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Artikel „Breverus, Johannes“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 322–323, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Breverus,_Johannes&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:26 Uhr UTC)
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Breverus: Johannes B., Superintendent von Riga, geb. 11. März 1616, † 12. Mai 1700. Den Geist der rigischen Kirche haben fast während des ganzen 17. Jahrhunderts zwei Persönlichkeiten bestimmt, die Superintendenten Samson, der von 1608–43 auf den dortigen Hauptkanzeln predigte, und B. Zu Eisfeld als Sohn eines Secretärs beim Mannsfeldischen Consistorium geboren und auf dem dortigen Gymnasium vorgebildet, verließ er, vielleicht der Kriegsläufte halber, seine Vaterstadt und kam über Lübeck 1634 nach Riga, wo er, bald in Samson’s Haus aufgenommen, noch 5 Jahre die Domschule besuchte. Dann erhielt er von seinen dortigen Gönnern die Mittel zu einer Reise und weiterer Ausbildung, studirte zu Marburg, wo er Feuerborn, Ebel, Hanneken, Schuppius u. A. hörte und 1640 die Magisterwürde erhielt; zu Helmstädt, wo ihn Georg Calixt anzog; trieb homiletische Studien zu Braunschweig, machte eine Reise nach Amsterdam, um die berühmtesten Vorkämpfer der Reformirten persönlich kennen zu lernen, und ging dann über Leipzig, wo er Joh. Ben. Carpzov aufsuchte, 1642 noch nach Wittenberg. Endlich 1643 nach Riga zurückgekehrt, erhielt er alsbald die Professur der Poesie und Beredsamkeit am Gymnasium. Es gelang ihm während einer Reihe ruhiger Jahre das Gymnasium zu hoher Blüthe zu bringen, so daß es, auch von auswärts, stark besucht ward. Aber das für Riga furchtbare Kriegsjahr 1656, die russische Belagerung unter Alexei Michaelowitsch, welche Hungersnoth und Pest im Gefolge hatte, zerstörte auf manche Jahre, was er auf jenem Felde geschaffen hatte. Als die Russen wieder abzogen, waren von den 13 Predigern der Stadt 11 gestorben. B., so jung er verhältnißmäßig noch war, ward infolge dessen am 3. Juni 1656 Diacon am Dom, am 10. Juni 1657 Wochenprediger, am 12. Juli erster Wochenprediger, am 14. October Pastor am Dom, am 12. Septbr. 1658 Oberpastor zu St. Petri und damit erster Geistlicher der Stadt, endlich am 28. April 1690 Superintendent. Seine Predigten, so hoch geschätzt er als Kanzelredner war, zeigen ihn doch weder an Geist noch Geschmack der durchschnittlichen theologischen Art seiner Zeit überlegen. Von durchgreifendem Einfluß [323] aber war sowol sein Wirken für das Gymnasium, dem er auch später als Professor der Theologie seine Aufmerksamkeit wieder widmete, als auch sein maßhaltender Geist in der Leitung der Kirche unter den confessionellen Zerwürfnissen der Zeit. Zwar stand er trotz seiner früheren persönlichen Berührungen mit den Reformirten und mit Calixt dennoch auf dem Boden der strengsten lutherischen Orthodoxie, aber er suchte, soweit er nicht durch die hinter ihm stehende streitsüchtige Geistlichkeit gedrängt ward, den Hader zu meiden. Als freilich von König Karl XI. in der Person des zum Superintendenten ernannten Dr. Joh. Fischer aus Sulzbach ein eifriger Anhänger Spener’s, der sogar das Verbrechen begangen hatte, Richard Baxter’s Büchlein von der Selbstverleugnung ins Deutsche zu übersetzen, nach Riga berufen ward, da half auch B. ihm das Leben so sauer zu machen, daß er endlich Livland 1699 wieder verließ. Als Fischer 1688 eine „Schriftmäßige Erklärung des kleinen Katechismi Dr. M. Luther’s“ herausgegeben hatte, beeilte sich B., dieselbe durch seine „Christliche Katechismusübung“, 1691, unschädlich zu machen. Die Fischer’sche Arbeit, 1699 ins Lettische übersetzt, erhielt sich dennoch in dieser Gestalt im Volke bis in die neuere Zeit. Der Brever’sche Katechismus dagegen blieb in Riga bis 1800 im Gebrauch. Auch Brever’s „Neues vollständiges Rigisches Gesangbuch“ 1664, erhielt sich bis gegen Ende des vor. Jahrhunderts. Ursprünglich ca. 400 Lieder umfassend, enthielt es in der letzten Ausgabe (von 1761) deren 1377; es ist eine ganz vorzügliche Liedersammlung. – Brever’s sonstige Arbeiten, meistens lateinische Dissertationen u. drgl., sind heute von keinem Interesse mehr.

C. A. Berkholz, Dr. Joh. Breverus, Superintendent von Riga, Pastor, Professor und Inspector etc. Riga 1869.