Topographia Palatinatus Rheni: Philipsburg

Topographia Germaniae
Philipsburg (heute: Philippsburg)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1645, S. 71–73.
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[71]
Philipsburg / oder Udenheim.

Es ligt diese Vestung / im Prurhein / und Bistum Speyer / 3. Meil von Heydelberg / 3. von Durlach / 3. von Manheim / 4. von Landau / 4. von Neustadt / 1. von Germersheim / und ein gute Meil von Speyer. Dieser Ort wird von theils auch Eydenheim / und / kurtz außgesprochen / Eydenen genant. Es ist das Bistumb Speyer / nach und nach / mit Herrschafften / Städtlein / Flecken / Dörffern / etc. begabt / und erweitert worden; und ist / neben andern Dörffern / auch der Fleck Udenheim / von etlichen reichen Bürgern zu Speyer / sonderlich einem / Heinrich von Cöln genant / dem Stifft verkaufft / und hat hernach Käyser Ludovicus IV. dem Bischoff Gerhardo von Speyer / die Gewalt geben / diß Dorff Udenheim zu einer Stadt zu bauen / und die mit Mauren / und Gräben / umbfahen / und bevestigen zu lassen / wie es dann auch etlicher massen / [72] weil es deß Bischoffs von Speyer Residentz / geschehen ist. Pfaltzgraf Geörg / so Anno 1513. Bischoff zu Speyer worden / hat hernach das Schloß allhie von neuem erbaut. Als folgends Herr Philips Christoph von Söthern / so Anno 1610. Bischoff zu Speyer / und nachmals auch Churfürst zu Trier worden / diesen Ort noch mehrers fortificirt, so hat sich Chur-Pfaltz darwider gelegt / mit Vorwand / daß es einer solchen Vestung in Chur-Pfaltz nicht vonnöthen; sintemal das gantze Stifft Speyer / vom Jahr 1462. in derselben ewigem Schirm / und Schutz / und deßwegen sich keiner Gefahr zu besorgen; auch die Stadt Speyer / von allen Vestungen / auff 3. Meil Wegs herumb / privilegirt seye; und was der Ursachen mehr waren / so in den Truck kommen / sonderlich auch / daß Chur-Pfaltz die Gleitsgerechtigkeit / als ein hohes Regal / daselbst; auch solche von Alters her auf diesem Hauß / und Schloß / ein ewige öffnung hätte. Dargegen aber auch der H. Bischoff / und das Stifft / ein außführliche apologiam, und deduction, lassen außgehen; und weilen dazumaln man mit der fortification fortgefahren / so hat Churfürst Friederich Pfaltzgraf Anno 1618. 4000. zu Roß / und Fuß / dahin geschickt / die / neben 1200. Schantzgräbern / den 16. Junij / dieses neue Werck verhindert / und die Kärn / und andere Instrumenta, in die Gräben werffen / und alles wieder zufüllen lassen. Aber / als er Pfaltzgraf hernach / wegen der Böhmischen Cron / umb Land / und Leuth / kommen / so hat der Herr Bischoff zu Speyer / Anno 23. wieder allhie zu bauen angefangen / das Hornwerck / sampt der Vorstadt / abgebrochen / und ein Real fort darauß gemacht / so folgends continuirt, und vom Apostel Philippo / dessen Namen der Herr Erbauer führet / Philipsburg / genant worden; darüber einer hönische Verß gemacht / so in nova Apocal. Lucij Veri, wie er sich nennt / consider. 11. p. 88. zu lesen seyn. Es ist hernach diese gewaltige an einem sumpfigen morastigen Ort / gegen dem Rhein zu / (daran sie gar nahe stöst) gelegene Vestung / von den Schwedischen Obristen / hernach Feldmarschallen / von Schmidberg / nach langer Belagerung / im Ianuario Anno 1634. mit gutem accord, eingenommen / und folgends / den 27. September dieses Jahrs / dem Frantzösischen Gesandten / wegen seines Königs / so sich / als einen Schutzherrn über Trier / und Speyrische Stiffter / angeben / dem zu Franckfurt getroffenen Vergleich gemäß / überantwort worden: Aber Anno 1635. im Januar. hat der Herr Obrist Caspar Baumberger von Ravenberg / vorhin gewester Bischofflich-Speyerischer Commendant allhie / deme alle Gelegenheit wol bekandt / mit dem Käyserischen Volck / bey Nachts / als die Frantzosen / bey damaliger grosser Kälte / deren sie nicht gewohnt waren / schlechte Wacht hielten / diese Vestung erstiegen; auch folgenden 15. und 25. diß / das Schloß mit Sturm wieder erobert; und ist seithero dieser Ort in Käyserlicher devotion verblieben. Nach dem aber Anno 1644. die Frantzösische gantze Armee unter dem Duc de Anguien, und Mareschal de Touraine, den 10. und 20. Augusti von Breysach auffgebrochen / zu Wasser und Land eilend den Rhein hinunter / und für diese Vestung sich geleget / die Zollschantz am Rhein mit Sturm erobert / die Vestung starck beschossen / mit 3. Minen untergraben / auch an zweyen Orten die Gräben mit Wellen und Sandsäcken so hoch angefüllet / daß man darauff an die Wälle hat kommen können / und solchen Ernst in 15. Tagen darvor gebraucht / daß ermelter Commendant Baumberger angefangen zu accordiren, und den Ort übergeben / worauff er von den Frantzosen besetzt / und jetzo mehrer bevestigt worden. Es haben auch die Frantzosen biß daher / vermög deß General Friedenschlusses / ihre Besatzung alda gehalten. Man hat zwar von einem Anschlag wider sie / im Jahr 1646. geschrieben; es soll aber derselbe zeitlich entdeckt worden seyn. Und wegen dieser Besatzung residirt anjetzo der Herr Bischoff in seinem schönen Pallast / in der Stadt Speyer.

Es schreibet Christophorus Lehman / in seiner Speyerischen Chron. l. 4. c. 22. f. 368. von den Zollstätten in dem Bistumb Speyer / daß dieselbe noch unter Käyser Heinrichen dem Fünfften / den Käysern / und Königen zugestanden; und das nominatim die Römische Käyser / und König / von Alters / allhie zu Udenheim / einen Zoll auffgerichtet / Krafft dessen / sie von einem jeden Faß Wein 6. Turneßgroschen genommen; welchen Zoll

[T37]

[73] allererst Käyser Ludwig der Vierdte / dem Stifft Speyer / umb 45. tausend Gulden vrsetzt / und Carolus IV. gar geschenckt habe. In eines gewesten / und in dem vorgehenden offt angezogenen Professoris zu Heydelberg hinterlassenen Schrifften stehet auch dieses / daß zwischen dem Stifft / und der Stadt Speyer / nach langer Strittigkeit / die Sach endlich also vertragen worden / das die Güter / und Wahren / der Speyrer Bürger / so eigen Gut und zu ihrem Haußbrauch / und Handthierung / in die Stadt Speyer gehörig / deß Zolls / Naben- und Axengelds davon frey / und unansprüchig / seyn solen: Weiter nicht.