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Artikel „Chrosner, Alexius“ von Johann Karl Seidemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 252, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Crosner,_Alexius&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:41 Uhr UTC)
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Chrosner: Alexius Ch. (Colditius), geboren in Colditz um 1490, inscribirt in Leipzig im Sommer 1504, Baccalaureus im Sommer 1505, Magister um Fastnacht, 12. Februar, 1510; in Wittenberg immatriculirt 3. Juni 1512, Canonicus in Altenburg 1516 mit 60 fl. Einkünften, Erzieher des Kurprinzen Johann Friedrich von Sachsen 1513, der über ihn äußerte: „M. Colditius hat sich übel um mich verdient.“ Ende August 1524 kam er auf Empfehlung des Meißner Bischofs Johann VII. v. Schleinitz als Schloßprediger nach Dresden zu Herzog Georg dem Bärtigen, der eines Predigers bedurfte, mit dem er sich herumstreiten konnte, mußte aber, befeindet von Hieronymus Emser, am 8. November 1527 diese Stellung verlassen, weil der Herzog endlich doch mit dem einigermaßen lutherischen Inhalte seiner Predigten, über den aber Landgraf Philipp von Hessen seine Freude aussprach, unzufrieden war. 1525 geleitete er im Auftrage Georgs den Dr. Hieronymus Dungersheim von Ochsenfurt von Leipzig nach Mühlhausen, damit er dort als Prediger wirken und in kirchlichen Dingen die alte Ordnung herstellen möchte, und empfahl ihn der Gemeinde auch von der Kanzel. Am 12. Mai 1527 war er mit dem Herzoge in Breslau, wo das noch unaufgeklärte Pack’sche Bündniß geschlossen worden sein soll. Noch 1528 den 6. Juni hatte er in Leipzig eine zweistündige Unterredung mit Georg über Vorwürfe, die ihm wegen seiner Aeußerungen über Fasttage und Fleischessen gemacht worden waren; im August aber mußte er sich in Dresden gegen die ihm fälschlich aufgebürdete Aussage, das Pack’sche Bündniß habe wirklich bestanden, verantworten. In Wittenberg war schon Ende 1527 das Gerücht verbreitet, er rede, in Bezug auf den im Druck erschienenen Unterricht der Visitatoren an die Pfarrherren in Sachsen, überall von Sinnesänderung und Widerruf Melanchthon’s und Luther’s. Seine zwei am 20. und 29. Juni 1527 in Dresden vor Georg gehaltenen, diesem schriftlich zugestellten Predigten, welche der Herzog dem Meißner Bischofe zur Begutachtung schickte, ließ Ch., jede mit Widmung an Georg vom 25. December 1530 und je mit einer Vorrede Luther’s versehen, im Januar 1531 zu Wittenberg, erweitert und gebessert, drucken. Der Herzog griff nun in seiner unter dem Namen des Pfarrherrn Franciscus Arnoldi zu Cöln bei Meißen im Sommer 1531 erlassenen Streitschrift: „Auff das Schmaebuchlein, welchs Martin Luther widder den Meuchler zu Dreßden, in kurtzuorschiner zeit, hat lassen außgehen“ auch ihn an und ließ ihm vorwerfen, er habe in Dresden einen sammtnen Pfühl gestohlen. Da ließ Ch. im September 1531 eine wahrscheinlich in Magdeburg gedruckte Schrift wider Arnoldi erscheinen, mit welcher Luther und Melanchthon sehr unzufrieden waren, und in welcher er auch über seinen früheren Freund und Lehrer Dr. Dungersheim sich gehässig äußerte, so daß dieser mit einem Schriftchen: „An den verleuckenden Priester Alexium Crosner von Colditz“, Leipzig 1532, 4 Quartbl., entgegnete, worin er einen lateinischen Brief Chrosner’s mittheilte, der voll Lobeserhebungen über Dungersheim’s Erfolge in Mühlhausen ist. – Chrosner’s Verdienste um Hebung der Colditzer Schule werden 1533 gerühmt. Er lebte noch 1534 verheirathet und ohne Amt in Altenburg.

Vgl. J. K. Seidemann, Erläuterungen zur Reformationsgesch. S. 151 bis 157 und Beiträge zur Reformationsgesch. II. 49–53; de Wette VI. 489. 654; J. Gottfried Müller, Die jugendliche Geschichte Johann Friedrichs. Jena 1765. 4. S. 16 ff. § 9.