Topographia Superioris Saxoniae: Görlitz
Dieses ist ein vornehme Statt in Ober-Laußnitz / an der Neisse. Lupacius in Calendar. histor. ad d. 13. Februar. schreibet / daß sie vor alters Drewnow / vom Vberfluß deß Holtzes / hernach auff Böhmisch Horzelecz / oder Zhorzelecz / gleichsamb ein Orth / so durch Fewer verwüstet worden / geheissen habe. Vnd ist auch Dresserus der Meynung / daß dieser Nahm soviel / als ein Brandstatt heisse. Ioachimus Cureus schreibet / in seiner Schlesischen Chronic / am 60. Blat / daß bey deß Boleslai III. oder Distorti, Hertzogen in Polen / so An. 1139. gestorben / Zeiten / diese berühmbte Statt Görlitz / so hiebevor offt zerstört worden / durch Sobieslaum, der Böhmen Hertzogen / welcher ein groß theil in Laußnitz eingenommen / erbawet vnd befestiget worden seye. Gleicher opinion ist auch gemeldter Dresserus, welcher erachtet / daß solches vmbs Jahr Christi 1131. geschehen / vnd daß vmb solche Zeit die March Görlitz / mit der Neissischen / vereinbaret worden seye. Es hat aber diese Statt gleichwol folgends vnderschiedliche Herren gehabt: wie dann auch Boregk / in der Böhmischen Chronic / gegen dem Ende deß 1. Theils / schreibet / daß König Johannes auß Böheimb / Görlitz zweymahl eingenommen habe / erstlich nach dem Todte Waldemari, Marggravens zu Brandeburg / vnnd hernach wider Marggraff Friederichen zu Meissen / deme Görlitz verpfändet war / weil er ihme seine Tochter Judith wider heimbgeschickt hatte. Zuvor hatte diese Statt Keyser Ludwig der Vierdte / als ein Lehen deß Reichs / nach deß besagten Woldemars von Brandeburg Todte / gedachtem König Johanni geben. Es findet sich gleichwol auch dieses / daß Hertzog Heinrich in Schlesien Görlitz biß auffs Jahr 1329. ingehabt/ in welchem Jahr Zittau Ihme geben worden; Görlitz aber an Böheim kommen seye. Folgents / hat sie Keyser Carl der Vierdte / König in Böheimb / [90] Anno 1352. seinen Bruder Johanni geben / von welchen sie auff Iodocum Marggrafen zu Mähren / vnnd dann wider an Böheimb kommen ist / wie angezogener Dresserus berichtet. Der Zeit gehört sie erblich Chur-Sachsen zu. Ist vor dem jetzigen Krieg schön vnd wol erbawt gewesen; hat auch ein feines Gymnasium gehabt / so Anno 1565. im Closter allda eingeführt worden. Die Kirchen zu S. Peter / vnnd das Rahthauß / so mit einem stattlichen Thurn geziehret / seyn da vornemblich zusehen. Ausserhalb der Statt / wie man vor diesem / vnd vielleicht noch / den Frembden das Grab Christi / so dem zu Jerusalem gleich seyn solle / welches Heinrich von Emmerich / ein Ritter / mit grossen Vnkosten hat erbawen lassen. Daß diese Statt viel außgestanden / ist hieoben allbereit gemeldet worden. Wir wollen allein der letztern Vnfäll gedencken. Als / daß sie Anno 1331. gantz eingeäschert worden / also / daß auch nicht ein Hauß vberblieben seyn solle. An. 1525. ist sie wider außgebronnen. Siehe von diesen zweyen Brünsten Greg. Richterum, gewesten vornembsten Prediger allhie / in der Zuschrifft seines Appendicis ad Regul. Histor.
An. 1631. ist sie von den Keyserischen / vnder ihrem Feldmarschall von Tieffenbach / eingenommen / aber auff erlangte Kundschafft von der Chur-Sächsischen Ankunfft / wider quittiret worden.
