ADB:Clauren, Heinrich
v. Heynitz, erhielt 1792 Titel und Stelle eines Geheimsecretärs in einer Abtheilung des Generaldirectoriums, später eines Assessors im Bergwerk- und Hüttenamt, von 1801 bis 1810 verwaltete er die ausgedehnten Güter eines preußischen Adlichen (Canonicus v. Treskow) in den polnischen Provinzen und war zugleich Theilnehmer an einem Buchhändlergeschäft zu Leipzig,[1] kam, im J. 1810 nach Berlin zurückgekehrt, als Hofrath in Hardenberg’s Bureau, machte als Civilbeamter die Feldzüge von 1813 und 1814 im Hauptquartier mit, fand seine Verwendung auch auf dem Wiener Congreß, übernahm nach seiner Rückkehr die Redaction der „Preußischen Staatszeitung“, functionirte daneben in mehreren öffentlichen Stellungen (seit 1824 beim Generalpostamt), und starb 2. Aug. 1854 als geheimer Hofrath zu Berlin. — Clauren’s litterarische Thätigkeit bewegt sich hauptsächlich auf novellistischem Gebiet und zwar mit mehr Glück als Verdienst. Er fand ein sehr dankbares Publicum, wußte dessen Gelüste mit wahrer Virtuosität zu befriedigen, beging aber dabei den großen, von Hauff in einer vernichtenden Satire gegeißelten Fehler, daß er, statt erzieherisch und veredlend auf seine Leser zu wirken, durch theils seichte, theils schlüpfrige und frivole Waare den Geschmack derselben verderbte, ihre niedrigsten Sinne kitzelte und jede Spur eines idealen Bedürfnisses vollends ausrottete. Die Mittel, mit welchen dieser gewandte Novellenfabrikant seine Waare herstellt, sind immer die gleichen und immer gleich ordinär, der Verfasser macht auch keine Ansprüche darauf, ein „höheres“ Bedürfniß und ein feineres Publicum zu befriedigen oder gar seinen Zwecken ein täuschendes idealeres Gewand umzuhängen: er schreibt ohne alles Gefühl für die Würde des Schriftstellers, ohne Ahnung für dessen höheren Beruf, er „liefert“ seine „Waare“ ab „nach Wunsch“, wie ein anderer Lieferant auch, und hat seinen Zweck erreicht, wenn er gelesen und – bezahlt wird. Das ganze Rohmaterial, womit dieser Schriftsteller arbeitet, sammt den Handgriffen der Zubereitung hat W. Hauff vortrefflich persifflirt in seiner Parodie „Der Mann im Mond“, welche, der Clauren’schen Muse Schritt für Schritt nachgehend, deren ganze Bewegungsscala, ihren decenten und indecenten Faltenwurf, ihre Manieren bis auf das „Räuspern und Spucken“ herunter in genialer Weise nachahmt. Ueber Heun’s eigene Persönlichkeit fällt Karolina Bauer (Aus meinem Bühnenleben I. 50) ein günstigeres Urtheil: er sei gastfrei, aufrichtig, treu seinen Freunden und der liebenswürdigste Gesellschafter gewesen. Werke: „Lustspiele“, Dresden 1817. 2 Bde. (unbedeutend, nicht einmal an Kotzebue heranreichend); „Erzählungen“, 6 Theile in 3 Bänden, 1819–1820; „Scherz und Ernst“, 4 Sammlungen 1820–1828; „Rangsucht und [282] Wahnglauben“, eine Geschichte in Briefen, 1821; „Meine Ausflucht in die Welt“, 2 Thle. 1822 etc.; Werke, 25 Bde. 1851.
Clauren: Heinrich C., mit dem wirklichen Namen Carl Heun, dessen Anagramm jenes Pseudonym ist, bekannter, seiner Zeit viel gelesener, jetzt aber ziemlich vergessener Schriftsteller (Novellist), wurde geb. zu Dobrilugk in der Lausitz 20. März 1771, schrieb schon als Leipziger und Göttinger Studiosus Romane, wurde nachher in Berlin Privatsecretär beim Minister- Vgl. H. Kurz, Goedeke, Lange (Litteraturbilder) etc.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 281. Z. 21 v. o. hinzuzufügen: Heun, ein Schwager Göschen’s in Leipzig, war nämlich Compagnon des dortigen Buchhändlers Rein und u. A. auch der buchhändlerische Unternehmer der Eichstädt’schen Jenaischen Litteraturzeitung, nachdem 1803 die ältere Litteraturzeitung mit Schütz nach Halle übergesiedelt war. (Vgl. Schiller-Cotta, Briefwechsel, S. 495 Anmerk. 1.). [Bd. 4, S. 795]