Topographia Circuli Burgundici: Hertzogenbusch

Topographia Germaniae
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 55–57.
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[55] Hertzogenbusch / Buscum, oder Busco-Ducis, Sylva Ducis, diß ist die vierdte Hauptstatt von Brabant / am Wasser Diese / zwo Meil von der Maas gelegen / so mit Boll- und Aussenwercken gewaltig versehen / und hierüber fast rings [56] herumb einen niedrigen sumpffigen Boden hat / so die meiste Zeit / bevorab im Winter / mit Wasser überschwemmet / ohn allein an der Vuchter seiten gegen Mittag / da das Land etwas höher / sie mit zwo real-Schantzen bevestiget ist / deren die eine / und zwar die grössere / Isabella Schantz / die andere / so der Statt was näher gelegen / Anthoni Schantz genennet wird. Gegen Auffgang hat es noch eine realSchantz / nemlich die Peteler-Schantz / dahin man auß der Statt zu Wasser / durch den Heckel / fahren muß. Wegen dieser so gewaltigen Werck / hat man / in vorigen Zeiten / die Statt Hertzogenbusch für unüberwindlich geschätzet; wie sie dann / als sie Anno 1579. von den Ständen / von Spanien kommen / hernach von den Holländern Anno 1585. (ob sie wol zum theils in die Statt damals kamen / aber / weil sie sich auff das Plündern begaben / wieder hinauß geschlagen wurden) 1600. und 1603. vergebens angegriffen worden: Aber Anno 1629. hat sie der Printz von Vranien Heinrich Friederich / mit einer kostbaren Belagerung umbschlossen / und nach 4. Monaten / und etlichen Tagen / (den 17. Septembris) durch Accord / in der General Staaten Gewalt gebracht. Damals war Gubernator darinnen Anthonius Schetz / Herr von Grobendonck / ein treffliger Kriegsmann / und der seinem König viel Jahr lang trewe Dienst gethan. Nacht der Eroberung haben die Staaten dahin verordnet den Herrn von Brederode / einen Edlen / klugen / tapfferen / und Kriegserfahrnen Mann. Und dieses sagt Hagelganß / in Beschreibung der Niederländischen Provintzen / pag. 82. seqq. Sihe von den oberwehnten Belagerungen / den Meteranum, in den gedachten Jahren / und Joan. Bochium in append. histor. narrat. profectionis et inaugurat. Alberti et Isabellae fol. 488. seqq. und von der letzten auch das Theatrum Europaeum, und die Relationes, sonderlich aber gedachten Meterani 46. Buch. Petrus Divaeus sagt / daß Boscum das Haupt in Texandria, Tessandria, oder Comitatu Texando, so jetzt Campinia genant werde / seye / und bey den Alten Orten geheissen habe. Und im 7. Buch von Brabantischen Sachen schreibet er / daß den fünfften Theil von Brabant / die Campani, Maslandi, Pellandi, Ostrevicani, und die Graffschafft Cuyck / innen haben; in welchem Bezirck Boscum, oder der Busch vornehm / und an dem Wasser Dommel gelegen seye; alda ein streitbares Volck / so in gantz Brabant berühmt / wegen der Gelderer Nachbarschafft. Es seye allhie ein sehr ansehenliche Stifftskirche zu unser Frawen; der Lufft aber umb die Statt seye ungesund / und der Pest schier stetigs unterworffen. Regnerus Vitellius Zirizaeus, in seinen Lateinischen Anmerckungen zu deß L. Guicciardini Beschreibung deß Niederlands / meldet / daß Hertzogenbusch offt erweitert worden / und da diese Statt vor Zeiten fast in die runde erbawet gewesen / so seye sie jetzt (al. fast) dreyeckicht / und erstrecke sich mit drey Zeilen / oder Seiten / also in die Länge / daß auch der hurtigste Wandersmann kaum in (theils sagen 1.) anderhalb Stunden sie umbgehen könne / (weilen der Umbkreiß / der Bevestigung halber / von 7660. Schritten / wie einer berichtet / ist.) Habe sehr veste Mauren / so noch über das mit 7. Bollwercken versehen. Die Gräben seyen nicht allein tieff / sondern auch breit / und fallen die Wasser Dommel / und Ada / darein. Es seyen in der Statt sieben Thor / 14. Windmühlen / 51. offentliche / und 86. privat steinerne / und 38. hültzerne Brucken / schöne Gassen / und zwey tausent ansehenliche Häuser; die geringen nicht darzu gerechnet. Und dann / so schreiben G. Braun / im 1. und 4. seines Stättbuchs / Adrianus Romanus in Theatro Urbium, Casp. Ens in deliciis apodem. Emanuel von Metern / und andere / von dieser Statt also: Es ligt Hertzogenbusch 4. Meilen von Ravenstein (3. von Heusden / und 12. von Antorff / am Wasser Diese / so theils Ese nennen. Und fliessen auch andere Wasser zu der Statt / deren Ursprung von zwey kleinen Flüssen Aa / und Dommel herkompt. Wird Lateinisch Buscoducum, Buscum Ducum, und Sylva Ducis, von den Inwohnern Shertogen

