ADB:Albert II. (Bischof von Freising)

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Artikel „Albert V., Graf von Hohenberg, Bischof von Freising“ von Alexander Cartellieri in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 731–733, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albert_II._(Bischof_von_Freising)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 09:19 Uhr UTC)
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Albrecht V., Graf von Hohenberg, Bischof von Freising, war der älteste Sohn des Grafen Rudolf I. († am 11. Januar 1336) von Hohenberg aus dessen erster Ehe mit Agnes († 1317) von Werdenberg-Heiligenberg. Sein Großvater Albrecht II. (vgl. A. D. B. XII, 659), dessen Schwester Anna den König Rudolf von Habsburg heirathete, ist als Minnesänger bekannt. Wahrscheinlich im J. 1303 geboren, empfing A. seine erste wissenschaftliche Ausbildung in Konstanz, wo damals Walther von Schaffhausen Domscholaster war, und das geistige Leben noch unter dem Eindruck Bischof Heinrich’s von Klingenberg stand, und wurde bald mit einträglichen Pfründen bedacht. Schon 1317 erscheint er als Domherr zu Konstanz. Etwa um dieselbe Zeit bekam er die Pfarrkirche zu Groß-Rußbach in Oesterreich und drei Pfarreien in Schwaben, darunter jedenfalls Bondorf im Oberamt Herrenberg. In Paris studirte er mehrere Jahre und lebte dabei auf großem Fuße. Die Vorlesungen über Rechtswissenschaft, die er dort hielt, fanden viel Beifall. Er machte sich nicht nur durch seine hohe Herkunft, sondern wirklich durch sein Wissen einen angesehenen Namen, wurde auch Licenciat im Kirchenrecht. Im J. 1329 war er wieder in seiner Heimath. Am 27./28. März 1334 starb Bischof Rudolf III. von Konstanz, ein Graf von Montfort in Vorarlberg. Bei der Wahl seines Nachfolgers spaltete sich das Domcapitel: die kaiserlich Gesinnten erkoren A., die österreichisch und päpstlich Gesinnten den erwählten Bischof von Augsburg, Nikolaus von Frauenfeld, den Papst Johann XXII. am 13. April ernannte. Graf Rudolf I. von Hohenberg trat mit Waffengewalt für seinen Sohn ein und besetzte Konstanz, während Nikolaus sich mit seinen Anhängern in die nahe Feste Meersburg warf. Kaiser Ludwig erkannte die große Bedeutung, die der künftige Bischof in seinem Kampfe gegen das Papstthum haben würde, und begann daher am 19. Mai mit zahlreichen Fürsten und Reichsstädten die Belagerung von Meersburg, die 14 Wochen dauerte, aber vergeblich blieb. Ende August mußte Ludwig abziehen, nachdem er Nikolaus anerkannt hatte. A. hörte dann, als er seine Sache endgültig verloren sah, bald auf, sich als Erwählten von Konstanz zu bezeichnen (zum letzten Male 16. März 1335) und setzte sich mit seinem glücklicheren Mitbewerber gütlich auseinander. Bis 1342 war er im Dienste des Kaisers als Diplomat und hoher Verwaltungsbeamter thätig: mehrfach nahm er an wichtigen [732] Gesandtschaften theil, die ihn zum Papste, zum Könige von Frankreich und zum Herzoge von Oesterreich führten. Vom 8. November 1337 bis 5. September 1341 wird er in Urkunden als kaiserlicher Landvogt im Elsaß erwähnt. Am 16. October 1340 urkundet er zum ersten Male als Kanzler des römischen Kaisers (imperialis aule cancellarius), am 1. März 1342 zum letzten Male. Ende 1342 erfolgt ein Umschwung. Während er als Gesandter Ludwig’s des Baiern in Avignon weilt, läßt er sich durch Clemens VI. bewegen, seinem bisherigen Herrn untreu zu werden und in den Dienst des Papstes zu treten. Ueber die psychologische Begründung und den Verlauf dieses höchst auffallenden Gesinnungswechsels herrscht keine völlige Klarheit. Aber selbst wenn man annimmt, daß bloß die Rücksicht auf den persönlichen Vortheil und besseres Vorwärtskommen den ehrgeizigen Grafen leitete, darf man nicht vergessen, daß in dem langen, heftigen Kampfe zwischen Kaiser und Papst, während dessen er herangewachsen war, Aenderungen in der Parteistellung hervorragender Persönlichkeiten und Körperschaften nicht eben selten waren. Ueber seine Thätigkeit bei der Curie sind wir schlecht unterrichtet. Er gehörte wol zu der großen Schar vornehmer Pfründenjäger, die den Papst und die Cardinäle mit Bittschriften belagerten. Als Bischof Nikolaus von Konstanz am 25. Juli 1344 starb, bemühte sich A. abermals sehr lebhaft um das Hochstift. Obwol einige Domherren ihm günstig gesinnt waren, und mehrere hochgestellte Persönlichkeiten, so der König und die Königin von Frankreich, die Herzöge von Burgund und von Lothringen, ihn dem Papste empfahlen, trug ein reicher Kaufmannssohn aus Konstanz, Ulrich Pfefferhard, der es an Handsalben für die Kurtisanen nicht fehlen ließ, den Sieg davon. Um A., der inzwischen die Würde eines päpstlichen Caplans erhalten hatte, zu entschädigen, verlieh ihm Clemens VI. am 19. October 1345 das Bisthum Würzburg. Hier vermochte er aber gegen den Dompropst Albrecht von Hohenlohe, den das Domcapitel einhellig gewählt und die Geistlichkeit anerkannt hatte, gar nicht aufzukommen. Schließlich übertrug ihm der Papst am 7. October 1349 das Hochstift Freising. Im September 1354 nahm A. an der Belagerung Zürichs durch Herzog Albrecht II. von Oesterreich theil. Als am 21. Januar 1356 Bischof Johann Windloch von Konstanz ermordet wurde, wählten drei rechtskundige Domherren A. zum Bischof. Aber weder der Papst noch Karl IV. traten kräftig für ihn ein, und der Konstanzer Bischofsstuhl, den er so gern eingenommen hätte, entging ihm zum dritten Male. Von Freising aus hatte er keine Gelegenheit oder keine Lust mehr, in die große Politik einzugreifen. Er starb am 25. April 1359 zu Stein am Rhein und wurde im Collegiatstift des heil. Moriz zu Ehingen begraben.

