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Artikel „Adriani, Matthäus“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 124–125, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Adriani,_Matth%C3%A4us&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 01:19 Uhr UTC)
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Adrianus: Matthäus A., Hebräist des 16. Jahrhunderts, von jüdischspanischer Herkunft, aber frühzeitig in Deutschland und zum Christenthum übergetreten. Er war Arzt, ist indessen bekannter durch seine Lehrthätigkeit in der hebräischen Sprache. Nachdem er Reuchlin kennen gelernt und Conrad Pellikan im Hebräischen unterrichtet hatte, wurde er der Lehrer der Söhne Joh. Amorbach’s in Basel, des Fabritius Capito in Bruchsal und 1513 Lehrer des Hebräischen in Heidelberg, wo z. B. Johann Brenz und Johann Oekolampad seinen Unterricht genossen. Durch des Erasmus Empfehlung kam er 1517 an das neu eingerichtete Collegium trilingue in Löwen, das er aber, obwol man die größten Hoffnungen auf ihn gesetzt hatte, schon 1519 verließ, nachdem er [125] in einer Rede die Ansicht ausgesprochen, der h. Hieronymus sei ein oft irrender Mensch gewesen, und sich dadurch Schmähungen des Latomus zugezogen hatte. Sein rücksichtsloser Freimuth, aber auch seine Kleinlichkeit und Unverträglichkeit ließen ihn nirgends lange weilen. Sie vertrieben ihn auch 1521 von Wittenberg, wo er von Luther zuerst mit offenen Armen aufgenommen worden war und Manche, wie den später berühmten Valentin Trotzendorf, im Hebräischen unterwiesen hatte. Ob er sich dann nach Leipzig oder Freiburg gewandt hat und wann er gestorben ist, ist nicht bekannt. Seine „Introductio in linguam hebraeam“ und seine hebräische Uebersetzung einiger christlicher Gebete gehören zu den größten litterarischen Seltenheiten; aber weniger durch sie, als durch den von ihm ertheilten Unterricht hat er sich den Ruhm eines der tüchtigsten Kenner des Hebräischen aus jener Zeit erwarten.

L. Geiger, Das Studium der hebräischen Sprache in Deutschland. Breslau 1870. S. 41–48. 134.