Unser Friede (Fontane)
(Sommer 1844.)
Ein Sommertag, wo man zu tiefer
Siesta sich verpflichtet hält,
Wo Mücken nur und Ungeziefer
So recht lebendig in der Welt,
Aus stehenden Gewässern steigt,
In deren Schlamm sich das Gewimmel
Vielbeinigen Gewürmes zeigt:
Das ist der Friede, der uns schlimmer
Der, fiel der Würfel, uns noch immer
Ein offen Feld für Thaten bot;
Genüßler hegt jetzt uns’re Jugend,
Und Stockgelehrte allenfalls,
Brach dieser Friede längst den Hals.
Doch wird die Sonn’ erst unerträglich,
Und dörrt den Wald, und sengt die Flur,
Da hilft sich, auf gut-sommertäglich,
Die Donnerwolke blitzt und wettert
Und nimmt der Luft den giftgen Hauch,
Und wird auch mancher Baum zerschmettert,
In faule Sümpfe schlägt es auch.
Die Sonn’ im Westen untergeht,
Und dunkle Pupurrosen malend,
Der Himmel wie in Flammen steht!
Wir baden uns im Hauch der Frische,
Und in des Baumes Blätternische
Schlägt lieblicher die Nachtigall.