Zedler:Pius II
Pius II, Pabst dieses Namens, hieß zuvor Aeneas Sylvius Bartholomäus Piccolomini, ein Sohn Sylvii Piccolomini, von dessen Geschlechte der Articul Piccolomini nachzusehen, und war zu Corsignano, einer Stadt in dem Gebiet von Sina, den 18 Oct. 1405 gebohren. Damit er nun diesen seinen Geburts-Ort desto ansehnlicher machen möchte, beehrte er ihn nachgehends mit einem Bischöfflichen Sitz, und nennete ihn Pienza nach seinem Namen Pius. Als seine Mutter Victorie von Fortiguerra mit ihm schwanger gieng, träumte ihr, als wenn sie ein Kind mit einer Mütze zur Welt brächte. Weil man nun damals den Gebrauch hatte, daß man den Geistlichen, wenn man sie ihres Amts entsetzte, eine papierne Mütze auf den Kopff zu setzen pflegte, deutete sie ihren Traum dahin, daß das Kind, welches sie würde gebähren, ihrer Familie einen grossen [965] Schimpff zuzühen würde. Allein der Ausgang erwieß das Gegentheil. In dem 26 Jahr seines Alters befand er sich bey der Kirchen-Versammlung zu Basel, als Secretarius Dominici Capranici, des Cardinals von Fermo, welcher also genennet wurde, weil er Administrator von der dasigen Kirche war; und diente hernach in solcher Würde noch unterschiedlichen andern Prälaten, insonderheit dem Cardinal Albergati, welcher ihn in Schottland sandte. Nach seiner Zurückkunfft machte ihn die Baselische Kirchen-Versammlung zum Referendario, Abbrevigtore, Cantzler und General-Agenten, und schickte ihn unterschiedliche mal nach Straßburg, Franckfurt, Costnitz, in Savoyen, unter die Graubünder, und machte ihn zum Probst der Stiffts-Kirche St. Laurentii in Mayland. Mittlerweile gab er ein und andere Schrifft heraus, und verfertigte insonderheit diejenige Wercke, welche nachgehends, da er Pabst worden, weil sie der Versammlung zu Basel allzuvortheilhafft und dem Pabst Eugenio IV nachtheilig waren, von ihm selbst, durch eine im Anfang seiner Schrifften befindliche Bulle widerruffen wurden. Nach diesem wurde er 1439 des Gegen-Pabsts Felix V. und hierauf 1442 durch Vorspruch des Kayserlichen Cantzlers, Grafen Caspar Schlicks, so, wie er selbst rühmet, den Grund zu allen seinem Glücke geleget, Kayser Friedrichs III Secretarius, welcher letztere ihn mit der Poeten-Krone beehrte, und zu unterschiedlichen Gesandtschafften nach Rom, Mayland, Neapolis, Böhmen und anderweit hin gebrauchte. Ungeachtet der Pabst Eugenius durch seine Schrifften übel tractiret worden, so hielt er dennoch viel auf ihn, da er seine Gaben erfuhr. Pabst Nicolas V gab ihm das Bißthum von Trieste, welches er nach einiger Zeit mit dem von Siena vertauschte. Eben derselbe Pabst bediente sich seiner in der Würde eines Gesandten in Oesterreich, Ungarn, Mähren, Böhmen und Schlesien. In allen diesen Bedienungen und Angelegenheiten hatte er gut Glück, insonderheit auf dem Reichs-Tage, welcher zu Regenspurg und Franckfurt, um ein Bündniß wider den Türcken zu schlüssen, angestellet wurde, allwo er eine ungemeine Beredsamkeit sehen ließ. Zwar gieng sein Vorhaben nicht von statten; allein es geschahe nicht aus seiner Schuld, sondern des Pabsts Nicolas V Tod machte alle Anschläge zu nichte, welche man auf den bemeldten Reichs-Tagen und auf dem zu Neustadt gefasset hatte, oder hätte fassen können. Calixtus III, welcher nach