Topographia Braunschweig Lüneburg: Lüneburg

Topographia Germaniae
Lüneburg
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Lühne
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 144–149.
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Lüneburg.

Die Beschreibung dieser Hauptstatt deß Hertzogthumbs Lüneburg ordentlich zu werck zu richten / wird von dreyen Stücken / darin sich der Ort von ihm selber abtheilet / gehandelt werden müssen / Als 1. von dem Kalchberge / 2. von der Statt / vnd zum 3. von dem Kloster zu S. Michaelis.

Der Kalchberg ist ein zimlicher hoher von lauterm Kalch bestehender Berg / an der Nordseiten der Statt gelegen / darauff vor Zeiten eine Burg oder Schloß / wie auch ein Benedictiner Kloster gestanden. Die alten Sächsischen Zeitbücher wollen dem Ersten Römischen Keyser / C. Julio andichten / daß Er bey seinem in Teutschland vorgenommenen Kriegszuge / einsmals bey nächtlicher weile / im Mondenschein / an einen hohen Berg kommen sey / vnd auff demselben (wie er zuvor den andern himlischen Planeten / als seinen Göttern gethan) auch dem siebenden Planeten Lunae (dem Monden) zu Ehren eine Seule / mit dem Bilde eines halben Monden / soll auffgerichtet haben / gestalt solches Bilde bey dem Dressero in Chronico Saxoniae p. m. 43. abgemahlet zu sehen. Von diesem Bilde soll der Berg zu erst den Nahmen bekommen haben / daß er Lüneburg geheissen. Es ist aber diese Erzehlung schon vorlangst von den Gelehrten für ein altes Münchengedicht gehalten worden / sintemaln bekant / (Caesar. commentar. de bell. Gall. lib. 4. c. 18. Sueton. in Caesare c. 25.) daß C. Julius Caesar weiter nicht in Teutschland kommen / als daß er bey Cölln über den Rhein gesetzet / etwan 18. Tage lang in der gegend sich auffgehalten / vnd hernach wieder zurück gewendet.

Eben deß Schlages ist / was von etzlichen geschrieben wird / ob hätte Keyser Carl der Grosse / Vberwinder der Sachsen / diese Julius-Burg zerstöret. Die Annales Francici, vnd andere / welche dieses Keysers Leben vnd Thaten beschreiben / melden davon nichts. Crancius Mertop. lib. 3. cap. 19. et Saxon. lib. 4. cap. 16. berichtet beständig / daß Herman / Hertzog zu Sachsen / das Schloß oder Burg auff diesem Berge erbawet / welchem Meibomius in historia Bardevici, vnd andere ins gemein folgen. Etliche aber vermeynen / es sey dieses Schloß viel älter / vnd schon vor

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[145] den Zeiten Keyser Karlen deß Grossen gewesen / vnd von Hertzog Herman nur wieder gebessert / vnd in Stand gebracht worden. Man lässet solches dahin gestellet seyn. Ausser Zweiffel ist / weil das Schloß an dem Flusse die Lunau damals / jetzo die Elmenau genant / gelegen / daß es daher den Nahmen Lunaburg erlanget. Besagter Crancius meldet auch / daß dieser Hertzog Herman neben seinem erbaweten Schlosse ein Benedictiner Kloster gestifftet / wovon hernacher mit mehrem. Er hat / sampt seiner Gemahlin Hildeganden / Edlen Fraw von der Westerburg / seinen Sitz auff dieser Burg gehabt / wie auch seine Nachkommen nach Ihm. Als aber Hertzog Heinrich der Löwe die Statt Bardewick zerstöret / hat sich die Hoffhaltung gemachsam von dannen weg gezogen / vnd ist die Burg nur mit einem Hauptmann oder Voigt besetzet blieben / biß Hertzog Magnus mit der Ketten derselben gar verlustig worden / vnd sie in der Statt Lüneburg Hände gerahten / welches folgender gestalt zugangen: Als dieser Hertzog Magnus / wie oben gemeldet / vom Keyser Karlen dem Vierdten deß Landes Lüneburg entsetzet / vnd Hertzog Albrecht zu Sachsen damit belehnet war / auch sonsten zwischen Ihm vnd der Statt Lüneburg sich bereit vorher Mißverstände erhoben / sandte die Statt Lüneburg dem Hertzogen einen Fehdebrieff / darin sie Ihm öffentlich absagten / nacher Zell zu / darauff auff Liechtmessen Abend etliche dazu bestellte Bürger / vnterm Schein / als ob sie in S. Michaelis Kloster zur Vesper gehen wolten / mit ihren gewöhnlichen Kleidern zwar angethan / darunter sie aber Harnisch verborgen gehabt / sich auff die Burg gemachet / die Wächter erwürget / vnd ob sich der Burghauptmann mit seinen Kriegsleuten wol zur Wehr gesetzet / sie dennoch übermeistert / der Burg sich bemächtiget / vnd was sie darauff angetroffen / niedergemachet. Das Schloß ist dazumal gantz zerstöret worden / vnd nur der geringste theil / nemblich ein Thurn / vmb nöhtiger Wache willen / stehen blieben / welcher vor wenig Jahren auch herunter genommen worden.

