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Artikel „Benno II., Bischof von Osnabrück“ von Adolf Schaumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 339–341, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Benno_II.&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 04:42 Uhr UTC)
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Benno II., Bischof von Osnabrück, † 1088, zählt unter die großen Männer, an denen das 11. Jahrhundert überhaupt so reich war. Er war in einem Dorfe bei Lüningen in Schwaben von freien, aber armen Eltern geboren, zu Straßburg und im Kl. Reichenau von Hermann „Contractus“ unterwiesen und vollendete, nach einer Reise nach Jerusalem, die Ausbildung für seinen Beruf, bei ungewöhnlichen Anlagen, in der damals berühmten Domschule zu Speier. Kaiser Heinrich IV., der bald ein solches Talent erkannte, zog ihn nach Goslar; dann reformirte er dem Bischof Ezzelin von Hildesheim das Schulwesen in dessen Diöcese. Im Jahre 1051 nahm er Theil an dem Kriegszuge nach Ungarn, wo er durch seine vortrefflichen Proviant-Einrichtungen das Heer von Hungersnoth rettete. Nach seiner Rückkehr ward er Dompropst zu Hildesheim. Heinrich IV. jedoch zog ihn immer mehr an seine Person, und da er als Schwabe nicht den angeerbten Haß der Sachsen gegen diesen Herrn hatte, so blieb er ihm auch zeitlebens ein treuer Gefährte. Der Kaiser benutzte zunächst seine technischen Kenntnisse beim Bau der Harzburgen, durch welche der ihm feindliche Stamm der Sachsen gebändigt werden sollte, – hatte doch B. seine Befähigung im Baufach kurz zuvor noch dadurch bewährt, daß durch seine zweckmäßigen Anordnungen der Einsturz der Domkirche in Speier, die dem Rhein zu nahe angelegt war, verhindert wurde! Erzb. Anno von Köln suchte ihn damals in seine Dienste zu ziehen, dem jedoch Heinrich IV. durch Bennos Ernennung zum Bischof von [340] Osnabrück, 1068, vorbeugte. In dieser Stellung hat er bei damals ungewöhnlichen Kenntnissen im Fache der Landwirthschaft für sein Stift viel gethan; er ordnete die bäuerlichen Verhältnisse, namentlich das Zehnt- und Dienst-Wesen, verbesserte die Art des Landbaues, und machte große Haide- und Moorstrecken urbar. Die Traditionen dieserhalb gehen bis auf den heutigen Tag. In dem von ihm besonders geliebten Iburg baute er sich neben dem von ihm gegründeten Kloster einen nach ihm benannten Thurm, der seine liebste Wohnung wurde. In dem ausgebrochenen Kriege der Sachsen gegen Heinrich IV. berief dieser B. wieder zu sich, und wir finden ihn 1069 zu Mühlhausen, 1071 zu Halberstadt und Mainz, 1072 zu Worms und 1073 zu Erfurt im engern Rath des Kaisers, mit dem er nebst dem Erzbischof Liemar von Bremen und dem Bischof Eppo von Zeitz fortan Glück und Unglück als treuer Freund theilte. Als jener Krieg für den Kaiser eine unglückliche Wendung nahm, und dieser in der Harzburg belagert wurde, floh B. freilich mit ihm, konnte jedoch den für seinen Herrn ungünstigen goslarschen Vertrag nicht hindern, dagegen übernahm er eine Mission nach Rom, um den Papst günstig für die kaiserliche Politik in Deutschland zu stimmen. Allein dieser erklärte sich offen gegen Heinrich IV., wogegen dieser wieder eine Versammlung deutscher Bischöfe nach Worms 1074 berief, in welcher B. Vortragender war, und die mit namentlicher Unterschrift der stimmenden Bischöfe im Namen des Kaisers über Absetzung Gregor VII. ein öffentliches Document ausgehen ließ. Jedoch ward die Sache des Kaisers dadurch nicht besser, unterlag vielmehr bald in dem hervorgerufenen Kampfe zwischen Staat und Kirche völlig. Zugleich sprach Gregor VII. über alle deutschen Bischöfe, welche bei jenem Schritte betheiligt waren, die Excommunication aus, und B. mußte 1076 nach Italien reisen, um nach ähnlichen Buß-Exercitien, denen sich später auch sein Kaiser zu Canossa unterzog, die Verzeihung des Papstes zu erlangen. Der nun hergestellte Friede dauerte nicht lange. Als die deutschen Fürsten Rudolf von Schwaben zum Gegenkaiser erwählt hatten, mußte B. abermals 1080 als Gesandter nach Italien, um vom Papst Verdammung jenes und Anerkennung des rechtmäßigen Kaisers zu erlangen. Allein Gregor trat wiederum auf Seite Rudolfs, entsetzte Heinrich IV. des Reiches und that mit ihm alle Bischöfe – welche von ihm Bisthümer empfangen, also auch B. – in den Bann. Dieser dagegen, damals siegreich gegen seine Feinde in Deutschland, entsetzte in einer Versammlung deutscher und italienischer Bischöfe zu Brixen, bei der wieder B. besonders thätig war, den Papst seines Amtes; und als der Kaiser, nachdem sein Gegner 1080 in der Schlacht von Merseburg geblieben war, nach Italien zog, um Clemens III. zum Papst einzusetzen, war freilich abermals in Deutschland ein Gegenkaiser in Heinrich von Lützelburg aufgestellt, der jedoch keines besonderen Erfolges sich zu erfreuen hatte. Zwar hatten dessen Anhänger namentlich das Stift Osnabrück verheert, und B. ging eilig von Italien in die Heimath, gewann hier durch kluge Unterhandlung den Markgraf Ekbert und den Bischof Udo von Hildesheim aus Feinden zu Freunden des Kaisers, kehrte dann 1082 schnell nach Italien zurück, wo Heinrich IV. mittlerweile Rom belagerte, um neue Unterhandlungen mit dem abgesetzten Gregor VII. im Namen des Kaisers zu führen, welche eine Aussöhnung bezwecken sollten. Bei Gregors bekanntem Charakter konnten solche natürlich zu keinem Resultate führen, und erst als Gregor VII. 1085 zu Salerno starb, ward einigermaßen Friede zwischen Reich und Kirche. Von jetzt an fühlte sich B. auch erst sicher im Besitz seines Bisthums, das er von da an nicht wieder verließ. Er starb am 27. Juli 1088 zu Iburg. Der erste Abt des daselbst von ihm gegründeten Klosters, Norbert, hat eine Lebensbeschreibung dieses großen Mannes hinterlassen. Sie ist abgedruckt in Pertz, Mon. hist. Germ. SS. Tom XII. p. 60–84.

[341] Zu vgl. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen, 3. Aufl. Bd. 2. S. 21–24.