ADB:Gazzaniga, Peter
Maria Theresia und die Cardinäle Migazzi und Garampi[WS 1]. Nachdem er auf sein Ansuchen von Kaiser Joseph II. seines Amtes enthoben worden war, kehrte er in ein Kloster seines Ordens nach Bologna zurück und ließ sich von da, noch größere Zurückgezogenheit suchend, in ein anderes Ordenshaus zu Vicenza versetzen, bis an sein Lebensende ununterbrochen mit Studien beschäftigt. Er veröffentlichte während der Zeit seiner Wiener Lehrthätigkeit zwei größere Werke, deren eines, unter dem Gesammttitel: „Praelectiones theologicae“, die seit 1763 in allmählicher Folge erschienenen Hauptpartien der kirchlichen Glaubenslehre, soweit er dieselben zu behandeln hatte (die ergänzenden Partien zu behandeln, war die Aufgabe eines neben G. lehrenden Theologen aus dem Augustiner-Eremitenorden – siehe den Art.Gervasio), enthielten, während die „Theologia polemica“ (1778, 2 Bde.) die Stelle einer allgemeinen Begründung des kirchlich-theologischen Lehrstandpunktes vertritt. (Eine kurze Charakteristik des Inhaltes [449] beider Werke bei Werner, Gesch. d. kath. Theol. Deutschlands S. 146 f. und 198 f.) Von dem ersteren der beiden Werke, welches als Ganzes nochmals in fünf Bänden gedruckt wurde (1770–79), erschien nebenher ein Auszug: „Theologica dogmatica in systema redacta“ in zwei Theilen, deren letzterer von Bertieri[WS 2] abgefaßt ist. Der von G. eingenommene Lehrstandpunkt ist jener der traditionellen Lehranschauungen seines Ordens unter Beiseitelassung der scholastisch-peripatetischen Einkleidung als überlebter Lehrform, deren Ersetzung durch eine zeitgemäßere bereits in der Theresianischen Epoche sowol in Oesterreich als auch im übrigen katholischen Deutschland gemeinhin angestrebt wurde.
Gazzaniga: Peter G., geb. zu Bergamo am 3. März 1722, † zu Vicenza am 11. Decbr. 1799, wurde schon in seinem elften Lebensjahre in den Dominicanerorden aufgenommen und lehrte nach beendeten Studien in mehreren Häusern seines Ordens, bis er an die Universität Bologna kam, woselbst er Philosophie, Kirchengeschichte und griechische Sprache vortrug. Im J. 1760 erlangte er die theologische Doctorwürde und wurde in demselben Jahre nach Wien berufen, um eine der theologischen Lehrkanzeln zu übernehmen, welche durch Beseitigung der Jesuiten vom Universitätslehramte erledigt waren. Er oblag dem ihm übertragenen Lehramte bis ins Jahr 1782, in welchem ihm die hohe Auszeichnung zu Theil wurde, den in Wien weilenden Papst Pius VI. als Zuhörer bei einer seiner Vorlesungen zu empfangen, sowie schon früher einmal die große Kaiserin
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Giuseppe Garampi (1725–1792)
- ↑ Giuseppe (Joseph) Bertieri (1734–1804)