Textdaten
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Autor: A. T.
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Titel: Zwei Erfinder
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 624
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: John Ericsson und Ressel
Blätter und Blüthen
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[624] Zwei Erfinder. Es ist eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung, daß schon die Väter großer Männer sich in ihren Kreisen durch eine hervorragende Thatkraft und Geistesklarheit auszeichneten. Der Vater des berühmten Erfinders der Monitoren und calorischen Maschinen, Ericson, war ein gewöhnlicher Grubenarbeiter in den vermländischen Eisenbergwerken. Seine Mitarbeiter schätzten ihn nicht nur als einen biedern Collegen, sondern er behauptete auch, vermöge seines gesunden Menschenverstandes, eine gewisse Suprematie unter ihnen. In der Grube, worin er beschäftigt war, hatten sich im Laufe der Zeit derartige Eismassen angehäuft, daß die weitere Förderung von Erzen ernstlich in Frage gestellt wurde. Lange hatten schon die Bergbeamten über die Hebung dieser Calamität gesonnen und stets vergeblich experimentirt. Angemachte Feuer, deren Unterhaltung wegen der engen Tagesöffnungen schwierig war, vermochten nichts gegen die fortschreitende Vereisung. Eines Tages (es war in der heißesten Sommerzeit) meldet sich unser Ericson auf dem Comptoir und macht sich anheischig, gegen Ueberlassung eines Haufens todter Erze die Grube in wenigen Wochen vom Eise zu reinigen. Zwar schüttelte man zu diesem Anerbieten ungläubig den Kopf; indessen die Bedingung betraf ein anscheinend so werthloses Object, daß man ihm keine weiteren Hindernisse in den Weg legen mochte. Ericson construirte jetzt mehrere Blasebälge, setzte sie durch Pferdekraft in Bewegung und ließ unaufhörlich von der warmen Tagesluft in die Grube strömen. In Zeit von wenigen Wochen war dieselbe eisfrei. Das Ei des Columbus lag vor den beschämten Beamten und jeder betrachtete die Sache so naheliegend, daß man dem einfachen Arbeiter nicht nur die gebührende Anerkennung versagte, sondern ihm sogar den Preis seiner Mühewaltungen streitig machte. Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß die anscheinend werthlosen Steinmassen noch einen bedeutenden Procentgehalt an Metallen enthielten. Da Ericson nichts schriftlich abgemacht hatte, negirte man, auf echt schwedische Weise, einfach das gegebene Versprechen, und das Verdienst ging, wie so oft, auch hier leer aus.

Was seinen genialen Sohn anbetrifft, hier nur noch die Bemerkung, daß nicht nur England, sondern auch Schweden in seinem Ericson das Prioritätsrecht der Propellerschraube für sich in Anspruch nimmt. Gewiß sind die Schweden hier in größerem Rechte, als die stolzen Insulaner. Die J. Ressel’sche Erfindung war durch die Engherzigkeit der obscuren Bureaukratie nicht zur allgemeinen praktischen Einführung gelangt und daher in weiteren Kreisen unbekannt geblieben, und wir haben allen Grund, anzunehmen, daß Ericson dieselbe Entdeckung, wenn auch später, so doch rein selbstständig und unabhängig von den Ressel’schen Arbeiten, machte. Es scheint sich hier derselbe Prioritätsstreit erheben zu wollen, wie zwischen den beiden größten Denkern Newton und Leibnitz in Betreff der Infinitesimalrechnung.
A. T.