Das Kloster zu S. Michaelis ist gleichfalls von dem Orte weg / vnd in die Statt geleget worden. Wie solches bey dem Bunting in seiner Braunschweigischen vnd Lüneburgischen Chronick mit mehrem zu lesen. Vnd hat sich dieselbe Begebnuß zugetragen im Jahr Christi 1371. Hat also die Statt Lüneburg den Berg eine geraume Zeit / biß auffs Jahr Christi 1636. in ihrer gewalt gehabt / da sie ihn dem Schwedischen Feldmarschall Banern / nebenst der Statt übergeben.

Im folgenden 1637. Jahr / hat ihn Hertzog Georg zu Braunschweig Lüneburg / hochsehl. Gedächtnuß / wieder erobert / ist auch nunmehr durch gewisse mit der Statt auffgerichtete Verträge / dem regierenden Hertzoge deß Fürstenthumbs Lüneburg / als alten Eigenthumbsherrn / zu ewigen Tagen wieder abgetretten. Vnd ob zwar dieser Berg von Natur fest: So ist er doch newlicher Zeit mit Wällen / Graben / vnd andern Wercken / so wol gegen der Statt / als dem Felde zu / wol verwahret / also daß die Statt / mittelst Göttlichen Beystand / darauß zur gnüge verthädiget werden kan. Es wird auß diesem Berge eine grosse menge Kalchs gebrochen / vnd hin vnd wieder verfahren / davon die Statt vnter andern nicht wenig Nahrung vnd Auffnehmen hat.

Belanget nun fürs ander die Statt Lüneburg an ihr selbst / findet man derselben ersten Anfang nicht so eigentlich beschrieben. Ditmarus Mersburgensis, ein Teutscher Geschichtschreiber / in seinem vierdten Buche / bey Beschreibung eines Erdbebens / welches sich zu Keyser Heinrichs deß Andern Zeiten zugetragen / gedencket deß Ortes Luinberg / vnd nennet ihn civitatem, eine Statt. Es ist aber von gelahrten Leuten angemerckt / daß zu selbigen Zeit auch geringen Flecken vnd Dörffern der Nahme civitatis geben worden. Dahero hierauß nicht vor gewiß zu schliessen / daß Lüneburg dazumahl schon eine Statt gewesen.

Lambertus Schafnaburgensis, auch [146] ein berühmter Teutscher Historicus, nennet vnter dem Jahr 1073. Lüneburg oppidum maximum Ottonis Ducis Saxoniae situm in confinio Saxonum et Luticiorum, eine gar grosse Statt / Hertzog Otten von Sachsen / auff der Grentze der Sachsen vnd der Luticier.

Hingegen schreibet Crancius lib. 6. Saxon. cap. 43. daß zu der Zeit / wie Keyser Friederich der Ander Lübeck eingenommen / (welches im Jahr 1182. geschehen) Lüneburg nur ein Schloß / vnd noch keine Statt gewesen sey. Dem sey nun wie ihm wolle / vnd was dißfalls vor Veränderung sich zugetragen haben mögen: So ist gewiß / daß zu der Zeit / als Bardewick zerstöret worden / an dem Fuß deß Kalchberges ein Dorff oder Flecken gelegen / Modestorff / vom Crancio Vandal. lib. 12. cap. 12. in einer alten Sächsischen Chronick Mojersdorff genant. Dasselbe hat Hertzog Heinrich der Löwe von den überbliebenen Steinen der zerstöreten Statt Bardewick ergrössern / zu einer Statt anrichten / vnd es nach dem alten Schlosse / Lüneburg nennen lassen / vnd meldet das alte Sächsische Chronicon, daß solches im Jahr Christi 1190. geschehen.

Es hat die Statt in kurtzem mercklich zugenommen / vnd sich mit Einwohnern vermehret / ist auch mit Wällen vnd Mauren befestiget worden. Dann weil der Kalchberg den Stein zum Kalch reichlich dargeben / sich auch vnfern von der Statt guter Thon zu Steinen vnd Ziegeln gefunden / hat man die Statt an Mauren vnd Streittürnen / oder Wehren / Kirchen / Klöstern / Gottes- vnd andern Bürgerhäusern wol vnd herrlich erbawen können.

Hertzog Otto der Edle / erste Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / hat die Statt sehr erweitert / durch Mauren mehr als vorhin befestiget / vnd mit dem Stattrecht vnd andern Privilegien begabet.