Anno 1633. den 30. Octobris / ward sie vom Hertzog von Friedland / vnd den Keyserischen / erstiegen / vnd vbel da gehauset: Aber gegen dem Ende deß Aprilen Anno 34. von den Chur-Sächsischen wider eingenommen: kam hernach in Schwedische Hand / vnnd lag Anno 1639. Schwedisch Bannerisch Volck allhie. An. 1641. im Julio / fieng sich die Sächsische Belägerung an; der Herr Churfürst von Sachsen kam selbsten ins Lager; der in Görlitz ligende Commendant / von der Schwedisch-Stalhansischen Armee / Obrist Leutnant Jacob Wancke / wehrete sich auff gut Soldatisch / also daß es ein harte Belagerung in gedachtem Julio / vnd die beyde folgende Monat / abgab / biß er sich endlich zum accordiren erbotte / vnd den 3. Octobris / N. Calenders / außzoge; wie hievon vmbständlich im 4. tomo Theatri Europaei fol. 606. seqq. zu lesen. Das folgende 1642. Jahr / den 26. Augusti ist allhie / Mittags / ein Fewer außkommen / so biß 6. Vhren Abends gewehret / dardurch die Peters- vnd Niclaus Gassen abgebronnen. Anno 1643. hat ein Keyserl. Parthey vier Meylen von Görlitz / vnderhalb Soraw / im Flecken Freywald / etlich Schwedisches Volck vberfallen / vnd stattliche Beuthen bekommen; auch besagten Flecken alsbald angesteckt. Siehe von dieser Statt ein mehrers beym gedachten Dressero, in seinem Stättbuch pag. 275. seqq. Geörgen Braun im 2. Theyl deß Stättbuchs (allda er sagt / daß allhie zu sehen / vnser Lieben Frawen / S. Danes Kirch / S. Petri, S. Nicolai, Helcreut, vnnd S. Iacobi Kirchen / das Münch-Closter / der Frawen-Thurn / der Reichenbacher Thurn / das Rahthauß / mit einem schönen Thurn / der Foteshoff / vnd die bedeckte Brück vber die Neisse) Casp. Ens in deliciis apodemicis p. 293. vnd P. Bertio lib. 3. Rer. German. p.545. Vnd weilen erst nach dieser vnserer / eine Beschreibung der Statt Görlitz / Anno 1641. zu Dreßden in offner Form gedruckt / vbersendet worden; so hat dieselbe / zum Beschluß / auch hieher zubringen / man für gut angesehen / so also lautet:
Görlitz ist anjetzo vnter den 6. Hauptstätten in Ober-Laußnitz nacher Budissin die fürnembste. Ist erbawet Anno 1131. von Sobieslao, Uratislai des Ersten Königes in Böhmen Sohne / an dem Ort / da zuvor das Dorff vnd veste Schloß Drenow / so hernach gantz zerstöhret worden / gelegen / dahero es erstlich von den Slavis den Namen Ischorelik, das ist Brandstadt / hernachmaln Tzschörlitz / vnnd endlich propter Euphoniam Görlitz / erlanget. An. 1234. hat Otto Pius, Marggraf zu Brandenburg vnnd Lausitz / das Closter (1) erbawet / Ingleichen Anno 1245. die Statt erweitert / mit schönen Gebäwen vermehret / vnnd das Kloster / so zuvor ausser der Statt gelegen / mit in die Ringmawer gezogen. [91] Nachdem aber Marggraf Woldemar verstorben / ist diese Statt Anno 1322. vnter Henricum, Hertzogen in Schlesien / Herrn zu Fürstenberg vnd Gawer / bald aber hernach vnter Marggraf Friederichen zu Meissen kommen / auch dabey verblieben biß Anno 1329. da sie wiederumb an das Königreich Böhmen gelanget. Anno 1331. vnd also 200. Jahr nach der Erbawung / ist sie gantz abgebrandt / daß nichts stehen blieben / ist aber viel herrlicher vnd schöner / als zuvor / wieder erbawet / vnd Anno 1355. vom Keyser Carolo IV. nebenst dem Budissinischen Creysse dem Königreich Böhmen incorporiret worden / also daß sie ewiglich dabey verbliebe / ist aber gleichwol Anno 1376. von ihme mit dem Titul eines Hertzogthumbs begnädiget / vnd seinem jüngern Sohn Johanni nebenst andern Städten zur Lehen gegeben worden. Dieser Hertzog Johannes aber soll gar ein vnkeuscher Mensch gewesen seyn / vnd vbel regieret haben / derhalben sie ihme nicht gehuldiget / sondern verworffen / ist Anno 1396. zur Newen Cell bey Franckfurt im 26. Jahre seines Alters mit Gifft vergeben worden.
