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Artikel „Cavalieri, Catharina“ von Carl Ferdinand Pohl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 76–77, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cavalieri,_Catharina&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 16:16 Uhr UTC)
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Cavalieri; Catharina C., kaiserl. königl. Hoftheater-Sängerin, geboren wahrscheinlich 1761 im Dorfe Währing oder doch in dessen Nähe bei Wien (Geburts- [77] und Tauf-Matrikel waren nicht zu eruiren), war die Tochter eines Schullehrers (Cavalier) im genannten Dorfe und erregte schon als junges Mädchen durch ihr Singen beim Gottesdienste Aufsehen. Von Wohlthätern unterstützt, war sie dann im Stande, sich bei dem damaligen Theatercomponisten Salieri (späteren Hofcapellmeister) im Gesange auszubilden. Kaum der Schule entwachsen, wurde sie im Jahre 1775 bei der italienischen Oper in Wien und bald darauf auch bei der vom Kaiser Joseph II. gegründeten und am 17. Febr. 1778 eröffneten deutschen Oper angestellt. Diese Sängerin, die Mozart unter denen aufzählt, auf die „Teutschland stolz sein darf“ (Brief Mozart’s 1785), besaß eine „geläufige Gurgel“ (Brief Mozart’s 1781), bedeutenden Stimmumfang und war gründlich musikalisch gebildet. Es bestätigt sich dies schon dadurch, daß Mozart für sie die Constanze in der „Entführung“ (1782) componirte; ferner den ersten Sopranpart in der Cantate „Davidde penitente“ (1785), die Rolle der Silberklang im „Schauspieldirector“ (1786) und die große Einlagsarie „Mi tradi quell’ alma ingrata“ (vgl. Jahn’s „Mozart“ , 2. Aufl. II. S. 313) in „Don Giovanni“ (1788), Partien, die noch heute den Prüfstein geschulter Sängerinnen bilden. Außerdem sang die C. auch in den Akademien der Tonkünstler-Societät in den Jahren 1776 bis 1792 in fast allen damaligen Oratorien von Dittersdorf, Salieri, Hasse, Gazzaniga, Righini, in Haydn’s „Il Ritorno di Tobia“ u. a. – Obwol körperlicher Reize entbehrend, wußte sich Catharina dennoch durch ihr freundliches, natürliches Benehmen überall beliebt zu machen; Salieri nannte sie seine beste und liebste Schülerin und schrieb ebenfalls für sie mehrere Hauptpartien in seinen Opern. Trotzdem neben ihr in den musikreichen 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts so manche namhafte Sängerin auftrat, so z. B. Aloisia Weber, Antonie Bernasconi, Anna Storace, Luigia Mombelli, Adamberger, Teuber, Lascy, Ferrarese, erhielt sich die C. in der Gunst des Publicums, das sie übrigens kaum genug nach Verdienst zu schätzen wußte. Ihr Organ, in allzu früher Jugend der Bühne dienstbar gemacht, mußte endlich bei so unausgesetzter Anstrengung vor der Zeit ermatten. Da überdies noch im December 1792 eine schwere Krankheit hinzutrat, fand es die Sängerin, obwol noch in den besten Jahren, für gerathen, der öffentlichen Ausübung ihrer Kunst zu entsagen. Sie wurde denn auch am 1. März 1793 mit einer ausreichenden Pension in Ruhestand versetzt und starb in Wien im 40. Lebensjahre am 30. Juni 1801. Die C. hatte das Weichbild Wiens nie verlassen, daher auch ihr Name kaum über die Grenzen ihres Vaterlandes drang; zu Hause würde sie im andern Falle weit mehr geschätzt worden sein, denn nach der Aussage eines kunstsinnigen Reisenden, der Wien auf der Heimreise aus Italien im Jahre 1787 besuchte (Cramer’s Magazin für Musik, Juli 1789, S. 47), hatte sie ihr Talent in einer Weise ausgebildet, daß sie den größten Sängerinnen Italiens hätte an die Seite treten können.