ADB:Breitinger, Johann Jakob (reformierter Theologe)

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Artikel „Breitinger, Joh. Jakob“ von Johann Kaspar Mörikofer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 294–295, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Breitinger,_Johann_Jakob_(reformierter_Theologe)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:56 Uhr UTC)
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Breitinger: Joh. Jakob B., geb. 1575, † 1645, nach sechs gelehrten Nachfolgern Zwingli’s in der Leitung der Kirche Zürichs ein nicht auf Gelehrsamkeit gestellter, sondern ganz auf das Leben gerichteter Mann, aber gebildet, vielseitig, muthvoll durchgreifend. Es gab damals keinen zweiten Prediger, welcher mit gleicher Freimüthigkeit so treffend und schlagend die Gebrechen seiner Zeit zu rügen vermochte. Seine Synodalreden sind Fundgruben der Pastoralklugheit und Muster der Berufstreue und würdigster Auffassung des Amtes. Mit gleicher Offenheit wie gegen die Standesgenossen redete er der Obrigkeit mit erschütternder Eindringlichkeit ins Gewissen hinein, z. B. gegen den fremden Kriegsdienst, Mieth und Gaben, Stellenjägerei, Staatsgutverschleuderung; aber die entrüsteten Rathsglieder wagten nicht gegen den glaubensstarken Volkstribun einzuschreiten, der sich auf das beistimmende Vertrauen seiner Mitbürger stützte. Auch in der Schweiz hatte sich die Reformation mehr in der Lehre, desto mangelhafter [295] im Leben ausgebildet. Unter B. ging es entschieden vorwärts: von ihm wurde die Volksschule, die sonntägliche Kinderlehre und der Kirchengesang zu Stadt und Land allgemein durchgeführt; er gab den Anstoß zur Feier des Sonntages in der reformirten Kirche der Schweiz und ordnete eine geregelte Buchführung für die Kirchgemeinden an. Durch seinen Antrieb kamen alljährlich ungewöhnlich reiche Collecten für verfolgte Glaubensgenossen, sowie mehrere, bis heute fortdauernde wohlthätige Stiftungen Zürichs zu Stande. B., streng an die Lehre der Reformation sich haltend, stand an der Spitze der schweizerischen Abgeordneten bei der Synode von Dortrecht, daselbst nur zu eifrig und einflußreich in buchstäblicher Wahrung der helvetischen Confession.

Breitinger’s handschriftliche Selbstbiographie (des Druckens werth, aber zu freimüthig, als daß sie in früherer Zeit hätte gedruckt werden dürfen). Miscellanea Tigurina, 1722–1724, 3 Bde. J. C. Mörikofer[WS 1], J. J. Breitinger u. Zürich. Ein Culturbild a. d. Zeit d. 30jähr. Krieges. 1873.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: J. E. Mörikofer