Anno 1400. hat man das Hospital zu Sanct Jacob (2.) an der Sittawischen Strassen / vnd 1407. die SaltzCammer (3.) wie auch 1423 den 8. Maii den ersten Stein zur S. Peters-Kirchen (4.) geleget / vnd zu bawen angefangen. An. 1429. haben die Hussiten Görlitz / jedoch vergeblich belägert / vnd die Vorstädte abgebrand / ingleichen Anno 1433. wider einfallen wollen / sind aber durch Hülffe deß von Bibersteins / H. zu Friedland / geschlagen / vnnd was nicht geblieben gefangen worden / dahero / vnnd anderer ihrer Thaten halber Keyser Sigismundus sie mit vielen Freyheiten vnd Privilegiis begnadet. Anno 1454. ist das Fundament zur S. Nicolaus Kirchen (4.) geleget/ vnd Anno 1453. das Rundel (5.) vnnd das Neißthor (6.) gebawet worden. Anno 1456. sind auff der Nicolaus Strassen 40. Häuser abgebrand.
Anno 1457. ist die Kirche S. Petri vnd Pauli (7.) nach dem man 34. Jahr darüber gebawet / durch Casparum von Schönberg Bischoffen zu Meissen eingeweyhet / vnd Anno 1458. den 7. Maij das Fundament der Frawen-Kirchen (8.) geleget / vnd Anno 1470 der Baw an der SaltzCammer (3.) vollendet worden. Anno 1474. hat man das Schloß / so vom Frawen-Thor (10.) biß halb ans Wasser gereichet / mit Zulassung Königs Matthiae, gantz ruiniret / vnd nichts als den hohen starcken Thurn (9.) so sieben vnd ein halb Ehlen dicke / stehen lassen. Anno 1481. ist die Kirche zum Heil. Creutz / (11.) wie auch Anno 14…9. das H. Grab dabey / ingleichen das Hospital / (12.) darin die wegen der Religion vertriebene vnd reysende Studenten beherberget vnd auffgenommen würden / von Georgio Emerichio, Equite aurato vnnd Bürgermeistern daselbst erbawet worden. Eben in diesem Jahre hat man auch das grosse Rundel (13.) so in jetziger Belägerung der Trotzkeyser genennet ward / zu bawen angefangen / welches An. 1541. vollendet worden / ist in die sieben vnd drey vierthel Ehelen dicke. Anno 1497. den 15. August. ward der Baw an der S. Peters Kirche / darüber man 74. Jahr / drey Monat vnd 7. Tage zubracht / verfertiget worden. Die innerliche Länge ist 139. Ehl / die Breite 74. die inwendige Höhe biß ans Gewölbe ein vnd viertzig vnd ein halb: Hat 24. hohe Pfeiler / 30. Altare / vnd noch eine Kirche oder grosse Capelle vnter der Erden in Steinfelsen gehawen. Anno 1508. sind in die 4000. vnnd etwa 13. Jahr hernach vber 2500. Personen an der Pest gestorben. Eben in diesem Jahr ist die Kirche zu S. Annen (14.) erbawet: Anno 1511. der Rahthaußthurn (15.) zu bawen angefangen / vnd Anno 1516. vollendet worden. Anno 1525. vnd 26. haben sie sich zur Evangelischen Religion gewendet / vnnd dargegen den Bischoffen zu Meissen / vnter derer Dioecesin vnnd Administration gantz Lausitz gehöret (dahero auch der Decanus zu Budissin sich einen Administratorem deß Bischoffthumbs Meissen in Ober- vnd Nieder-Lausitz nennet) keinen Gehorsamb mehr erwiesen. Dieses Jahrs sind auff der Neissestrassen vnd daherumb [92] vber 172. Häuser vnd dabey in die dreyssig Menschen verbrandt. Anno 1532. ist der eine Thurn an der S. Peters Kirchen (7.) eines theils oben herunter gefallen / vnd An. 1537. den 6. Novembr. die gantze Hoter-Gasse (16.) abgebrand / dagegen die Neißbrücke (17.) erbawet worden. Anno 1547. nach dem die Statt Görlitz in grossem flore, vnd mit vielen Freyheiten vnd Privilegien begabt gewesen / wie sie auch die Ober-Gerichte im gantzen Görlitzischen Creysse gehabt / vnd aber bey König Ferdinando in Böhmen / wegen deß damahligen Teutschen Kriegs in Vngnade / vnd in den also genandten Pöenfall gerahten / sind ihr nicht allein alle ihre Dörffer / sondern auch fast alle ihre Privilegia, Munition vnnd Geschütz / dessen sie eine grosse Anzahl gehabt / benommen / vnd vmb eine grosse Summa Geldes gestrafft worden / davon sie in solche Schulden gerahten / daß sie es noch vff den heutigen Tag befindet / hat aber endlich Anno 1549. ihre Dörffer theils auß Gnaden / theils gegen Erlegung 80000. fl. wiederbekommen.
