Zur Gründung eines Curhauses für deutsche Lehrer und Lehrerinnen in Karlsbad

Textdaten
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Titel: Zur Gründung eines Curhauses für deutsche Lehrer und Lehrerinnen in Karlsbad
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 72
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[72] Zur Gründung eines Curhauses für deutsche Lehrer und Lehrerinnen in Karlsbad. Es ist eine bekannte Thatsache, daß neben Krankheiten des Kehlkopfs und der Lunge besonders Magen- und Unterleibsleiden den Lehrerstand heimsuchen und plagen, Leiden, die in Folge des Mangels an körperlicher Bewegung und der mit vielem Aerger und Verdruß verbundenen Berufsthätigkeit der Lehrer zu entstehen pflegen. Gerade darum ist der weltberühmte Bade-Ort Karlsbad in Böhmen für die Lehrerwelt ein wahrer Zufluchtsort geworden, und es wurde statistisch festgestellt, daß mehr als 400 deutsche Lehrer und Lehrerinnen jährlich Karlsbad besuchen. Leider ist aber die Karlsbader Cur mit so großen Kosten verbunden, daß viele kranke Lehrer auf ihren Gebrauch verzichten müssen. Um nun diesem Uebelstande abzuhelfen, hat sich soeben ein provisorisches Comité gebildet, welches sich die schöne Aufgabe gestellt hat, in Karlsbad ein Curhaus für die Lehrer und Lehrerinnen der deutschen Nation zu gründen. In einem Aufrufe, welchen dieses Comité soeben erlassen hat, finden wir folgende sehr treffende Begründung der Nothwendigkeit dieser geplanten Stiftung:

„Was die Karlsbader Cur so kostspielig macht, sind weniger die Reisekosten, welche erst mit der Entfernung beträchtlicher werden, noch weniger die Cur- und Musiktaxen, da diese meist von der löblichen Badeverwaltung den Lehrern in humaner Weise bisher erlassen wurden, vielmehr sind es die Unterhaltungskosten für Wohnung und Beköstigung, die bei zunehmender Frequenz sich erheblich steigern. Für Reiche und Wohlhabende ist die vier- bis sechswöchentliche Cur mit keiner besonderen Schwierigkeit verbunden, wohl aber für den meist dürftig besoldeten Lehrer, dem es ohne ausreichende Unterstützung geradezu unmöglich wird, 150 bis 200 Gulden (300 bis 400 Mark) an Reise-, Cur- und Unterhaltungskosten ein- oder mehrmalig in Folge aufzuwenden, in Folge dessen der bekümmerte kranke Gatte und Familienvater sich seinem bangen Schicksale überlassen müßte, wenn es nicht ein billigeres Auskunftmittel gäbe: die solidarische Selbsthülfe.

Wir haben in Karlsbad einige stattliche Gebäude wie: das Militär-Curhaus für Militärs, das Fremdenhospital für unbemittelte Personen, das jüdische Hospital für unbemittelte Glaubensgenossen, Anstalten, welche ihren Pflegebefohlenen freie Cur, Wohnung, billigen oder freien Unterhalt gewähren. Unwillkürlich drängte sich uns die Frage auf, warum für den Lehrer keine solche Anstalt existirt? Was dem Edelmuth anderer energischer Männer gelungen ist, wird sicher auch mit Gottes Beistande für die deutsche Lehrerschaft durch die solidarische Selbsthülfe zu erreichen sein. Nehmen wir an, daß von der gesammten Lehrerschaft deutscher Nation in allen Landen nur der vierte Theil mit einem jährlichen Betrage von 1 Gulden resp. 2 Mark, oder einem einmaligen Betrage von 5 Gulden resp. 10 Mark unser Unternehmen unterstützen würde, so hätten wir in kurzer Zeit die nöthigen Mittel, um ein Grundstück erwerben und bald darauf ein entsprechendes Curhaus erbauen zu können, das nach anzustellenden statistischen Berechnungen je nach der Theilnehmerschaft Raum genug böte, in geregelter Weise die Kranken aufzunehmen und in entsprechender Art zu verpflegen. Außer den jährlichen Beiträgen dürfte noch der Sammelfonds vermehrt werden durch Beiträge aus Wohlthätigkeitsconcerten, theatralischen Aufführungen, Vorträgen, welche zu diesem Zwecke von geeigneten Mitgliedern in’s Werk gesetzt würden, sowie durch Vermächtnisse und Schenkungen von Lehrern und Lehrerfreunden.“

Die Eintracht baut ein Haus! Möchte doch die deutsche Lehrerwelt dieses Spruches gedenken und an dem edlen Werke sich möglichst zahlreich betheiligen! Etwaige Vorschläge zur schnelleren Erreichung des Zweckes wird das genannte Comité bereitwilligst entgegennehmen, und wir bitten unsere Leser alle darauf Bezug nehmende Zuschriften an die Adresse: Herrn Leonard Schier, „Vereinshaus zur Cur für Lehrer und Lehrerinnen in Karlsbad“ richten zu wollen.