Von Albrecht’s Charakter heißt es in den sogenannten Hohenberger Capiteln des Matthias von Neuenburg, er sei reich an Tugenden, gesellig, freundlich, freigebig, aber nicht sehr demüthig gewesen, weil allzugroße Demuth verächtlich macht. Zweifellos war er ein Mann von hervorragenden Fähigkeiten und mit der gesammten Bildung seines Zeitalters wohl vertraut. Der Dichter Heinzelein bekleidete bei ihm das Amt eines Küchenmeisters. Aber es fehlte ihm an Beständigkeit und Mäßigung im Lebensgenuß. Man darf vermuthen, daß seine Handlungen vielfach durch finanzielle Nöthe, in die er durch übermäßige Ausgaben gerieth, bestimmt wurden. Um augenblicklichen quälenden Verlegenheiten zu entrinnen, opferte er seine Ueberzeugung. Die Zahl der Pfründen, die er gegen die kanonischen Vorschriften inne hatte, war bedeutend, muß aber nach der übeln Sitte der Zeit beurtheilt werden. Außer den schon genannten Pfründen besaß er zeitweilig ein Kanonikat am Dome zu Straßburg, die St. Stephanskirche zu Wien, die Pfarrkirchen Ober-Ehnheim, Ittingen, Köngen, Ennetach, Schömberg, Weildorf, Aufkirch mit Ueberlingen und Lack.

[733] Der Hohenberger galt früher für den Verfasser der unter dem Namen des Matthias von Neuenburg (vgl. A. D. B. XX, 666 ff.) gehenden Chronik. Auf die verwickelte Streitfrage einzugehen ist hier umso weniger am Platze, als in Bälde darüber von berufener Seite gehandelt werden dürfte. Man kann heute sagen, daß A. nicht der Verfasser war, aber jemand, der ihm nahe stand, mag für gewisse Theile des Werkes den Stoff geliefert haben.

Die ältere Litteratur findet man bei W. Heyd, Bibliographie der Württembergischen Geschichte 2 (Stuttgart 1896), 429, 430, sowie bei Potthast. Vgl. auch Cartellieri, Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Konstanz 2 (Innsbruck 1894 ff.) Nr. 4358 ff., 4491, 4696 f. und künftig zu 1356. Dazu Zt. f. Gesch. d. Oberrheins 1899, S. 481. Besonders hervorzuheben sind die Schriften von A. Schulte, W. Soltau, L. Weiland und K. Wenck. – Letzthin hat Edward Schröder in den Göttinger Nachrichten 1899 S. 49 ff. und in der Zeitschr. f. dtsch. Alterthum 43 (1899) S. 184 ff. neue Ausblicke eröffnet. Eine Stammtafel des Geschlechtes bietet J. Kindler v. Knobloch im Oberbadischen Geschlechterbuch 2 (Heidelberg 1899).