An Wilhelm Krause (Fontane)
(Gest. zu Malaga 1842.)
Zwei Jahre kaum, als heitre Träume scheuchten
Der Sorgen dunklen Schwarm aus Deiner Brust;
Du riefst: „Ade!“ ich sah Dein Auge leuchten,
Und fühlte Thränen doch das meine feuchten,
Mein armer Wilm, das Roth auf Deinen Wangen
Es war das Roth des frischen Lebens nicht,
Der Tod nur, sichrer Dich ins Netz zu fangen,
Ließ Rosen blühn auf Deinem Angesicht.
Gleich einem Schatten Dir zur Seite gehn,
Behende sprang er mit Dir in den Nachen,
Und immer schien er höhnisch nur zu lachen,
So oft Du riefst: „auf fröhlich Wiedersehn!“
Hat ew’ge Ruh die Ferne Dir geschenkt,
Und in die Gruft, die Deinem Schmerz beschieden,
Hat man dich selber nun hinabgesenkt.
Schön ist das Leben! ach, man lernt es lieben
Doch in die weite Welt hinausgetrieben,
Wo fremd wie wir auch unser Herz geblieben,
Da wird der Tod uns doppelt qualenvoll.
Mein armer Wilm, mit Immortellenkränzen
Hat flücht’ges Mitleid nur Dein Grab geschmückt.
Was half es Dir, daß schöner dort die Rosen
Und goldner selbst des Himmels Sterne glühn?
Ob linde Weste mit den Blumen kosen,
Mit Blumen, Freund, die Deinem Grab entblühn.
Du ruhtest besser wohl am heim’schen Strande,
Im Dünensand, wo Du zu ruhn geglaubt:
Dem Tode seinen Stachel noch geraubt.
Doch jetzt, wo Du den bittren Kampf bestanden
Jetzt ruf ich: „Freund, wohl Dir! es ist vorbei.“
Schön ist das Leben, doch von tausend Banden,
Macht erst der Tod die Menschenseele frei.
Mir löst die Pflicht, ein strenger Kerkermeister,
Die Fessel nie, gleichviel ob Tag ob Nacht,
Und selbst von Deinem Grabeshügel reißt er