Textdaten
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Autor: Otto Keller
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Titel: Worom i koi Mohrakepfle mag!
Untertitel:
aus: Schnitz ond Zwetschga!
S. 57–61
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1917
Verlag: Julius E. G. Wegner
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
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Quelle: Scan auf Commons
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[57]
Worom i koi Mohrakepfle mag!

I sieh ond her scho am Goischt, wia beim Lesa von dera Iberschrift d’Leit da Kopf schiddlet ond saget: Heidichsdags vom a Mohrakepfle bloß z’ schwätzet, isch eigentlich a Niederträchtigkeit sondersgleichen. Ond von wega „net mega“ – descht jo ausgschlossa, – so en Haidackel gibts doch gar net, der a „Mohrakepfle“ net mag. A Mohrakepfle, des vor lauter Schoklad glitzert ond fonkelt, brau ond appetitlich, wo rengsum der Schlagrahm rausguckt, daß em ’s Wasser em Maul zammalauft, wemmers bloß sieht? – Ond doch ischs so! – Wenn bei der nägschta Brotkarta-n-Ausgab Märkla fir Mohrakepfla vertoilt werda dähtet, – dia kennt han, von mir aus, wer wett. I dähts net fir mi verbrauche! –

Freile hots au amol a Zeit gä, wo i a Mohrakepfle fir de grescht Kulturerrongaschaft ghalta han. Domols hätt e, wia d’r guat alt Esau, mei Erschtgeburt ohne Bsenna, net grad om a Lensagricht, – denn Lensa han e no nia mega, – aber om a Mohrakepfla eidauscht, wenn e net ausgrechnet d’r Neschtkegel en d’r Familie gwä wär. –

Wia der Mensch so weit komma ka, daß er trotzdem koi Mohrakepfla meh mag, – des will e Eich jetzt verzähla. – Also heret amol:

[58] Der Becka-Schleicher uf em Marktplatz, – de jenger Generazioh kennt des guate, alte Gschäft jo nemme, – der hot so en de achtzger Johre Mohrakepfle bacha, wia-n-i meiner Lebdag seiterher koine meh g’sea han. Heitigstags send kaum meh d’ Kipflaible fir zeha Pfenneng so groß, wia selbichsmol em Becka-Schleicher seine Mohrakepfla firs gleiche Geld. Ond älle Dag hot der oi Beig om de ander dervo ens Schaufenschter gschtellt, daß mer hot moina kenna, halb Schtuegert däht sich bloß no von Mohrakepfla ernähra. – Kurz ond guat, i hätt halt fir mei Leba gern au amol so a Mohrakepfle ghet. – Zu meiner Zeit, wia i no Bua gwä ben, isch ’s Geld verschlecka no net so Mode gwä, wia schpäter. I glaub, mei Mueder, a Frau no vom guata alta Schlag, hätts fir de acht Dodsend ghalta, wenn oiner von ihre Bueba, – amol uf dia Idee komma wär, a Zehnerle z’ verschlecket. Net daß mir Buebe d’rhoim net au ebbes z’ schlecket kriagt hettet; o noi, mei Mueder hot ällemol Kucha bacha, wia d’ Wagaräder; aber du liaber Gott, a Schtick Zwetschga- oder Äpfelkuecha ischt eba koi Mohrakepfle. –

