ADB:Burchard (Bischof von Lausanne)

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Artikel „Burchard, Bischof von Lausanne“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 376–377, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Burchard_(Bischof_von_Lausanne)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 18:15 Uhr UTC)
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Burchard, Bischof von Lausanne, gewählt 1073, † am 24. December 1088. B. zählte, gleich seinem gleichnamigen Zeitgenossen auf dem bischöflichen Stuhl von Basel (s. A. D. B. III, 554 u. 555), zu den eifrigsten und hingebendsten Anhängern König Heinrich’s IV. Sehr wahrscheinlich ein naher Verwandter des Basler Bischofs Burchard, stammte B. als Sohn des Grafen Bucco aus dem nach der Burg Oltingen – zunächst der Einmündung der Saane, des linken Nebenflusses der Aare, in diesen die Grenze Schwabens gegen Burgund bildenden Fluß – sich benennenden Geschlechte, und die Vermuthung liegt nahe, Heinrich IV. habe, wie 1072 Basel an Burchard aus dem gräflichen Hause von Vinelz, so jetzt 1073 Lausanne an B. aus dem Grunde zugewiesen, um sich auf diese Bischöfe gegen den beargwöhnten Schwager Rudolf, den späteren Gegenkönig, stützen zu können. B. hatte vielleicht schon 1073 zu den von Papst Alexander II. gebannten königlichen Räthen gezählt; 1076 war er der einzige aus Burgund auf der Wormser Reichsversammlung anwesende und bei Gregor’s VII. Verurtheilung betheiligte Bischof, so daß ihn Gregor’s VII. die Erwiderung bildende Strafverkündigung auf der alsbald folgenden römischen Fastensynode ebenfalls traf. Hernach gehörte B. zu den Getreuen, die im Herbste des Jahres am längsten zu Oppenheim an des Königs Seite verharrten, und ebenso folgte er 1077 Heinrich IV. nach Canossa; er war unter denjenigen, die der Papst, nach Heinrich IV., vom Banne löste. Es verstand sich von selbst, daß nach der Wahl Rudolf’s in Forchheim B., mit den Bischöfen Burchard von Basel und Wernher von Straßburg, sich an die Spitze der Vertheidigung der Rechte Heinrich’s IV. stellte; die thatkräftige Gemahlin Rudolf’s, Adelheid, mußte gleich 1077 vor ihnen aus Burgund zurückweichen. 1079 wurde dann B., weil „er vor den Uebrigen durch engeren Anschluß sich gefällig erwiesen, aufmerksamer gedient, vertraulicher seine Anhänglichkeit gezeigt habe“, für seine „sehr mächtige hülfreiche Kirche“ mit höchst ansehnlichem Landbesitze zwischen Alpen und Jura, von der Saane bis zur Brücke von Genf, aus Rudolf’s confiscirten Gütern, durch Heinrich IV. ausgestattet und im gleichen Jahre, bei der Neuordnung der Kanzlei für Italien, unter dem Erzkanzler Erzbischof Sigewin von Cöln, als Kanzler bestellt. So nahm er 1080 zu Brixen an der Wahl des Gegenpapstes Wibert Theil; er zählte da zu den Bischöfen, an welche der heftige Vorkämpfer des Königs in Italien, der von Alba verjagte Bischof Benzo, seine in so eigenthümliche Form gekleideten Ermahnungen richtete, insbesondere [377] daß B. sich anstrenge, die Mutter der Königin Bertha, Gräfin Adelheid, für die Sache Heinrich’s IV. zu gewinnen. 1081 bis 1084 begleitete dann B. Heinrich IV. auf dessen Romfahrt, und ohne Zweifel war er auch Zeuge der Kaiserkrönung durch Wibert-Clemens III. am 31. März 1084. Ebenso diente er nach der Rückkehr dem Kaiser wieder als Kanzler; so war er an der großen Synode zu Mainz 1085, die durch Absetzung aller Bischöfe der gregorianischen Partei die kirchliche Einheit im Reiche herstellen sollte, betheiligt. 1088 begleitete B. Heinrich IV. auf dem Feldzuge gegen den stets unzuverlässigen, abermals verrätherisch gewordenen geächteten Markgrafen Ekbert nach Thüringen und wirkte an der Belagerung von dessen Burg Gleichen mit. Doch am Vorabend des Weihnachtsfestes überfiel Ekbert die geschwächte vor der Burg liegende Heeresabtheilung, und in dem für die Kaiserlichen ungünstig verlaufenden Kampfe, in dem B. die Königslanze getragen hatte, fiel dieser selbst, neben vielen Geistlichen. B. war bei der gegnerischen Partei höchst verhaßt gewesen – nach der Lausanner Bisthumschronik hatte der Bischof über die Cölibatgebote sich völlig hinweggesetzt und in rechtmäßiger Ehe gelebt –; aber auch ein so heftiger Feind, wie der Chronist Bernold war, für den B. „nicht ein Bischof, sondern der Antichrist“ war, räumte nach Burchard’s Tode ein, er habe sich in diesem letzten Kampfe tapfer zur Wehr gesetzt. Burchard’s zweiter Nachfolger in Lausanne war der Bruder des Basler Bischofs Burchard, Cono, der gleichfalls für Heinrich eintrat.

Vgl. Jahrbücher des deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Band II ff.