Einer der tapfern und ruhmvollen Helden des Befreiungskrieges.
Graf York entstammte, wie schon der
Name kündet, einer altenglischen Familie, welche sich
nach Pommern gewendet und dort ansässig gemacht
hatte; er erblickte in Königsberg das Licht der Welt
und frühe Neigung ließ ihn sich dem Militairdienst
widmen. Frühzeitig aber auch lernte er des Geschickes
Wechselfälle kennen. Zehn Jahre verbrachte York im
preußischen Dienst, machte den Feldzug von 1782 als
Lieutenant mit, hatte später ein Duell, büßte es mit
Festungsarrest, nahm den Abschied und ging in holländische
Dienste, die ihn alsbald nach Ostindien führten, wo
er 1783 und 1784 einen zweijährigen Feldzug mitmachte,
– dann zog es ihn doch wieder nach dem alten Vaterlande,
wo er auch wieder Dienste nahm, und fortan mit
unerschütterlicher Treue zu Preußens Fahnen stand. Im
Füselierbataillon Pluskow machte er als Major den
Feldzug nach Polen mit, bildete später ein eignes derartiges
Bataillon zu Johannisburg, und erhielt 1799
die Kommandantur des Feldjäger-Regiments; 1800
wurde er zum Oberstlieutenant dieses Regiments ernannt.
In dem für Preußens Waffen unglücklichen Feldzug von 1806 commandirte York bei mehrern Gefechten mit wechselndem Glück; er deckte bei Sandau den Uebergang des damals im preußischen Heere befehligenden Herzogs Carl August zu Sachsen Weimar Eisenach über die Elbe, focht äußerst tapfer bei Wahren, fiel aber nach empfangener schwerer Wunde in Lübeck in die Hände der Franzosen. Das Loos der Kriegsgefangenschaft gesellte York zu Blücher, dem energischen Helden, dessen Geist wohl nicht ohne Einfluß auf York blieb, denn auch er bewährte in allen Thaten jenes entschlossene „Vorwärts“, das ein „Zurück!“ nicht kennt und nicht anerkennt. Mit Blücher zugleich erhielt York durch Auswechselung der Kriegsgefangenen seine Freiheit wieder, stieg 1807 zum Generalmajor, und ward mehr und mehr mit hohen Stellen im Heere betraut. Als Generalgouverneur von Ost- und Westpreußen fand ihn bereits das Jahr 1812 und rief ihn als Oberbefehlshaber an die Spitze des gegen Rußland marschirenden preußischen Heeres, dessen Nachhut er beim Rückzug nach der Memel deckte und in höchst schwieriger Lage schirmte.
Ludwig Bechstein: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen. Georg Wigand's Verlag, Leipzig 1854, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zweihundert_deutsche_M%C3%A4nner_in_Bildnissen_und_Lebensbeschreibungen.pdf/397&oldid=- (Version vom 15.9.2022)