Anno 1568. den 28. Januar. ist die erste Evangelische Predigt im Closter (1.) gethan / wie auch dieses Jahr die Newe Pforte (18.) vnd Anno 1579 der Vogtshof oder Landhauß (19.) erbawet / auch An. 1598. die künstliche Spitze vnd Thurn am Nicolaus-Thor (20.) vernewert worden. Anno 1611. den 8. Septembr. ist König Matthias / vnd Anno 1617. den 2. Octobr. König Ferdinandus II. vnd Anno 1620. den 10. Martij König vnnd Pfaltzgraf Fridericus, wie auch hernach dessen allbereit zum König designirter ältister Sohn nach Görlitz kommen / worauff deß andern Tages die Huldigung erfolget. Nach dem aber den 8. Nov. die Schlacht auff dem weissen Berge ergangen / dabey alles verlohren / vnd aber Schlesien vnnd Lausitz durch Intercession jetziger Churf. Durchl. zu Sachsen / etc. von Ihr. Keys. Mayest. Ferdinando II. widerumb perdoniret worden / sind Ihr. Churf. Durchläucht. Anno 1621. den 28. Jul. in Person dahin ankommen / auch hernachmaln Anno 1622. den 13. Jun. weil Ihr Churf. Durchl. Ober- vnnd Nider-Lausitz iure hypothecae zu possidiren vbergeben worden / die Huldigung von der Statt Görlitz auffgenommen. Anno 1632. sind vber 6000. Personen an der Pest gestorben.
An. 1633. den 30. Octobr. hat der Hertzog von Friedland die Statt belägert / vnd mit Sturm erobert / da bey sie nicht allein grawsamlich geplündert / sondern auch an zweyen Orten angezündet worden / daß etzliche Häuser am Obermarckt / vnd fast die gantze Nonnen-Gasse abgebrandt / ist aber von den Keyserlichen / als Ih. Churfürstl. Durchleucht. Budissin erobert / wider verlassen / vnd eine Compagn. Churf. Volck hinein gelegt worden. Bald hernach Anno 1634. im Aprili hat der damahlige Keys. General Wachtmeister Lamboy die Statt vnversehens vberfallen / also daß der Churfürstl. Obriste Milbe zum andern Thor mit seinem Regiment zu Roß / jedoch ihme vnwissend / auch hinein kommen / aber geschwinde sich salviren müssen / hierbey ist die Compag. nicht allein ruiniret / sondern auch die Statt Tag vnnd Nacht geplündert / vnnd darauff wider verlassen worden.
