Topographia Sueviae: Tutlingen

Topographia Germaniae
Tutlingen (heute: Tuttlingen)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 188–189.
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Tutlingen / Dutlingen /

Im Thonawthal / vnd an der Thonaw / in einem fruchtbaren Ackerfeld (welches aber hart zu bawen) in der Runde gelegen / Statt / vnd Ampt / daß ausserhalb der Statt auff einem (schönen / hohen / runden) Berg gelegene / vnd wie Theils wollen / An. 1400. gebawete Schloß / wirdt Honberg genandt. Vnnd seyn in solchem Ampt / Anzeigungen deß alten / vnd Anno 1415. zerstörten Schlosses Lupffen. Ligt 3. Meilen von Costantz / vnd ist deß berühmbten Juristen Joan. Georgij Godelmanni Vatterland. Das Wappen der Statt ist zum Theil / wie das Württenbergische / nämlich / drey schwartze Hirschhorn / in gelbem Feld. Anno 1327. ist Tutlingen noch der H. von Wartenberg gewesen / denen das Bergschloß Wartenberg gehört / so jetzt Fürstenbergisch ist. Man findet / daß Oßwald von Wartenberg / vnnd Clara seine Haußfraw / hernach Anno 1378. vmb Leibgeding / diese Statt Graf Rudolphen von Sultz verkaufft haben sollen / von welchem / wie man muthmasset / sie an Würtenberg kommen. Es hat in dieser Statt das Kloster Reichenaw einen Cölnhoff / darzu ein Antheil deß Zehenden / wie auch andere Güter gehören.

Anno 1132. (al. 1364.) ward Graf Ludwig von Pfullendorff / ein Schwab / Abbt in der Reichenaw, welcher / nach dem er vier Jahr dem Kloster fürgeständen / ist er / in seinem gantzen geistlichen Habit / von seinen Dienern / allhie zu Tutlingen in der Kirchen vmbgebracht worden. Es soll aber dieser Ort erst An. 1274 wie in einer geschribenen Chronick stehet / vmbmawret worden seyn. Dieser Zeit gehört solcher dem Herrn Graf Schlicken / so vorhin Fürstlich Würtenbergisch gewesen. Besoldus in Thes. pract. v. Keelnhof / etc. Crusius sagt / daß Tutlingen An. 1327. den Herren von Wartenberg / vnd An. 1394. dem Johann von Lustnou gehört habe: Vnd daß in das Tutlinger Ampt gehören die Dörffer / Aldingen / Trossingen / Thoningen; Schwenningen / Thalhain (oder Thalam / ) Effingen / OberBaldingen / Newenhausen / vnd Giessenhain. Anno 1642. kam der Weymarische General Major von Erlach / vmb den 25. Novembr. von oben herab mit drey tausend Mann (theils sagen / seyen Hohendwieler / vnd Breysacher gewesen / ) nach Dinglingen / vnd blieb zu Vnderdinglingen / Welschingen / Hultzingen / vnd Mehlhausen / vnd begab sich hernach hieher gen Tutlingen / so er bald einbekam / weil die Bäyrische Besatzung darauß zuvor gewichen war: Wiewol andere berichtet haben / es were Tutlingen den 23. Octob. andere / daß es den 4. Decemb. von den obernandten Völckern mit Sturm erobert / vnd außgeplündert worden. Es ist aber die erste Relation mehrers beglaubt / vnd in solcher auch dieses einkommen / daß Herr General von Erlach sich von hinnen auf Billingen begeben / aber die Seinigen daselbst also empfangen worden / daß sie mit blutigen Köpffen bey Basel vorüber / vnd zurück kommen seyn. Das folgende 1643. Jahr / den 13. 23. Novembr. hat die Frantzösische Haupt-Armee bey Tutlingen starck eingebüßt / die Stuck vnd anders / im Stich gelassen; vnd wurde auch / den folgenden Tag von den Käyser- vnd Chur-Bäyrischen / die Statt / sampt dem ausserhalb derselben gelegenen vortheilhafften Schloß Honberg / von theils Homburg genant / eingenommen; der General Leutenant / Graf von Ranzaw / vnd viel vornehme Leute gefangen. Vnnd sagt Engelsüß im Weymarischen Feldzug: Es seyen der Weymar- vnnd Frantzösischen auff die dreytausend nidergemacht / vnd in die 4000. [189] gefangen worden. Hernach im Jahr 44. liessen die Bäyrischen Tutlingen starck fortificiren / vnd besetzen: Aber An. 45. befahle der H. Obrist Widerholt / Commendant auf Hohendwiel / die Pallisaden abzuhawen / vnd die Thor allhie zuverbrennen.