Topographia Circuli Burgundici: Duynkirchen
[170] Duynkirchen / Dunkerke / Von dieser weitberühmbten Flandrischen Seestatt / und Hafen / wird in deß Guilielmi
[T108][171] Blaeuw / Anno 1634. außgegangenem Neuen Atlante also gelesen: Duynkirchen ist gestifft von Graff Boudewijn / genannt der Jonge / deß grossen Arnoldes Sohn / ohngefehr im Jahr 966. ligt auff der einen Seite 3. Meilen von Grevelingen / und 6. von Calais. Anno 1558. ist der Herr von Termes mit seinen Frantzosen darvor kommen / und hat die Statt mit Arglistigkeit eingenommen / dardurch dieselbe nicht allein beraubet / sondern auch abgeworffen / und verbrant / das arme Volck gerantzioniret / und jämmerlich zerstreuet. Im Jahr 1580. war sie allbereit wieder auffgebauet / und in sehr guten und vorigen Stand gebracht. Führet den Nahmen von der Kirche / welche den Schiffleuten in der See über Duynen / (Sandbergen / vor Duynkirchen / da die Kriegs-Schiffe der vereinigten Niederlanden / ordinari, deß Sommers ligen /) erscheinet / allda ist eine hohe Kirchen / mit einem sehr hohen Thurn / auff welchem man die blickende Berge bey Sonnenschein / und klarem Wetter / nebenst Doevers in Engelland / kan schawen. In derselben Kirchen ist auch würdig zu besehen der hohe Altar / auß unterschiedenen Marmor / und Albaster / der sehr künstlich / zur Verwunderung gemacht / und über 20. tausent Gulden gekost hat. Biß hieher dieser Atlas. Anno 1583. haben erstlich deß Hertzogs von Alençon Frantzosen / Duynkirchen eingenommen; aber es haben bald darauff / und nach der zwischen den Spanischen / und Frantzösischen gehaltenen Schlacht / Montigny, und la Motte, diese Statt unversehens grausamlich / und ohngefehr mit fünff tausend Mann angefallen / wie das meiste Volck darauß war / und dieselbe so geschwind rund umb besetzt / daß die von Weinoxbergen nicht mochten hinein kommen. Und konte deß Printzen von Oranien / und der General Staaten Succurs / nichts mehr verrichten / wegen deß Zwytrachts in Flandern. Unterdessen der Hertzog von Parma mit aller Gewalt darfür zog / und endlich solchen Ort mit Beding den 16. Julii Neuen Cal. eroberte. Hiedurch nun haben die vereinigte Niederlanden grossen Schaden in der See erlitten / so lang gewähret hat. Und ward grosse Guarnison von den Spaniern allda gehalten / auch Donkirchen eine Zuflucht von allen entwichenen auß Holl- und Seeland / principaliter vom Schiffvolck; dargegen musten die vereinigte Landen mit continuirlichen Kriegsschiffen vor Duynkirchen auff der Guardia ligen / und ihre Schiff in die See convoyren. Anno 1590. hatte Printz Moritz einen Anschlag darauff / konte aber / wegen contrari Windes / nichts verrichten. Es gehört diese Statt zum Hause von Vendosme, wie auch Grävelingen / und Borborg / mit mehr beyligenden Orthen / und Herrlichkeiten / die es in Flandern hat / und durch Heurath / sambt Engien in dem Land von Hennegöw / durch Erbschafft / und Frauen Heurathung von diesem Lande / auff daß er derselben geneust; aber der König in Spanien / als Oberherr von den Lehen-Gütern dieser Orten / läst ihn die nicht in Friede gebrauchen. Dann sie dienen gemeiniglich zur Vergeltung vor die Herren dieser Niederlanden / die auch ihre Güter in Franckreich ligen haben / gleich wie der Hertzog von Arschot / die Printzen von Oranien / der Graff von Egmont / und mehr andere. Welches letztere dann abermals / mit solchen Worten / der erwehnte Atlas sagt. Zu welchem zu thun / daß auch Anno 1489. die Frantzosen die Statt Duynkirchen mit List eingenommen / dieselbe geplündert / und mit starcker Besatzung bevestigt haben; wie davon Gerhardus de Roo, lib. 10. pag. 380. zu lesen. Item / das Andere schreiben / daß der Nahme von der Abtey Dünen (Graecis θίνες, Latinis arenacei litoris colles,) welches etwas mehr / als ein Meil von der Statt gelegen / und deß Tempels hohen Thurn / von 273. Staffeln / und auß gebackenen Steinen gebauet / herkomme / von welchem man die weißlichte Engelländische Berge umb Dovers / bey heiterem Himmel klar sehen könne. Es habe allhie schöne ordentliche / und saubere Gassen; Item ein Franciscaner Closter Closter von Mönchen und Nonnen; [172] die Statt seye nicht sonderlich bevestiget / und daß die unterschiedliche Bächlein den Sand / wegen der herumb ligenden sandichten Hügeln / mit sich führen / und den Port / oder Hafen / zu den grossen Schiffen verderben / welche / wann das Meerwasser ablauffet / gemeinlich im Trucknen stehen bleiben. Keyser Carl der Fünffte hab Anno 1535. solche Statt zu befestigen angefangen / und eine Besatzung dahin gelegt; so verschienene Jahr der Marggraff Spinola vermehret / und diesen Ort mehrers ins Meer hinauß bevestiget: Sie seye wegen deß Fangs / und Einsaltzung der Häring / deß Jahrmarckts / und Befreyung der Zölle durch gantz Flandren; vornemblich aber der stetigen Außfällen / und Beraubung der Schiffe / davon die Donkircher reich worden / sehr berühmt. Sihe Georg. Braun im andern Theil deß Theatri Urbium, C. Ens in delic. apod. pag. 100. Abrah. Gölnitz. in Ulysse Belgico-Gallico p. 4. seq. und wie erstlich der Hertzog von Anjou / durch den Chamosium, Anno 1583. Düynkirchen in seinen Gewalt gebracht / solche Statt aber bald darauff der Hertzog von Parma / wie oben vermeldt / erobert / Thuanum libr. 77. histor. und Meteranum im 11. Buch seiner Niederländischen Historien. Auff einem Thurn allda sollen 17. kleine Glöcklein hangen / die eine Music, wie im Niederland bräuchig / von sich hören lassen. An. 1646. haben die Frantzosen diese weitberühmbte Statt belagert / ist auch solche endlich den 11. Octobr. N. Cal. durch den Hertzog von Anguien, mit Accord erobert worden. Sihe die vollständige Beschreibung der Beläger- und Eroberung dieser Vestung / und Seehafens / in Tom. 5. Theatr. Europ. fol. 1220. seqq. daselbst auch fol. 1225. seqq. die Accords-Puncten zu lesen. Anno 1650. ist das Magazinhauß allhie / darinnen nebenst vielen Tonnen Pulvers / in 3000. stück / groß und kleine Granaten gelegen / in die Lufft geflogen. Das folgende 1652. Jahr hat sich diese berühmte Statt / welche die Frantzosen so viel zuerobern gekostet / wieder an Spanien ergeben / und seynd die Frantzosen den 6. 16. Septembr. allda außgezogen.