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Artikel „Breitinger, Heinrich“ von Theodor Vetter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Breitinger,_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 14:41 Uhr UTC)
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Breitinger: Heinrich B., Litterarhistoriker und Philologe, 1832–1889. Als letzter Sprosse desjenigen Zweiges der Breitinger, dem Antistes J. J. Breitinger (1575–1645) und Bodmer’s Genosse J. J. Breitinger (1701–1776) angehört hatten, wurde Heinrich B. als Sohn des Pfarrer zu Ellikon am 11. März 1832 geboren. Mit zwölf Jahren kam er in das Gymnasium seiner Vaterstadt Zürich, und, da er sich hier nicht zurechtfinden konnte, im J. 1848 nach Erlangen, wo er bei Doederlein wohnte und im Gymnasium durch dessen Unterricht in den classischen Sprachen wesentlich gefördert wurde. Er begann das Studium der Medicin, mußte es aber – infolge der Verletzung der rechten Hand bei einem Duell – wieder aufgeben und wandte sich dem Studium der neueren Sprachen zu. Er hielt sich in Zürich, Basel und Lausanne auf, war für 1½ Jahre in London und wurde Ostern 1857 Lehrer des Französischen und Englischen an der thurgauischen Kantonsschule in Frauenfeld. Seine lange und erfolgreiche Wirksamkeit brachte ihm Ostern 1876 die [220] Berufung zum ordentlichen Professor für neuere Sprachen an der Universität Zürich, wo er bis zu seinem Tode – am 2. März 1889 – eifrig thätig war.

Breitinger’s Stärke lag in einem sehr anregenden Unterricht an der Mittelschule wie an der Universität; er beherrschte Französisch, Englisch und Italienisch vollkommen und besaß große Belesenheit wie auch bedeutende Sprachgewandtheit. Aber auch litterarisch trat er mit Einzelabhandlungen und mit Lehrmitteln sehr erfolgreich auf. Seine bedeutenderen Schriften sind: „Der Salon Rambouillet“ (Frauenfeld 1874); „Die Vermittler des deutschen Geistes in Frankreich“ (Zürich 1876); „Les trois unités d’Aristote“ (Genève 1879); „Aus neueren Litteraturen“ (Zürich 1879, darin z. B.: Die Entwickelung des Realismus in der französischen Dichtung des XIX. Jahrhunderts; Paul-Louis Courier; Frau von Staël und George Sand; De Amicis u. a. m.); verschiedene Aufsätze über Heinrich Meister; s. A. D. B. XXI, 256; „Aphorismen zur französischen Grammatik“ (Frauenfeld 1861); „Die französischen Uebersetzer der Alten im 16. Jahrhundert“ (Frauenfeld 1865); „Die französischen Grammatiker bis Vaugelas“ (ebd. 1867); Uebersetzung von Mármols Amalia, 3 Bände (Jena 1873); Uebersetzungen aus Petronius (Stuttgart 1874). In den Tagesblättern erschienen zahlreiche, frisch geschriebene Reiseskizzen; kleinere litterarhistorische Arbeiten in der „Gegenwart“, in Herrig’s Archiv, in Körting’s Zeitschrift; für die Bibliographie Universelle schrieb er Jahre lang die „Chronique Allemande“. Seine Vielseitigkeit ist trefflich illustrirt in der Sammlung „Studien und Wandertage“ (Frauenfeld 1890), denen die obigen biographischen und bibliographischen Notizen im wesentlichen entnommen sind.