Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Deutinger, Martin v.“ von A. Weiß. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 89–90, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Deutinger,_Martin_von&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 01:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Deusing, Hermann
Nächster>>>
Deutinger, Martin
Band 5 (1877), S. 89–90 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Martin von Deutinger in der Wikipedia
Martin von Deutinger in Wikidata
GND-Nummer 118906631
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|89|90|Deutinger, Martin v.|A. Weiß.|ADB:Deutinger, Martin von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118906631}}    

Deutinger: Dr. Martin v. D., Dompropst und Geschichtschreiber, geb. 11. Novbr. 1789 in Wartenberg bei Erding, studirte in Freising und Landshut und wurde 21. März 1813 zum Priester geweiht. Nach seiner Promotion kam er 1814 als Registrator und Taxator in das Generalvicariat zu Freising. Hier, am Sitze der alten Bischöfe, im Anblicke der Ruinen, in welche durch die Säcularisation die einst von ihm selbst noch geschauten, an geschichtlichen Erinnerungen so reichen Schöpfungen derselben sich aufgelöst hatten, mochte sich in ihm zuerst der Gedanke regen, wenigstens schriftlich der Nachwelt die Kunde von dem zu vermitteln, was die neuere Zeit nicht mehr hatte überdauern können. Der Umgang mit Männern wie mit dem hochverdienten Heckenstaller konnte ihm nur förderlich sein. Als Registrator im Generalvicariate hatte er am besten Gelegenheit, diesem Hange nachzugehen und er arbeitete mit einem unermüdlichen Fleiße daran, der ihn auch später unter der größten Last von Amtsgeschäften stets Zeit zur Fortsetzung der Arbeiten finden ließ. Seine Gründlichkeit und Genauigkeit, sowie die Liebenswürdigkeit seines Charakters war allgemein anerkannt. Freie Zeit hatte er so gut wie keine. Schon damals war seine Arbeit, die Ordnung der Acten nach den Stürmen der Säcularisation, eine ungeheuere. Bei Errichtung des Erzbisthums München-Freising kam er (28. Oct. 1821) als der jüngste Domcapitular nach München. Dort blieb er bis zu seinem Tode, wurde 31. Decbr. 1825 Oberkirchenrath und Schulrath im Ministerium des Innern, 28. Oct. 1836 Generalvicar, 1837 Mitglied der königl. baierischen Akademie der Wissenschaften, 9. Juni 1841 Dompropst, 10. Oct. 1846 Director des allgemeinen geistlichen Rathes und des Metropolitangerichtes. Er starb als eines der Opfer, welche sich die officiell für erloschen erklärte Cholera aus den höheren Schichten der Münchener Gesellschaft holte, am 30. Oct. 1854. Unter [90] seinen schriftstellerischen Arbeiten (die er selber aufzählt im akademischen Almanach 1843, 211; 1849, 129) ist besonderer Erwähnung werth die Diöcesanbeschreibung der alten Diöcese Freising, jetzigen Erzdiöcese München-Freising. Es bestehen seit bald 600 Jahren bis zu der neu begonnenen (von Anton Mayer[WS 1]) deren nur vier: die erste durch Bischof Konrad III. von Freising im J. 1315 veranlaßt, die zweite des Generalvicars Stephan Sunderndorfer, die er 1524 bei Gelegenheit einer Diöcesanvisitation fertigte, die dritte von Fr. Jos. Ant. Schmid, Canonicus bei S. Andrä in Freising, 1738–48 verfaßt, endlich die 1820 durch D. herausgegebene „Tabellarische Beschreibung“. Natürlich ist sie für die heutigen Bedürfnisse nach so vielen Veränderungen meist unbrauchbar. Aber geschichtlich ist sie von größtem Werthe und sehr zur gelegenen Zeit gemacht, weil sie bei Mangel anderer Nachrichten von den Folgen der Säcularisation über diese vielfach ausschließlich Kenntniß nehmen läßt. Später hat er auch „Die älteren Matrikeln des Bisthums Freising“ neu erscheinen lassen in 3 Bänden (1849 u. 1850). Daneben zeichnen sich durch großen Werth aus die in 6 Bänden von D. im Vereine mit anderen Geschichtsforschern herausgegebenen „Beiträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzb. M.-Fr.“. Ein wirklich bedeutendes Verdienst erwarb er sich durch die von ihm geförderte Umgestaltung des „Schematismus“ der Erzdiöcese. Sonst war dieser, nach Art der Staats- und Hofhandbücher, nur eine trockene Liste der Geistlichen, mit allen Titeln und Würden, der Pfründen und allenfalls der Seelenzahl der Gläubigen. Er aber machte aus dem Münchener Schematismus eine sehr wichtige Quelle für Geschichte und Statistik der Specialkirchengeschichte. Den größeren Theil derselben nehmen jetzt statistische Tabellen ein über die Verhältnisse der Seelsorge, der Schulen, dann eine Jahreschronik über die Ereignisse in der Diöcese, an den verschiedenen in ihr gelegenen kirchlichen und Unterrichtsanstalten, über die frommen und gemeinnützigen Stiftungen, Sammlungen, Vereine, über kirchliche und staatliche auf die Kirche bezügliche Erlasse, über Errichtung und Aenderung von Pfründen, über die vom Diöcesanclerus gefertigten schriftstellerischen Arbeiten, Biographien verdienter Geistlicher u. s. f. Die meisten baierischen Diöcesen haben diese vortreffliche Einrichtung nachgeahmt, und so, wie Schulte (Status dioecesium, Giessae 1866, p. IV) anerkennt, eine dankenswerthe Unterstützung für kirchenrechtliche, statistische und geschichtliche Arbeiten geliefert. Außerdem war D. für die Förderung der Zwecke des historischen Vereines von Oberbaiern sehr thätig, dessen Jahresberichte für 1852 u. 1853 von ihm sind.

Münchener gelehrte Anzeigen 1835, Nr. 4, 38 f. Beilage zur Augsburger Postzeitung, 13. Dcbr. 1854. Schematismus der Erzdiöcese München-Freising 1855, 216–231.
A. Weiß.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Anton Mayer (1818–1877), Dombenefiziat der erzbischöflichen Kurie in München.