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Artikel „Berg, Philipp von“ von Ferdinand Frensdorff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 364–365, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berg,_Philipp_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 09:47 Uhr UTC)
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Berg: Philipp v. B.[1], preußischer Abgeordneter, geb. 1815, † 13. März 1866. Sein Vater war preußischer Major und fiel bei Belle-Alliance, seine Mutter die Wittwe eines französischen Generals, geborene Gräfin Bentheim, die in Düsseldorf zur katholischen Kirche übertrat und später in Deutz lebte. Der Sohn besuchte das Gymnasium zu Köln, studirte in Bonn und Berlin Geschichte und neuere Sprachen, nachher in Bonn Theologie. Seit 1843 Priester, wirkte er an verschiedenen rheinischen Orten, besonders in Jülich und Köln.[2] Seit 1864 geistig und körperlich leidend, starb er[3] im Alexianerkloster zu München-Gladbach. – Caplan v. B. ist zu zwei verschiedenen Zeiten Mitglied der preußischen Volksvertretung gewesen. In der Nationalversammlung des J. 1848 war der Abgeordnete für Jülich einer der Führer des einflußreichen linken Centrums und blieb ihr treu bis zur Sprengung. Auch der kurzlebigen zweiten Kammer des Frühjahrs 1849 gehörte er an. Die parlamentarische Thätigkeit des J. 1848 brachte ihn nach mehr als Jahresfrist mit 35 seiner Genossen auf die Anklagebank. [365] Er räumte ein, für die Steuerverweigerung und zwar mit der Ruhe, die ihn in gefährlichen Tagen nicht verlasse, gestimmt und den Beschluß verbreitet zu haben, vermochte aber weder in einem legalen, allerdings vergeblichen Appell an die Männer des Landes, noch in der ihm speciell zur Last gelegten Handlung, vierzig Plakate des Beschlusses an das Jülicher Landrathsamt versandt zu haben, den Thatbestand des versuchten Aufruhrs zu erblicken. Seine glänzende Vertheidigungsrede trug, darf man glauben, nicht wenig dazu bei, daß die Berliner Geschworenen am 21. Febr. 1850 das Nichtschuldig über ihn und die Mehrzahl seiner Genossen aussprachen. – Unter sehr geänderten Verhältnissen gelangte B. bei einer Nachwahl im Januar 1860 in das Abgeordnetenhaus. Durfte er sich früher rühmen, die Meinung einer bedeutenden Zahl, zumeist die der Majorität vertreten zu haben, so stand er jetzt isolirt unter den Parteien. Seine geistreiche, schlagfertige Rede und die Originalität seiner politischen Haltung verschafften ihm auch jetzt bereitwilliges Gehör. Von den liberalen Fractionen trennte ihn vornehmlich seine Beurtheilung der deutschen Frage. Eine gemeinsam mit Rodbertus und Bucher im Januar 1861 erlassene öffentliche Erklärung, welche dem Nationalitätsprinzip entgegen einem gesunden politischen Egoismus das Wort redete und das Eintreten Deutschlands zur Wahrung der Stellung Oesterreichs in Italien verlangte, gab weniger durch ihre theoretische Forderung, welche man in Erinnerung an die kosmopolitischen Tendenzen der Demokratie von 1848 beifällig aufnahm, als durch ihre praktische Spitze der Differenz bestimmten Ausdruck. Die parlamntarische Vertretung dieses Programmes fiel B. zu, der in der Adreßdebatte vom Februar 1861 den Wunsch aussprach, das deutsche Schwert hätte als gute Warnung für die Feinde einen lustigen, pfeifenden Ton gegeben, denn die beste Deckung sei der Hieb, und den Vertheidigern der preußischen Hegemonie als richtigen Weg zum Ziele die freiheitliche Entwickelung der Verfassung in den deutschen Einzelstaaten empfahl. Weniger deutlich war seine Stellung in kirchenpolitischer Hinsicht. Der katholischen Fraction gehörte er nicht an, aber für die Erhaltung des Kirchenstaates als der geschichtlich nothwendigen Garantie eines unabhängigen Papstthums stand er doch ein, und schwerlich hat ihn je die Erinnerung verlassen, daß er in das politische Leben eintrat, als die Wahlen im Westen nach seinem eigenen Zeugniß der Kirche Unabhängigkeit, dem Glauben Freiheit gewinnen wollten.

Allg. Ztg. 1866, Nr. 75, Beilage; Nationalztg. 1850, Nr. 80, Beilage.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 364. Z. 14 v. u. l.: Philipp Karl Peter v. B. [Bd. 3, S. 793]
  2. Z. 8 v. u. zuzusetzen: Seit 1862 war er Pfarrer in Gustorf, Kr. Grevenbroich. [Bd. 3, S. 793]
  3. Z. 7 v. u.: starb er an der Gehirnerweichung. [Bd. 3, S. 793]