ADB:Aretin, Karl Maria Freiherr von

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Artikel „Aretin, Karl Maria Freiherr von“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 519–520, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Aretin,_Karl_Maria_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 16:40 Uhr UTC)
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Band 1 (1875), S. 519–520 (Quelle).
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Aretin: Karl Maria Frhr. v. A., Historiker und Kunstforscher, geb. als ältester Sohn von Christoph v. A. (s. d.) zu Wetzlar 4. Juli 1796, † 29. April 1868. Seine zu Landshut begonnenen akadem. Studien wurden durch den Freiheitskrieg unterbrochen, welchen A. freiwillig als Lieutenant mitmachte. Er blieb dann im Militär; war von 1820–22 der Bundestagsgesandschaft in Frankfurt beigegeben und arbeitete darauf im Generalquartiermeisterstab, bis er sich 1825 aufs Land zurückzog, um neben der Landwirthschaft seiner Neigung für historische Forschungen zu leben. Die erste Frucht derselben war das „Chronolog. Verzeichniß der Bayrischen Staatsverträge“ (1838). Schon im nächsten Jahre erschien der erste (und einzige) Band eines darstellenden Werkes: „Bayerns auswärtige Verhältnisse seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts“, bis 1654 reichend. Am eingehendsten sind darin die Abschnitte von 1535–50 und von 1608–34 behandelt. Namentlich der letztere liefert viel Neues; freilich leidet die Darstellung Maximilians I. an apologetischer Einseitigkeit. Das gilt auch von dem ersten, gleichfalls leider einzigen Bande einer „Geschichte des bayr. Herzogs und Kurfürsten Maximilians I.“ (1842; auch 1843 italienisch erschienen). Er enthält [520] eine Darstellung der Zustände Baierns namentlich auf kirchlichem Gebiete in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, indem er des Kurfürsten Jugend und Erziehung schildert. Es reiht sich endlich hieran noch die bei Aretin’s Aufnahme zum ord. Mitglied der Münchener Akademie (1844) verfaßte Schrift: „Wallenstein, Beiträge zur näheren Kenntniß seines Charakters, seiner Plane, seines Verhältnisses zu Bayern“ (1845). Aus zu einseitiger Benutzung der Berichte des bairischen Gesandten in Wien ist dem Verfasser freilich ein sehr unvortheilhaftes Bild Wallensteins hervorgegangen, welches man deshalb auch mit Vorsicht aufnehmen muß. Doch aber ist auch diese Schrift, namentlich durch ihre stofflichen Mittheilungen, von bleibendem Werthe. Die Eröffnung der Münchener Feldherrenhalle gab A. Gelegenheit zu der vielgelesenen kleinen Festschrift: „Tilly und Wrede“ (1844).

A. war mittlerweile nach München und in den Staatsdienst zurückgekehrt. Seit 1843 arbeitete er als Legationsrath und Reichsherold im auswärt. Amt; 1846 war er zum Vorstand des ges. Staatsarchivs ernannt. 1847 ging er darauf als bair. Geschäftsträger nach Berlin, 1849 als geh. Legationsrath nach Wien und wohnte 1850 den Dresdener Conferenzen bei. Dann trat er aber in die Vorstandschaft des geh. Staatsarchivs, zu der 1860 auch diejenige des geh. Hausarchivs kam, zurück, und ward 1859 zum lebenslänglichen Reichsrath ernannt.

Mitten unter diesen vielfachen Geschäften und unter eigenen Kunstsammlungen hatte A. den von Hefner von Alteneck ausgegangenen Plan eines Museums aufgenommen, welches alle in Baiern noch vorhandenen auf die Geschichte des Herrscherhauses und des Landes bezüglichen Kunstschätze und Alterthümer vereinigen sollte. König Max II. ging mit Eifer auf diesen Gedanken ein, wies vorläufig ausreichende Räumlichkeiten in der Herzog Maxburg an und stattete A. mit Vollmachten und Mitteln zu der 1855 begonnenen Sammlung aus. In unglaublich kurzer Zeit war der ansehnliche Grund zu der jetzt mit Recht so hoch bewunderten Sammlung gelegt. A. hatte ein eigenthümliches Spürtalent und wenn er beim Entheben der Gegenstände nicht immer sehr bedenklich war, so kam dies der Sache nur zu Gute. Seine eigenen Sammlungen gab er uneigennützig drein. Verfuhr er anfangs mit lediglich dilettantischer Sachkunde, so ersetzte er dies einigermaßen durch einen ganz unermüdlichen Eifer und eignete sich auch bald reifere Einsicht an. Unter dem Sammeln und Ordnen entstanden (1855 bis 68) 7 Hefte der „Alterthümer und Denkmale des bayr. Herrscherhauses“. 1860 war die Sache so weit gediehen, daß A. zum Vorstande des „Bayrischen Nationalmuseums“ ernannt werden konnte. Nach Vollendung des eigens für diesen Zweck errichteten neuen Gebäudes ward die Sammlung dort nach dem hier zum ersten Male auf diesem Gebiet angewandten chronologischen Princip aufgestellt und am 12. Oct. 1867 eröffnet. Es zeigte sich freilich sogleich, daß eine neue übersichtliche Anordnung nöthig sei. Diese aber und die damit verbundene tiefere und wissenschaftlichere Durcharbeitung des Plans und der chronolog. Anordnung sollte der Gründer des Werkes nicht mehr erleben. Während er sich als Mitglied des Zollparlaments in Berlin aufhielt, entriß ein Schlagfluß ihn plötzlich seinem rastlosen Schaffen.