Wia-n-i no amol von era Nochbere fir an Ausgängle a Zehnerle g’schenkt kriagt han, no isch bei mir d’r Entschluß onomschteßlich feschtgsessa, daß des Zehnerle zom a Mohrakepfle wird. – I han nemme ruhig gschlofa, net alloi vor Gluschta uf des Mohrakepfle, sondern au vor Angscht vor de eventunella Folga, wenn die guat Mueder durch Zuefall erfahra däht, uf was fir Abweg ihr Jengschter grote-n-ischt. – I han Dag und Nacht überlegt, [59] wia-n-i dia Gschicht fir mi am sicherschta deixel, ond ’s Resultat von der aschtrengenda Gedankaarbeit isch gwä, daß i mi meim beschta Freind, em Karle Buck, avertraut han. Des ischt a Kerle gwä, wia-n-i han braucha kenna. Mir zwoi hent oft g’schpielt mitenander, „gschpielt“, daß d’ Nochberschaft em weiteschta Omkreis fir de nächschte acht Dag mit am ausgiebichschte Gschbrächstema versorgt gwä ischt. – „Also Karle“, han e gsagt, „du derfscht au amol beißa, wenn d’ mer du beim Becka-Schleicher a Mohrakepfle rausholscht, – i wart vor am Lada.“ – D’r Karle hot jo von jeher allgemei da Ruaf vom a gfälliche Biable gnossa, aber so bereitwillig han en sogar i, als sei beschter Freind, no nia gfonda, als wia fir den Uftrag. –

Nex wia nonder uf da Marktplatz. – I be heut no der Iberzeigong, daß der Becka-Schleicher no gar nia so scheene ond so große Mohrakepfla ausgschtellt ghet hot, wia grad an sellem Dag. – Also do, sag e, Karle hoscht zeha Pfenneng, – i wart vor der Dier. – Kaum isch mei guater Karle drenna, ond i han mer grad am Schaufenschter d’ Nase platt druckt, om z’ beobachta, ob dia Verkaifere au ’s ällergreschte von der Beig ronter langt, uf oimal legt sich mir a Hand uf d’ Axel, ond will ne me rom dreh, – i han gmoint, der Blitz häb me droffa, schtoht mei Mueder henter mer ond frogt me mit der freindlichschte Miene von der Welt: „Was machscht denn do, Ottole?“ – Wenn mei Mueder ällemol a Gsicht gmacht hot, wia wenn se me het fressa wella, ond gschempft hot bis dort naus, wenn e ebbes bosget han, han [60] e jo gwis Angscht ond Schrecka gnuag ausgschtanda, – wia se aber jetzt so vor mer gschtanda ischt ond mi so ganz ruhig ond freindlich frogt ond au no Ottole secht, – do isch mer’s Bluat schtill gschtanda, – I be offa gschtanda scho als Bua koi Freind vom Liaga gwä, ond manche wohlverdeante Dracht Prigel isch mer scho gschenkt worde, weil e irgend a Jaunerei offa-n-ond ehrlich eibschtanda han, aber daß e en dem Moment mit ema kuderrote Kepfle a Luage rausgackst han, – do drieber schäm e me heit no net. „Der Karle kauft sich a Mohrakopfle,“ han e meiner Mueder zur Antwort gä, – meiner Mueder, dia scho gmerkt hot, daß oiner liaga will, bevor er no ’s Maul ufto hot. –

En dem Moment kommt mei Karle mit dem Mohrakepfle uf der Hand, ond trotzdem i mit am ganze Gsicht blenzelt han, schtreckt mir der Allmachtslalle, der siadich, des Mohrakepfle na ond secht: „Do!“

Nadierlich hot mei Mueder em nächste Augenblick scho raus g’het, daß des Mohrakepfle net em Karle, sondern mir g’hert, ond daß i ’s Geld derfür her gä han. –

Was soll e no viel sage? Mei Mueder nemmt en äller Seelaruah des Mohrakepfle ond gibt ’s meim Freind Karle. „Do Karle,“ secht se, „laß der ’s schmecka.“ Ond no nemmt se ihr Ottole an d’ Hand ond hoim gohts ens deire Vaterhaus!

Was derhoimda no vorganga-n-ischt, des hot, wenigschtens von mir, bis heidichstags no koi [61] Mensch erfahre, – ond Eich verrot e ’s au net. – I han ’s iberschtanda ond iberwonda. Aber daß me der Karle Buck, mei Freind, der Malefizlombabua, der liadrich, von do a, wo ner me gseah hot, g’frogt hot: „Ottole (Ottole hot er au no gsagt), wann soll i der wieder amol a Mohrakepfle hola“, do han e lang ond schwer dra draga. –

Glaubet er’s jetzt, daß i koi Mohrakepfle meh mag?