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Titel: Vor dem Kommando „Friß!“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 7, S. 101, 116
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[101]

Vor dem Kommando „Friß!
Originalzeichnung von A. Specht.

[116] Vor dem Kommando „Friß!“ (Zu dem Bilde S. 101.) Der Elefant ist ein kluges Thier und in unseren zoologischen Gärten sammelt er stets ein großes Publikum um sich, welches unermüdlich dem Kunststück zusieht, wie geschickt ein solcher Koloß ein 5- oder ein silbernes 20-Pfennigstück aufheben und seinem Wärter reichen kann. Die Elefanten, welche auf unserer Abbildung in Reih und Glied treu nach dem Leben erscheinen, sind nicht zu solchen müßigen Kunststücken verdammt; sie sind Mitglieder einer Elefantenbatterie, wie sie die englische Armee in Ostindien besitzt, und somit höchst nützliche Thiere, welche wohl einexercirt auf jedes Kommando hören und über steile Gebirgspässe und anderes schwieriges Gelände Geschütze kleineren Kalibers auf ihrem Rücken tragen.

Unser Zeichner führt sie uns aber in einer friedlichen Thätigkeit vor, denn sie treten gerade zum Frühstück an. Die übliche Ration besteht aus fünf Päckchen zu je 2 Pfund rohen Reises für jeden Elefanten. Die Batteriethiere stürzen sich nicht auf das Futter, sondern bleiben hübsch in Reih und Glied stehen, bis das Kommando „Friß!“ ertönt; aber selbst dann greifen sie nicht mit dem Rüssel nach dem Reis, sondern sperren nur die Mäuler auf, damit ihnen der Reis hineingeworfen werde, und zwar in einzelnen Zweipfundbissen. Sie werden so gefüttert, damit sie den Reis nicht unnöthigerweise zerstreuen.

Schon seit alten Zeiten wurden die Elefanten zu kriegerischen Zwecken verwendet: sie kämpften bereits gegen die griechischen Phalangen und gegen die römischen Legionen. Heutzutage wird nur der indische Elefant gezähmt; die Karthager aber führten auch afrikanische Elefanten gegen die Römer ins Feld. Die Kunst, sie zu zähmen, ist inzwischen in Afrika vernachlässigt und völlig vergessen worden. In neuester Zeit, als man an die Erschließung des Dunklen Welttheils ging, führte man in Ostafrika und am Nil indische Elefanten ein, um mit deren Hilfe die afrikanischen zu zähmen. Aber die Versuche verliefen im Sande, und wir werden schwerlich jemals wieder in Afrika gezähmte Elefanten sehen oder über deutsch-ostafrikanische Elefantenbatterien verfügen. Der afrikanische Elefant ist der Ausrottung preisgegeben, und man braucht ihn auch nicht mehr als Lastthier, denn das Dampfroß schickt sich an, den Dunklen Welttheil zu erobern.*