gymnasiums (8. Januar 1723), welche Stelle er mit einer Rede „De veritate religionis Christianae, demonstrata ex Judaeorum post Christum natum fatis“ antrat. Mehrfach suchte man ihn nun nach Holland zurückzuziehen: 1723 mußte er einen Ruf nach dem Haag als Prediger und 1734 einen solchen nach Utrecht als Professor ausschlagen. Zur Anerkennung dieser Treue gegen die Heimath ließ ihm seine Gemeinde einige Erleichterungen im Amte (namentlich hinsichtlich der Wochenpredigten) zu Theil werden, während der Rath ihm bei dem nächsten Wechsel das Rectorat der bremischen Hochschule in Aussicht stellte. Letzteres erfüllte sich 1740. I. wurde Rector magnificus und trat dies Amt am 2. Februar 1741 mit seiner so berühmt gewordenen Rede „De Illustri Bremensium Schola“ an. Uebrigens alternirte er (wie seit Anfang des 18. Jahrhunderts zu Bremen Gebrauch geworden) in dieser Würde mit dem Professor Dr. Nicolaus Nonnen (Pastor an der U. L. Frauenkirche), und behielt zugleich sein Predigtamt zu St. Stephani bei. In diesen Aemtern wirkte er von nun an mit großer Auszeichnung, und erhielt von Nah und Fern viele Anerkennung, wie ihn denn 1745 die Berliner Societät der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede ernannte. Er starb am 30. Juni 1753 in seiner Vaterstadt. I. gehörte seiner Richtung nach jener alten ruhigen, reformirten Orthodoxie an, wie sie in Bremen im 17. und 18. Jahrhundert vorherrschte. Doch folgte er, genauer betrachtet, nicht mehr der älteren Orthodoxie, sondern war ein Schüler seines großen Landsmannes Johann Coccejus († 1669), den er über alles hochstellte. Die coccejanische Theologie aber war ein neues Element in dem Calvinismus und hatte sich damals nach schweren Kämpfen Anerkennung errungen; meistens verband sich dieselbe auch mit der pietistischen Richtung, welche sich damals, gleichzeitig mit der Bewegung von Spener und Francke in der lutherischen Kirche, auch in der reformirten Kirche Bahn gebrochen hatte. In Iken’s Collegen, F. A. Lampe, vereinte sich beides auf geniale Weise, er war als coccejanischer Theologe, [16] wie als pietistischer Prediger gleich groß und brachte in dieser Vereinigung eine neue, nach ihm genannte Richtung auf. I. dagegen war überwiegend Gelehrter; selbst die von ihm erhaltenen Predigten (wie eine auf die Krönung Kaiser Franz I., 1745) gleichen mehr gelehrten Abhandlungen. Die theologischen Gebiete beherrschte er mit Meisterschaft. Seine Hauptstärke lag in der Exegese, namentlich des alten Testamentes, wo er eine Fülle von sprachlichem Wissen, feinsinnigem Scharfsinn, aber auch spielender coccejanischer Theologie an den Tag legte. Seine Bücher sind wahre Filigranarbeiten deutscher Gründlichkeit und deutschen Fleißes. Dieselben bestehen darum auch meistens aus Dissertationen über Einzelheiten im alten und neuen Testamente. Größere Schriften sind die „Antiquitates hebraicae“, der „Thesaurus novus theologico-philologicus“ (von ihm mit Theod. de Hase herausgegeben, 1738–48) etc. Am bekanntesten ist seine schon erwähnte Rectoratsrede („Oratio de Illustri Bremensium Schola“, 1741) geworden, welche (im Anschluß an die 1684 vom Rector Gerhard Meier gehaltene Rede) die Geschichte der bremischen Hochschule enthält und dabei die werthvollsten Notizen über die einzelnen in Bremen wirkenden Gelehrten giebt, und welche darum auch auswärts vielfach als Quelle benutzt wird. Ebenso werden einige seiner Schriften noch gegenwärtig, namentlich zur Exegese, benutzt.

Post, Brema literata, 1726. Roller, Index Professorum Illustris Scholae Bremensis, 1783. Rotermund, Lexikon bremischer Gelehrten, 1818. Kohlmann, Beiträge zur bremischm Kirchengeschichte, I. S. 179 ff., 1844. Schriftliche Notizen in den Protokollen und im Archive des bremischen Ministeriums.