Anno 1635. ist gantz Ober- vnd Nider-Lausitz durch den Pragischen Friedenschluß Ihr. Churfürstliche Durchl. zu Sachsen Erblichen vbergeben worden / worauff Ih. Churf. Durchl. Anno 1637. den 28. Septembr. zu Görlitz die Erbhuldigung empfangen / vnd also ist diese Statt / nach dem sie in die 280. Jahr vnter der Cron Böhmen gewesen / an das Chur-Hauß Sachsen gelanget. Zu vnterschiedlichen mahlen ist sie zwar belägert worden / es wird aber keine dieser jetzigen letzten Belägerung zu vergleichen seyn. Denn als nunmehro fast vor zwey Jahren der Schwedische Obriste Lieutenant Wancke mit seinem Regiment Tragoner das Quartier in Görlitz vnnd anderen Stätten bekommen / endlich aber die anderen Orth verlassen / vnd das gantze Regiment in Görlitz zusammen ziehen müssen / hat er angefangen / sich / soviel müglich / darinne zuverbawen / nicht allein im Zwinger / sondern auch innerhalb der Statt / einen Abschnidt hinter dem andern mit Pallisaden / [93] Brustwehren / Graben vnnd dergleichen zumachen / daß auch die Belägerte nicht wol von einer Posto zur andern / als nur durch die an der Hauptmawren gemachte Blendungen kommen können. Die Hauptmawren / so sie etwa zun Preßschiessen bequeme gewesen / hat er innerhalb mit einem starcken Wall vnd tieffen Graben / wie bey A. zu sehen / verstärket / die Häuser / so ihme schädlich / abgebrochen / oder welche zur Defension gedienet / außgefüllet / alle Gassen / vnd in denen / der Mawer nahe gelegenen Häusern / Fenster vnnd Thüren mit Pallissaden versetzet vnd verwahret / auch endlich alle Vorstätte / die der Bürgerschafft nach noch einmahl so groß / als die Statt an ihr selbst / mehrentheils weggebrandt / mit Proviand vnnd Fouragi sich auch bey Zeiten dermassen versehen / daß er das gantze Regiment auß dem Commiß oder Magazin Zeitwährender Belägerung vnterhalten können / vnd keinen Mangel daran gehabt / darauß man leichtlich abnehmen können / er würde solchen Ort in Güte nicht quittiren. Damit nun aber diese Statt widerumb liberiret werden möchte / sind Ihre Excellentz der Herr General Feld-Zeugmeister Goltz den 3. Iul. styl. vet. mit dero vnterhabenden Keys. vnd Churf. Völckern davor gerücket / die Statt anfänglich nur blocquiret / biß sie sich etzlicher massen vff den herumbliegenden Höhen mit Reduiten vnd andern Wercken verschantzet / Posto fassen / vnd die Statt beschliessen können / zu welchem Ende beyde Lauffbrücken vber die Neisse geschlagen worden. Nach diesem haben sie etliche Batterien verfertigen / den Thurn an der Mühle beschiessen / vnd den 22. darauff stürmen lassen / dabey ein Obrister Wachtmeister blieben / aber nichts gerichtet worden. Folgendes Tages hat man versuchet mit Stücken die Neißbrücke (17.) zu ruiniren. Den 27. Jul. sind I. Churf. Durchleucht. nebenst Ihr. Fürstl. Gn. den Herrn Feldmarschall mit noch mehrer Artollerie im Läger angelanget / worauff sie nebenst der Generalität die Statt in Augenschein genommen. Den 31. hat man nach gehaltenem Kriegs-Rath von allen Batterien einmal herumb mit Stücken in die Statt gespielet / zwo Granaten eingeworffen / vnnd darauff dem Commendanten durch ein Schreiben von dem H. General Feld-Zeugmeister Goltzen einen Accord anbieten lassen / welcher ihm aber nicht annehmblich war. Den 2. vnd 3. Augusti nach dem Ihr. Churfürstl. Durchleucht. voriges Tages Kriegsrath gehalten / hat man auff die Thürne am Eck deß Wassers / wie auch auff der andern seyte auff den