Von den Kalendern im Fürstenthum Bayreut
Schlözer hat in seinen vortrefflichen Staatsanzeigen mehrere Orte bekannt gemacht, in welchen der Kalender-Unfug noch geduldet wird. Fulda hat schon seit verschiedenen Jahren, so wie auch Mainz einen Kalender, der auf die Bildung des gemeinen Mannes wirken soll. Dieses geschieht im katholischen Deutschland, auf welches wir Protestanten öfters mit so vielem Stolz herabsehen, und was thun wir?
Ich habe acht im Bayreuter Lande herausgekommene Kalender vom J. 1786 vor mir, davon fünf in der Haupt- und Residenz-Stadt gedruckt sind:
1) Bayreuter lustiger Historien-Kalender, den etwa ein reisender Handwerks-Pursche sehr lustig mag gefunden haben.
2) Bayreuter Stadt-Historien-Kalender; daran wenigstens die Geschichte vom Zuchthaus – nicht Unsinn ist.
3) Bayreuter Zeitungs-Calender, mit der Beschreibung von der Belagerung von Gibraltar; ganz im Zeitungs-Ton. Und was soll man mit solchem Zeug machen?
| 4) Bayreuter Helden-Kalender, Preußische Helden-Thaten, im Kalenderstil beschrieben.5) Bayreuter verbesserter Bauern-Kalender. Einige gute, einige elende Recepte, alles elend durch einander.
Fünf Bayreuter Kalender! ich dächte, man hätte genug an einem.
6) Culmbacher Stadt-Kalender. Geschichte von Culmbach im Chronistenstil und Schulmeisters-Ton.
7) Höfer Haus- und Historien-Kalender. Geschichte der Stadt Hof. Daß dieß etwas extraschönes ist, kann man sich ohnehin vorstellen. Die Geschichte ist ohne Beurtheilung hingesudelt.
8) Wonsiedler Stadt-Kalender. Biographie der durch gar keine rühmliche Handlung bekannten Herren Burgermeister, ganz des Biographen würdig. Man gähnt selbst in Wonsiedel darüber vor langer Weile.
Die jämmerlichen Titel entsprechen überall der Materie: denn alles ist mit astronomischen Zeichen, Planeten, Natur, Größe, Lauf- und Regiments-Jahre, Aspecten, Erwählung und Bedeutung, Wetter- und Bauern-Regeln, Räthseln, astronomischen und astrologischen Practiken, Frucht- und Unfruchtbarkeit,| Säen, und Pflanzen, Krieg und Frieden, Seuchen und Krankheiten angefüllt. Und dieß mag man noch im letzten Viertel des achtzehenden Jahrhunderts drucken und lesen?