Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Clauberg, Johann“ von Wilhelm Gaß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 277–278, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Clauberg,_Johann&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Classen, Matthias
Nächster>>>
Clauder, Gabriel
Band 4 (1876), S. 277–278 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johannes Clauberg in der Wikipedia
Johannes Clauberg in Wikidata
GND-Nummer 104315083
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|277|278|Clauberg, Johann|Wilhelm Gaß|ADB:Clauberg, Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104315083}}    

Clauberg: Johann C., geb. 24. Febr. 1622 zu Solingen im Herzogthum Bergen in Westfalen, † 31. Januar 1665; zeigte schon als Schüler des damals berühmten Gymnasiums zu Bremen ungewöhnliche Neigung und Begabung zu philosophischen Studien, welchen er sich auch nachher auf der Universität zu Gröningen mit vollem Eifer überließ. Martin Schook, Tobias Andreae und Raey wurden seine philosophischen Leiter und Freunde, in die dortige reformirte Theologie ließ er sich durch Alting und Maresius einführen; mit welchem Erfolge er arbeitete, beweist ein ihm bei seinem Abgange ausgestelltes glänzendes akademisches Zeugniß. Zum Zweck seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung begab er sich 1646 nach Frankreich, wo er besonders in Saumur den Unterricht eines M. Amyraut, la Place, L. Cappel genoß, und nach England und ging hierauf nach Gröningen zurück. Eine amtliche Wirksamkeit eröffnete ihm 1649 die Berufung zum ordentlichen Lehrer der Philosophie und Extraordinarius der Theologie in Herborn in Nassau, welche Stellung er aber erst antrat, nachdem er sich während eines Sommers in Leyden noch gründlicher mit der Cartesischen Philosophie beschäftigt hatte. In Herborn soll er ebenso die Gunst seines Fürsten wie das Vertrauen und die Liebe zahlreicher Schüler genossen haben. Doch folgte er 1651 einem Rufe als Professor der Philosophie und Theologie nach Duisburg, woselbst das Gymnasium damals in eine Akademie verwandelt wurde, und wo er als Schriftsteller thätig, hochgeachtet, auch durch kirchliche Ehrenämter ausgezeichnet und im Verkehr mit den Philosophen und Theologen der Cartesischen Schule Frankreichs und der Niederlande bis zu seinem Tode geblieben ist. Sein Ruf war ein ziemlich ausgebreiteter und blieb unangetastet, als Theologe war er mit den gemäßigten Cartesianern und Coccejanern wie Heidanus, Burmann, Chr. Wittich befreundet, denen er also auch ähnlich gewesen sein mag. Sein Lebenswandel wird als rein, sein Charakter als milde, offen und zur Heiterkeit geneigt bezeichnet. Was ihm aber einen litterarischen Namen gesichert hat, ist die zuerst durch ihn bewirkte Verbreitung der Cartesischen Philosophie in Deutschland. Diesen Grundsätzen gehören auch seine eigenen später gesammelten philosophischen Arbeiten: „Opp. philosophica – cura J. Th. Schalbruchii“ Amstel. 1791, [278] an, welche Physik, Metaphysik, Logik und Erkenntnißlehre betreffen. Einige andere Abhandlungen von ihm finden sich in Leibnitii Collectanea etymologica und Joh. Claubergii et Martini Hundii dissertatt. selectae. Von dem System des Cartesius geben seine Schriften eine klare und wohlgeordnete Darstellung, in welcher die beiden Hauptprobleme über das Verhältniß der Seele zum Leibe und über das Verhältniß Gottes zur Welt besonders hervortreten, daher die Abhandlungen: „Corporis et animae conjunctio“ und „Exercitationes centum de cognitione Dei et nostri“. Die Metaphysica de ente führen bei ihm auch den Namen Ontosophie.

Vergl. die seinen Werken vorangestellte Vita von H. Chr. Hennin, übrigens Erdmann, Grundriß der Gesch. d. Philos. II, § 268, 4. Zeller, Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibnitz, Münch. 1873. S. 76.