runden Thurn continuirlich geschossen / daß der Thurn von dem darauff liegenden Fendrich / welchen der Commendant deßwegen Harquebussiren lassen / verlauffen / vnd den Vnserigen ohne Verlust zu theil worden. Hierauff kamen der Land-Eltester Hochbirck / der von Tzschirnhausen vnnd Bürgermeister D. Scipien herauß / weil sie aber nichts annehmliches vom Accord brachten / wurden sie folgendes Tages wider hinein geschickt / vnnd hierauff deß Abends eine Mine vnter der Mühlen C. gesprenget / thät aber keinen sonderlichen Effect. Den 4. hat das canoniren den Thurn dermassen ruiniret / daß die Belägerte selbigen den Vnserigen vberlassen müssen / wie auch den andern Thurn / welchen aber die Belägerte zu dreymahlen wider angelauffen / vnd da sie nichts gerichtet / mit Stroh / Holtz vnd Pechkräntzen angezündet / daß ihn die Vnserige wider quitiren müssen / dabey in die 17. Knechte beschädiget vnd einer geblieben. Den 5. ward von den Belägerten eine Batterie am Eck deß Wassers angezündet. Den 7. blieb an der Arnheimischen Posto bey einem Außfall 1. Hauptmann vnnd Fenderich / von vns. Nach Mittage fielen sie wider auß an der Keys. vnd Gruppachischen Posto, aber vergebens. Den 9. kam mehr Artollerie an. Den 10. blieb der Keys. Obr. Lieutenant von der Artollerie. Dieses Tages schickte der Commendant 23. Accords-Puncta herauß / worauff man ihme deß andern Tages geantwortet / vnd andere Puncta hinein geschickt / welche er aber nicht eingehen wollen: Sondern sich biß auff das eusserste zu halten resolviret. Den 12. ward ein Wachtmeister von Boure hinein gefangen. [94] Den 13. hat man eine Mine springen lassen / welche die Hauptmawer vff etliche 20. Schritte nider geworffen / vnd hierauff dem Commendanten nochmahln Accord angebotten / hat aber selbigen / wo man ihme seine Puncta nicht eingehen wolle / widerumb gantz abgeschlagen. Hierauff hat man den 14. von 7. Batterien mit angehendem Tage continuirlich auff die Statt gespielet / Pressa geschossen / auch endlich noch eine Mine zwischen spielen lassen / welche wiederumb einen guten Theil der Hauptmawern vnnd den Thurn dabey nidergeworffen. Als nun die Sächs. Preß auch gut befunden worden / hat man an beyden Orten gestürmet / vnnd zwar mit solchem Ernst / daß nichts / was dazu gehöret / vnterlassen worden. Es ist aber wegen der starcken Verbawung vnd Abschnitte: Item wegen derer vff der Erden fest angemachten vnd mit spitzigen Nägeln durchschlagenen Breter vnd Fußangel / vnd dann wegen der starcken Gegenwehr / nicht müglich gewesen hinein zu kommen / oder eine Posto zu fassen. Was auff der Belägerte seyten geblieben / kan man eygentlich nicht wissen / alleine der Verlust kan nicht so geringe seyn / weil man nit alleine auß Mörseln / sondern auch auß den gantzen Carthaunen mit Granaten in die Presse / da sie ihre Gegenwehre gethan / vnd sonsten mit andern Stücken vnauffhörlich gespielet / der Vnserigen sind zwar viel beschädiget worden / dagegen aber nicht viel Officirer vnd Knechte / so man fast nicht gemeynet / geblieben. Den 15. 16. 