[T12]

Hertzogenbusch

[57] Bosch / und von den Frantzosen Bolduc genannt / welcher Nahm von dem schönen Wald oder Busch herkommet darinnen vor diesem die Hertzogen von Brabant ihren Lust gehabt. Sie ist groß und sehr vest / auch volckreich und wol erbaut. Die Burger geben gute Soldaten / seyn doch darneben höflich und freundlich. Es gibt auch zimliche Kauffmannschafft allda / sonderlich mit Leinwaten / weiln das Wasser zum bleichen von Natur gar tauglich ist. Man macht auch da gute Messer / und werden die Nadel und Glufen / gar weit von hier verführt. An. 1182. ist sie von Hertzog Godfrieden von Brabant / den man Godfried in der Wiege genant / erbaut / und hernach An. 1196. mit einem Wall / und Graben umbgeben und mit der Zeit noch mehrers bevestiget worden. Die Kirchen zu unser Frauen / und S. Johans / seyn da sonderlich zu sehen. Und hat Bapst Paulus IV. allhie / auff Begeren Königs Philippi II. in Hispanien / ein Bisthum angerichtet und solches neben den Bisthumen Antorff / Gent / Bruck / Ypern / und Ruermund / dem neuen Ertzstifft Mecheln unterfwürffig gemacht. Es gehört ein grosses Gebiet hieher; darunter auch etliche Stättlein / und auff die 72. Dörffer. Und dieses / und mehrers / sagen die angezogene Scribenten von dieser Statt. Ist dem Neuen Atlante Ianssonii stehet also von ihr: Sie hat ihren ersten Anfang umbs Jahr 1184. genommen. Ist dreyeckicht / mit 3. spatiis in die Länge außlauffend / zusampt einem solchen Kreiß / daß sie einer in anderthalb Stunden / welcher wol zu Fuß / schwerlich abgehen solte. Hat 7. sehr grosse Schantzen / schöne Gräben / etc. 5. Pforten / als die Fuchter Pfort / ein sehr schön Werck / mit einem Graben / und 2. hültzern Brucken / von der Stattmaur und Wall abgesondert / und gehet man dardurch nach Antwerpen: die Ortemer Pfort: Hintheimer: die Kühe oder S. Johannis Pfort: Offentliche steinerne Brucken hat es 51. hültzerne 38. einen schönen Marckt / 2000. der schönsten Häuser. Der Umbkreiß / sampt den sieben grössesten Schantzen / oder Brustwehren / ist 7666. Schritt. Hat stattliche Aussenwerck. Das Statt Regiment führen zween Schultheissein / einer in Civil, der ander in Criminal, so ihre Schöpffen haben. Darnach hat es auch geschworne Rathsherren / so sie Rathen nennen.