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Artikel „Lohausen, Wilhelm von Calcheim oder Kalcheim genannt“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 114–115, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Calcum,_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:18 Uhr UTC)
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Lohausen: Wilhelm von Calcheim oder Kalcheim genannt Lohausen oder v. L., † als Generalmajor und Commandant von Rostock am 30. Januar 1640, wurde am 4. März (a. St.) 1584 im Bergischen auf dem Schlosse Lohausen geboren, das seinem Vater Heinrich ebenso wie Lauffenberg als Familiengut gehörte. Seit dem siebenten Jahre am pfalzgräflichen Hofe zu Zweibrücken als Page erzogen und gut unterrichtet, dann mit den jungen Fürstlichkeiten in Frankreich auf Reisen, wurde er Hofjunker, trat aber in kaiserlichen Kriegsdienst und lag während der dreijährigen türkischen Belagerung in Eperies, wo er des Latein mächtig wurde. Wieder als Kammerjunker am pfälzischen Hofe, wurde er 1609 zu einer Sendung an die Herzogin Antoinette von Jülich gebraucht, trat aber dort im Jülich’schen Erbfolgekriege in den Dienst des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg und verlor als Lieutenant im Regiment des Obersten Kracht vor Jülich sein rechtes Bein. Mit einem Gnadengehalte des Kurfürsten studirte er darnach vier Jahre Mathematik und Festungsbau. Wol des letzteren wegen bestellte ihn dann Friedrich Ulrich von Braunschweig zum Capitän, aber unmittelbar darauf zog ihn Johann Sigismund wieder an sich, um eine Jülich’sche „Guarde“ zu werben, die er bis 1619 in Berlin befehligte. Auch wurde er zu Gesandtschaften benutzt. 1619 trat er mit kurfürstlicher Genehmigung als Oberstlieutenant und Führer eines Regiments zu Fuß in den Dienst der schlesischen Stände und dann alsbald als Oberst und Oberbefehlshaber der Artillerie unter den Markgrafen Johann Georg von Brandenburg-Jägerndorf. Nach des letzteren Untergang trat er als Oberst, Geheimer Rath und Statthalter in die Dienste des Grafen Anton Günther von Oldenburg, von dort übernahm ihn Christian IV. von Dänemark 1625 ebenfalls als Geheimen Rath und Obersten über sein Leibregiment. Er fungirte hier als Generalwachtmeister, fiel aber in der Schlacht bei Lutter am Barenberge den Kaiserlichen [115] in die Hände, die ihn 1½ Jahr zu Bockenheimb (Bockenem?) gefangen hielten. Frei geworden trat er als Oberst und Commandant in den Dienst der Stadt Bremen, wo er 1628 und 1629 war. Nach Gustav Adolfs Landung nahm Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin L. am 29. Juni 1630 in Verpflichtung als Geheimen Kriegsrath und Oberst eines neu zu errichtenden Regiments. Als solcher zwang er die Kaiserlichen zur Uebergabe von Dömitz, trat mit den mecklenburgischen Truppen unter schwedischen Oberbefehl und wurde Commandant des von Ake Tott eingenommenen Wismar. Nachher übertrug ihm Gustav Adolf bei der niedersächsischen Armee die Stelle als Sergeant-Major-General (Chef des Generalstabes). Hier focht er unter Knyphausen, war auch zeitweilig Commandant von Magdeburg. Bei der feindlichen Stellung Mecklenburgs zu Schweden nach dem Prager Frieden verließ er 1636 den schwedischen Dienst und wurde bei Adolf Friedrich Geheimer Kriegsrath, Generalmajor und Commandant von der Stadt Rostock, der er durch Verhandlung eine gewisse Sicherheit sowol bei den schwedischen Führern wie bei Gallas zu verschaffen wußte. Auch sonst verhandelte er mit den Kaiserlichen wie mit der Ritterschaft, um das Land zu erleichtern. Einer ganzen Reihe neuerer Sprachen und des Lateinischen war er mächtig und bei der Rostocker streng lutherischen Geistlichkeit wegens einer von Gustav Adolf angenommenen kirchlichen strengen Zucht unter den Soldaten und wegen seiner eigenen Kirchlichkeit sehr beliebt, aber trotzdem vermuthlich reformirt. Es wird erwähnt, daß er viel geschrieben habe, speciell gerühmt wird eine in der Gefangenschaft verfaßte Uebersetzung des Sallust und ein aus dem Italienischen übersetzter „Verfolgter David“. Er war in die „fruchtbringende Gesellschaft“ als „Fester im Stande“ mit dem Abzeichen „Brasilienholz“ aufgenommen. Ein technisches Buch sollte, wie er an Adolf Friedrich schrieb, 1629 erscheinen. Seine späte Ehe mit Magdalene v. Stralendorf, verw. v. Steding, blieb kinderlos, er wurde in der Marienkirche zu Rostock beigesetzt. Erbe wurde sein Brudersohn, Wilhelm v. L., Major im schwedischen Regiment v. d. Goltz.

Fast alle Nachrichten stammen aus der Parentation „miles Christianus“ etc. von Constantin Fidler, Rostock 1640, und der Einladung zur Parentation vom Universitätsrector Dr. theol. Johannes Quistorp (hier ist verdruckt a Calchein). Danach bei O. Krabbe, Aus dem kirchl. und wissensch. Leben Rostocks. Zur Geschichte Wallensteins und des 30jährigen Kriegs. Berlin 1863. Das Geschlecht wurde auch Calcum, Calckhun geschrieben. Ueber den Zweig der Calcheim, genannt Leuchtmar, vgl. Deutscher Herold, 1880, S. 142 f. und Allg. D. Biogr. III, 692 v. Calcum. v. Lützow, Mecklenb. Gesch. III, 260, 272. Lisch, Jahrb. II, 191, 209; XII, 99; XVII, 222.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 115. Z. 16 v. u.: Vgl. noch: P. v. Schaumburg, Wilhelm v. Calckum gen. Lohausen, königlich schwedischer und herzoglich mecklenburgischer Generalmajor. Elberfeld 1866. [Bd. 21, S. 796]