Nicolas zum Pabst erwählet wurde, behielt den Bischoff von Siena, welcher sonst wiederum in Deutschland zu gehen willens war, zu Rom, und machte ihn 1456 zum Cardinal. Als dieser Pabst den 6 August 1458 dieses Zeitliche gesegnet hatte, wurde gedachter Cardinal von Siena 13 Tage hernach an dessen Stelle erwählet, und nennte sich Pius II. Gleich nach seiner Wahl bemühete er sich, die Christliche Fürsten wider die Türken zu vereinigen. Zu solchem Ende hielt er eine Versammlung zu Mantua, welche den 1 Junius 1459 angieng. Er hatte einige Völcker in seinem Gebiete aufgebracht, welche er selbst commandiren wolte. Allein er starb zu Ancona, wohin er gekommen [966] war, daselbst sich zu Schiffe zu begeben, den 12 August 1464, nachdem er 5 Jahr, 11 Monate und 27 Tage regieret hatte. Auf dem Baselschen Concilio erwieß er nachdrücklich, daß der Pabst nicht über das Concilium zu erheben sey: aber als Pabst behauptete er das Gegentheil, daher es hieß: Quod Aeneas probavit, Pius damnavit. Wir haben dieses Pabsts Schrifften in einem Bande, so 1571 zu Basel gedruckt worden, und gleich im Anfange seine Lebens-Beschreibung hat, welche sehr ausführlich Johann Anton Campanus ausgearbeitet. Platina setzt hinzu, daß er ein überaus behertzter und kluger Mann, und die wichtigsten Angelegenheiten zu tractiren geschickt gewesen, auch in seinem Gesichte eine mit Freundlichkeit vermischte Ernsthafftigkeit geäussert habe. Aus seinen eigenen Schrifften erhellet, daß er in seiner Jugend der Liebe des Frauenzimmers ergeben gewesen, und einen natürlichen Sohn gezeuget habe. Ubrigens war er einer von den besten und gelehrtesten Päbsten, welche in vielen Jahrhunderten vor ihm auf dem Apostolischen Stuhle gesessen hatten. Er hinterließ viele Schrifften:
- 1. cosmographiam, s. rerum ubique gestarum historiam, locorumque descriptionem;
- 2. historiam Bohemicam;
- 3. Commentarium in libros Antonii Panormitae poetae de dictis & factis Alphonsi Regis memorabilibus;
- 4. historiam rerum Friderici III Imperatoris;
- 5. de concilio Basileensi commentar. hist. l. 3.
- 6. epitomen decadum Blondi, ab inclinatione imperii ad Jo. XXIII Papae tempora;
- 7. De educatione Puerorum;
- 8. De veritate Christianae religionis;
- 9. Historiam Asiae minoris & Europae;
- 10. de miseriis Curialium;
- 11. De studio venandi;
- 12. De arte grammatica;
- 13. De moribus & origine Prutenorum;
- 14. viele Briefe, und sonderlich verschiedene an den Graf Schlick, die hin und wieder eintzeln herausgekommen und 1496 zufammen gedrucket sind.
Dieser Pabst soll Verfasser von dem bekannten Disticho seyn:
- Non audet stygius Pluto tentare quod audet Effrenis monachus, plenaque fraudis anus.
So sind auch seine historische und geographische Wercke von Caspar Cörbern 1707 zu Helmstädt mit J. A. Schmids Vorrede heraus gegeben worden. Von seinen zur Policey und Religion gehörigen Tractaten siehe Journal des Scavans 1708. Es sind auch noch in der Kayserlichen Bibliotheck zu Wien einige Manuscripte von ihm vorhanden, und sonderlich seine historia Austriaca, so aber noch nicht vollkommen ausgearbeitet. Der P. Raym. Duellius hat 1730 dessen historiam gothicam aus dem Manuscript bekannt gemacht. Lambec. de Bibl. Vindob. L. II. c. 6. und im App. L. IV. p. 504.