17. ist nichts sonderlichs passiret / als daß drey Knechte hinein gefangen worden. Den 18. wurden zween Thürne M. ruiniret. Deß Nachts spielete eine Mine vnter der Mühlen C. war aber zu schwach. Den 20. zündeten die Belägerten an der Arnheimischen Posto eine Recruite an / darüber worden 1. Hauptmann vnd 9. Knechte beschädiget / vnnd 1. Feldwebel vnd 3. Knechte hinein gefangen. Den 21. geschahe dergleichen / darüber 3. Knechte geblieben vnnd 7. beschädiget worden. Den 22. geschahen 3. Außfälle / da sie wider etliche Wercke anzündeten. Sonsten kam mehr Artollerie vnd Munition an. Den 23. vnd 24. wolte man die Neißbrück anzünden / ward aber nichts darauß. Den 25. hat man in der Keys. Preß angefangen eine Batterie zu bawen / darüber ein Obr. Lieutenandt geblieben. Die Belägerten funden eine Mine / den 26. auch eine. Den 27. deß Abends ward die Neißbrücke durch ein Fewerwerck angezündet / vnter wehrendem brennen hat man Granaten / Fewer- vnd Regenkugeln hinein geworffen / deßgleichen auch deß andern Tages / vnnd ob es wol etwas gezündet / ist es doch bald wieder gelöschet worden. Hierauff hat man die Räder an der Mühle C. mit Stücken ruiniret / vnd die Besatzung in der andern Mühlen B. auffgefordert / Weil sie sich aber nicht ergeben wollen / hat man den 29. auff die Mühle vnnd Thurn / welcher mit 12. Mann besetzt / starck gespielet / nachmahlen Preß geschossen / vnd stürmen lassen / sind aber mit Verlust eines Hauptmanns vnnd etzlicher Knechte wider abgetrieben worden. Dieses Tages fielen sie in der Sächs. Posto in 200. Mann starck auß / dabey wir 4. Knecht gefangen bekamen / 11. wurden von vns beschädiget. Gegen Abend ward der Diaconus, Christoff Lichtner / nebenst dem Rectore der Schulen / David Vechnern / herauß geschickt / welche gleich wie die vorige deß andern Tages wider abgefertiget worden. Den 31. kam ein Knecht vber die Mawer herauß / den 1. Septemb. auch einer / berichteten / daß die Belägerten noch keine Noht hätten. Dieses Tages geschahen 2. Außfälle / dabey 2. Knechte der Sächsis. blieben / vnd 7. der Keyseris. beschädiget wurden. Den 2. Septemb. holeten sie der Land-Commissarien Diener vnd 2. Reuter Schildwachten hinein / hierauff hat man Ihr. Churfürstl. Durchl. Quartier / dem es etwas nahe kommen / verschantzet. Den 3. wie auch folgendes Tages / zündeten die Belägerten die Batterie vnd Wercke in der Keys. Pressa an / darüber 18. Knechte theils geblieben vnnd beschädiget worden. Dieses Tages hat man auch ein Thurn / vnd den 4. Septembris den andern Thurn / welcher auch erobert ward / mit Stücken ruiniret. Den 5. ward der dritte Thurn angezündet/ daß [95] ihn die Vnsrigen wider verlassen müssen. Vnnd wurden zwo Schildwachten nahe bey dem Fußläger weggenommen / wie auch den 6. ein Corporal vnnd 2. Botten vom General Stahlhans hineinbracht. Beyde Lauffbrücken musten wegen deß grossen Wassers auffgenommen werden / welche deß dritten Tages hernach wider gebawet worden. Den 7. berichtete ein Vberläuffer von den Belägerten / daß der Corporal vnd beyde Botten mit gebracht / Stahlhans wolle sie inner dreyen Tagen entsetzen. Den 8. ward auff die Verbawung in der Keys. Preß mit Stücken gespielet. Den 9. hat man deß Abends wider vier Fewerkugeln eingeworfen. Den 10. ward ein Thurn von 4. Batterien beschossen / vnd nebenst dem Gange so ruiniret / daß er die Helffte von oben herab eingefallen. Hierauff hat man gestürmet / vnnd ob zwar die Belägerte den Thurn angezündet / daß die Vnserige wider weichen müssen / dabey der Churfürstl. Ingenieur vnd Hauptmann von Arnheimb nebenst einem Lieut. sehr beschädiget worden / so hat man ihn doch deß Abends erobert / vnd hernachmahls etliche Böden / in / vnnd einen viereckichten Kasten auff den Thurn gebawet. Hierbey sind 18. Knechte / theils beschädiget vnnd theils todt blieben. Den 11. sind in 2. Außfällen 1. Corporal / vnnd vier Knecht / von Sächsis. vnd 4. Knecht von Keys. hinein gefangen vnd 2. beschädiget worden. Den 12. 