Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Hans David Ludwig Graf York v. Wartenburg

Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Hans David Ludwig Graf York v. Wartenburg
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aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 397–398
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
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Hans David Ludwig Graf York v. Wartenburg.
Geb. d. 26. Sept. 1759, gest. d. 4. Oct. 1830.


Einer der tapfern und ruhmvollen Helden des Befreiungskrieges. Graf York entstammte, wie schon der Name kündet, einer altenglischen Familie, welche sich nach Pommern gewendet und dort ansässig gemacht hatte; er erblickte in Königsberg das Licht der Welt und frühe Neigung ließ ihn sich dem Militairdienst widmen. Frühzeitig aber auch lernte er des Geschickes Wechselfälle kennen. Zehn Jahre verbrachte York im preußischen Dienst, machte den Feldzug von 1782 als Lieutenant mit, hatte später ein Duell, büßte es mit Festungsarrest, nahm den Abschied und ging in holländische Dienste, die ihn alsbald nach Ostindien führten, wo er 1783 und 1784 einen zweijährigen Feldzug mitmachte, – dann zog es ihn doch wieder nach dem alten Vaterlande, wo er auch wieder Dienste nahm, und fortan mit unerschütterlicher Treue zu Preußens Fahnen stand. Im Füselierbataillon Pluskow machte er als Major den Feldzug nach Polen mit, bildete später ein eignes derartiges Bataillon zu Johannisburg, und erhielt 1799 die Kommandantur des Feldjäger-Regiments; 1800 wurde er zum Oberstlieutenant dieses Regiments ernannt.

In dem für Preußens Waffen unglücklichen Feldzug von 1806 commandirte York bei mehrern Gefechten mit wechselndem Glück; er deckte bei Sandau den Uebergang des damals im preußischen Heere befehligenden Herzogs Carl August zu Sachsen Weimar Eisenach über die Elbe, focht äußerst tapfer bei Wahren, fiel aber nach empfangener schwerer Wunde in Lübeck in die Hände der Franzosen. Das Loos der Kriegsgefangenschaft gesellte York zu Blücher, dem energischen Helden, dessen Geist wohl nicht ohne Einfluß auf York blieb, denn auch er bewährte in allen Thaten jenes entschlossene „Vorwärts“, das ein „Zurück!“ nicht kennt und nicht anerkennt. Mit Blücher zugleich erhielt York durch Auswechselung der Kriegsgefangenen seine Freiheit wieder, stieg 1807 zum Generalmajor, und ward mehr und mehr mit hohen Stellen im Heere betraut. Als Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen fand ihn bereits das Jahr 1812 und rief ihn als Oberbefehlshaber an die Spitze des gegen Rußland marschirenden preußischen Heeres, dessen Nachhut er beim Rückzug nach der Memel deckte und in höchst schwieriger Lage schirmte.

[Ξ] Mit hellem geistigem Scharfblick nahm York wahr, was Preußen jetzt Noth thue, Trennung von Frankreich um jeden Preis, und so wagte er beispielgebend und ohne Befehl vom König den ersten großen Schritt der Lossagung, den freilich das Kabinet in seiner damaligen Lage noch nicht gut heißen und nach Verdienst anerkennen durfte. Aber im Frühling des Jahres 1813 entfaltete York, nachdem er sein Korps wieder verstärkt und vollzählig gemacht, seine Heeresbanner, und theilte Ruhm und Siege seiner unsterblichen Kampfgenossen. Bei Dannekow schlug er am 5. April 1813 den Vicekönig von Neapel, schlug die Schlachten mit bei Lützen und bei Bautzen, und später, als nach dem Waffenstillstande der Kampf aufs neue entbrannte, als Befehlshaber des 1. preußischen Armeekorps die an der Katzbach und bei Wartenburg, dessen Name ihm mit den Grafentitel verliehen wurde. Hatte York in der Schlacht bei Wartenburg den General Bertrand geschlagen, so schlug er auch während der Schlacht bei Leipzig den General Marmont bei Möckern, und an ihm, dann den fliehenden Feind unaufhaltsam nachsetzend, lag es nicht, daß Napoleon in Freiburg an der Unstrut mit Noth der Gefangenschaft entging. Nicht minder tapfer kämpfte York auf Frankreichs Boden im Jahre 1814 und schritt vom Siege zum Siege, bis auch ihm am großen Triumphtag des Einzugs der Alliirten in Paris die irdische Palme winkte und lohnte.

Nach dem Friedensschluß zu Paris empfing York den eben erwähnten Titel eines Grafen von Wartenburg, begleitete mit Blücher seinen König nach England, und wurde darauf Generalgouverneur der Provinzen Schlesien und Posen. Als der gefangene Löwe von Elba 1815 aus seinem Käfig gebrochen war, wurde Graf York der Oberbefehl über das 5. Armeekorps zugetheilt, doch nahm er denselben nicht an, da ein tiefer Schmerz, der Tod seines einzigen geliebten Sohnes, ihn zu allem unfähig machte. Er nahm gleich nach dem zweiten pariser Frieden den Abschied, lebte zurückgezogen in Schlesien auf seinen Gütern, wurde noch 1821 General Feldmarschall und endete zu Klein-Oels sein ruhmgekröntes Heldendasein.