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Titel: Zum Bildnisse Herwegh’s
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aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 532
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[521]

Georg Herwegh.
Nach einer Photographie, im Besitze der Frau Emma Herwegh in Baden-Baden.

[532] Zum Bildnisse Herwegh’s. (Mit Portrait Seite 521.) Nachdem wir dem Andenken Georg Herwegh’s alsbald nach seinem am 7. April dieses Jahres erfolgten Hinscheiden einen ausführlicheren Artikel gewidmet haben, glauben wir Vielen unserer Leser durch ein Bild des Mannes aus den letzten Jahren seines Lebens um so mehr eine Freude zu bereiten, als die bis jetzt vorhandenen Portraits uns nur seine jugendliche Erscheinung zeigen und seitdem eine Wiedergabe seiner Züge nicht in die Oeffentlichkeit gekommen ist. Selbstverständlich ist es uns dabei nicht um eine Verherrlichung des phantastischen Politikers Herwegh zu thun, von dem nunmehr die Zeitungen berichten, daß er seinem Sohne die Mahnung auf die Seele gebunden, ihm nach erfolgtem „Untergange Preußens“ (!) noch die Worte auf den Grabstein zu setzen: „Freue Dich, Vater, Preußen ist nicht mehr.“ Erwähnen wir das, so geschieht es nur, weil wir fürchten, daß Mancher durch solche, im Grunde doch recht harmlose Träumereien und Schwächen excentrischen Poetenzorns sich die Gestalt des herrlichen Sängers trüben ließe, wie er einst während der ersten vierziger Jahre in blühender Jugendschöne seinem halbschlummernden Volke aufgeleuchtet als ein weithin tief die Geister und Gemüther aufrüttelnder Strahl aus dem Reiche echter Poesie.

Wer den Sturm warmer Begeisterung erlebt und mitgefühlt, den einst der hinreißende Zauberklang des Herwegh’schen Wortes und der melodischen Kraft seiner freiheitathmenden Verse geweckt, der wird mit uns nicht glauben können, daß solch’ ein wahrer Dichter dem Gedächtnisse seines Volkes wieder verloren gehen kann. Georg Herwegh gehört nicht blos als ein Name, als eine historische Schattengestalt der Geschichte unseres Vaterlandes an – das Feuer seines Geistes hat gezündet und lebendig fortgewirkt in den Geschicken und allem Freiheitsringen der deutschen Nation, und viele seiner Lieder werden gelesen und gesungen werden, so lange es eine deutsche Jugend giebt. Gegen diese Thatsache würde selbst der Widerspruch des in der Fremde unseren ferneren Entwickelungen abwendig gewordenen Dichters nichts ausrichten können; wir betrachten mit Verehrung sein Bildniß, legen frischen Lorbeer auf sein Grab und feiern ihn als einen der wirkungsreichen Miterwecker eines gewaltigen Umschwunges der Dinge, dessen wir heute uns freuen, wenn er von dem Verlauf der Weltgeschichte auch nicht im Sinne der Herwegh’schen Parteipolitik vollzogen wurde. Ist ja doch Herwegh nicht der einzige Deutsche von Bedeutung gewesen, den einst das verrottete bundestägliche Polizeiregiment zu einem unstäten und verbitterten Flüchtling gemacht, dem es mit der Heimath auch die frühere Liebe zur Heimath und das Verständniß für ihre Zustände und Bedürfnisse genommen hat.