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Artikel „Bernhard der Kraiburger, Bischof von Chiemsee“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 418–419, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bernhard_von_Kraiburg&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 10:40 Uhr UTC)
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Bernhard der Kraiburger, Bischof von Chiemsee 1467–1477. Er war geboren zu Kraiburg am Inn als „Friedrichen Kramers Sohn“, wie eine Urkunde besagt. Von seinem Bildungsgange und seinem Vorleben überhaupt ist nur sehr wenig bekannt; wir finden ihn zuerst als Kanoniker zu Friesach, später, 1452, als Kanzler des Erzstiftes Salzburg, in welchem Jahre er auf einem Gerichtstage zu Wiener-Neustadt einen Streit zwischen Salzburg und Berchtesgaden zu Gunsten seines geistlichen Fürsten entschied. Papst Nicolaus V. bestätigte seine Entscheidung 1454. Im J. 1467 erhob ihn Erzbischof Bernhard von Salzburg kraft eines seinem Stuhle zustehenden Privilegiums zum Bischofe von Chiemsee und ertheilte ihm am Sonntage in der Octave von St. Peter und Paul die Consecration. Auf dem großen Provinziallandtage zu Völkermarkt, 20. Mai 1470, wo unter dem Vorsitze Kaiser Friedrichs III. wegen der Türkengefahr verhandelt wurde, erschien Bischof B. an der Seite seines Metropoliten, und seine Stimme fiel bei diesem Anlasse um so mehr in das Gewicht, als er über das Vordringen der Türken schon früher einen in zahlreichen Abschriften verbreiteten Klageruf veröffentlicht hatte („Deploratio miseriarum sui saeculi, praecipue captae a Turcis urbis Constantinopolitanae“). Wie lebhaft er überhaupt an den Zeitereignissen Antheil nahm, beweisen seine Briefe über den Tod des Königs Ladislaus IV. von Ungarn und Böhmen[WS 1] („Epistola de obitu regis Ladislai“), sowie über das Verfahren des Herzogs Sigismund von Oesterreich [419] gegen Nikolaus von Cusa („Narratio rei gestae per Sigismundum Duc. Austr. contra Cardinalem de Cusa“). Letzterer wollte B., da derselbe noch Kanzler war, als apostolischen Commissär über sein mit dem Interdicte belegtes Bisthum Brixen aufgestellt sehen, allein auf den Wunsch seines Erzbischofs mußte B. ablehnen. Am 15. Nov. 1475 war er mit diesem bei der berühmten Hochzeit Georg des Reichen zu Landshut anwesend. Dabei verabsäumte er nicht seine bischöflichen Pflichten; während der Jahre 1471–1475 finden wir ihn vielfach auf Pastoralreisen begriffen. Er starb 17. Oct. 1477, nachdem er letztwillig noch seinem Geburtsorte eine ständige Seelsorge zugewendet hatte, und wurde im Dome zu Herrenchiemsee nächst dem St. Stephansaltare bestattet. Zwei seiner Briefe sind im „Thesaurus anecdotorum“ von B. Pez, Tom. VI. P. III. p. 360 und 362 nach Manuscripten des Kl. Melk abgedruckt. Am vollständigsten fanden sich seine Schriften im Kl. Mondsee vor. Mantissa chronici Lunaelacensis, p. 365. 388.

Vgl. Deutinger’s Beitr. I. 221. – Hansiz, Germania sacra II. p. 519 sq. – Riedl, Gesch. von Kraiburg. S. 86.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist Ladislaus Posthumus († 1457)