13. ist nichts passiret/ als daß eine Mine ersäufft worden. Den 14. ward eine Mine gesprenget / welche nicht allerdings recht effectuiret. Den 15. hat man gegen Abend / als die Sonne gleich vntergangen / vnd gantz keine Wolcken waren / gesehen / wie eine Fewerkugel vom Himmel gefallen / ließ hinter sich einen fewrigen langen Strahl / so sich alsobald in eine weisse Wolcke gleich einer Schlangen-Linie verwandelt / eine gute weile hernach gab es 2. starcke Knalle / gleich als es in der Ferne gedonnert / oder man 2. grobe Stück gelöset hätte. Den 16. vnd 17. ward der Thurn am Reichenbacher Thor beschossen / vnnd 1. Sächsischer Hauptmann nebenst 1. Capitayn Lieutenant beschädiget. Den 17. kam ein Trommelschläger mit Schreiben an Ihr. Churfürstl. Durchl. von der Land- vnd Bürgerschafft herauß / berichtete / daß der Commendant accordiren wolte. Fielen aber gleichwol vnd zwar zum letzten mahl herauß / nahmen die Reduite bey der Kirchen (8.) ein / bekamen 8. Gefangene / zween Officirer von den Keyseris. blieben / sechs Knecht wurden beschädiget. Den 18. ward der Obrist. Wachtmeister Bischoffsheim vnd Hauptmann Falckenberg hinein / vnd dargegen der Obrist Wachtmeister Bock vnd Hauptmann Müller herauß geschickt / mit welchen man tractiret, vnnd etzliche Puncta, worauff er abziehen solte / mit hinein gegeben / es hat aber der Commendant solche nicht eingehen wollen / sondern andere Puncta den 19. herauß geschickt / welche Ime auch / vnnd zwar damit die Statt desto eher liberiret würde / mehrentheils eingegangen / vnnd den 21. von beyden Theilen vollnzogen worden / worauff den 23. Septembris der Abzug erfolget. Vnd also ist diese harte Belägerung / welche 10. Wochen gewähret / durch Hülffe deß Allerhöchsten glücklich geendiget / diese fürnehme Statt vnnd viel hundert vnschuldige Seelen / die sonst / wann das Fewer angangen / verderben müssen / vor dem gäntzlichen Ruin vnnd Vntergange erhalten / vnd widerumb in Ihrer Churf. Durchl. zu Sachsen / etc. als ihres Erbherrn Macht vnd Gewalt kommen vff benandten 23. Septemb. An. 1641.
- A Graben vnnd Wall innerhalb der Statt.
- B Mühle jenseit dem Wasser.
- C Mühle disseit dem Wasser.
- D Das Reichenbacher Thor.
- 1. Kirche im Kloster.
- 2. Hospital S. Jacob.
- 3. Das Saltzhauß.
- 4. S. Nicol. Kirche.
- 5. Rundel am Wasser.
- 6. Neißthor.
- 7. Kirche S. Petri vnd Pauli.
- 8. Nonnen Kirche.
- 9. Thurn am Frawenthore.
- 10. Das Frawenthor.
[96]
- 11. Das H. Grab vnd Creutz Kirche.
- 12. Hospital zu vnser Lieben Frawen.
- 13. GroßRondel /oder TrotzKeyser.
- 14. Kirche zu S. Annen.
- 15. Das Rahthauß.
- 16. Die Hotergasse.
- 17. Die Neißbrücke.
- 18. Die Newe Pfort.
- 19. Das Landhauß.
- 20. Das Nicolaus Thor.
- 21. Abgebrandte Vorstädte.
- 22. Strasse nach Sittaw.
- 23. Strasse nach Budissin.
- 33. Newmarckt.
- 34. Niedermarckt.
- 35. Petersgasse.
- 36. Nicolausgasse.
- 37. Brüdergasse.
- 38. Die Langegasse.
- 39. Die Steingasse.
- 40. Der Töpffmarckt.
- 41. Neißgasse.
- 42. Die Breitegasse.
- 43. Fleischergasse.
- 44. Bütnergasse.
- 45. Judengasse.
- 46. Krebsgasse.
- 47. Im Karpengrunde.
- 48. Die Krentzelgasse.
- 49. Beckergasse.
- 50. Nonnengasse.
- 51. Fleischbäncke.
- 52. Platnergasse.
- 53. Die Pfortengasse.
- 54. Die Wage.
- 55. Gärten mit allerhand fruchtbaren Obstbäumen.