Es liget die Statt Lüneburg 7. Meilen von Hamburg / vnd 10. von Lübeck. Ihre longitudo ist 31. grad. 15. minut. latitudo 54. grad. ist mehr in die länge / als ins gevierdte oder in die runde erbawet. Hat in die länge 1450. in die breite 900. Schritt. Der Grund vnd Boden vmb die Statt ist an etlichen Orten zimlich gut / vnd zum Ackerbaw bequem / an theils Orten aber etwas sandicht vnd[WS 1] hüglicht / hat sonsten gesunde Lufft / vnd eine lustige gegend. An einer seiten der Statt fliesset der Fluß / die Elmenau genant / fürüber / darauff sie sich der Schifffahrt mit zimlichen starcken Schiffen / so Lucken genant werden / in die Elbe / vnd an derselben belegene Oerter gebrauchet. Sie hat schöne breite Gassen / Märckte / vnd andere Plätze / auch schöne Gebäw an Kirchen / Rahthause / Thoren / vnd anderen gemeinen Häusern. Der Haupt- vnd Pfarrkirchen seynd vier darin / als S. Johannis, S. Lamberti, S. Nicolai, vnd S. Michaelis, vnter welchen die zu S. Johannis die älteste vnd vornehmste ist / vnd dabey eine wolbestellte Schule. Neben dem Kloster zu S. Michaelis, seyn in der Statt noch zwey Klöster / das eine Vnser Lieben Frawen genant / Franciscaner Ordens / das ander ist das Heiligenthal / Praemonstratenser Ordens / zu welchen man den Convent der Kahlands-Brüder / als das vierdte / wol hinzu thun kan. Am Marckte der Statt stehet ein feines wolgebawetes Rahthauß / darauff ein langer Saal / auff welchem alle Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg in ihren vor Zeiten gewöhnlichen Kleidungen abgemahlet stehen. Der Landesfürst hat auch sein eigenes wolgebawtes Hauß darin / gegen dem Rahthause über belegen. Es hat die Statt neben andern Gebäwen sechs wolerbawte Thoren / ist mit Einwohnern / so wol Bürgern / als andern Einkömlingen / die sich daselbst ernehren / wol versehen. Deren vornehmste Nahrung bestehet in dem Saltzhandel / Inmassen das Saltzwerck / damit der gütige GOtt diese Statt für andern reichlich gesegnet / nicht die geringste Vrsache derselben Auffnahm vnd Wachsthumb gewesen.

Wann vnd zu welcher Zeit die Saltzquell sich zu erst herfür gethan / findet man [147] eigentlich nicht auffgezeichnet. Etliche (wie Meibomius in Historia Bardevici berichtet) halten davor / daß es zu Zeiten Hertzog Otten zu Sachsen / Hertzog Ludolffen Sohn geschehen sey / vnd habe Keyser Otto den Ihm / als Landesherrn / davon gebührenden Zehendten oder Zöllen dem Kloster verehret. Er selbst Meibomius bezeuget / daß er auß dem Stifftungs-Briefe deß Klosters zu Königslutter erlernet / daß die Sultze zu Zeiten deß Keysers Lotharii bereit in Auffnahm gewesen / dann Er selbigem Kloster davon jährliche Einkommen verordnet. Im Jahr Christi 1269. (Meibomius ibid. Bunting im 2. Theil der Chronick) hat Hertzog Johann zu Lüneburg das Saltzwerck mit Eröffnung der andern Quelle / so mitten in der Statt liget / vnd die newe Sultze genant wird / vermehret / auch die Erwöhlung der Sohtmeister / wie auch folgends der Bahr- vnd Beutmeister verordnet.

Es liget die Sultz in der Statt / nicht weit vom Kalchberge / ist mit einer Maure rings herumb beschlossen / vnd wird mit Hütern Tag vnd Nacht / damit niemand hinzu kommen / vnd Schaden darin anrichten könne / fleissig verwahret.

Sonsten ernehret sich die Bürgerschafft auch vom Kauffhandel / Brauwerck / vnd anderer Handthierung / Inmassen dann bey der Brücken über die Ow ein absonderliches Kauffhauß stehet / darauff die zu Wasser vnd Lande ankommende Wahren abgeleget / vnd von dannen weiter verfahren werden. Die Alten haben ein Sprichwort geführet / Mons, Pons, Fons, damit zu verstehen gebend / daß der Statt beste Nahrung vnd Auffnehmen von diesen dreyen / nemblich der Sultzen / dem Kalchbruche / vnd der Kauffmanschafft / welche bey der Brücke vnd dem Kauffhause verrichtet wird / herrühret.

Das Regiment in dieser Statt wird / nechst deß Landesfürsten darüber zustehender Hoch- vnd Bottmässigkeit / von Bürgermeister vnd Raht der Statt geführet / welche hiebevor mehrentheils auß den Patriciis allein (insonderheit aber die Bürgermeister) erkohren worden. Im Jahr Christi 1639. aber ist deßfalls auß wichtigen Vrsachen / eine Veränderung gemacht / also daß jetziger Zeit / so wol die Bürgermeister / als andere Rahtsherren / halb auß den Geschlechtern / halb aber auß andern gelahrten vnd vornehmen Leuten erwehlet werden. Die übrige Eingesessene vnd Bürger werden in vier Stände getheilet: Als die Geschlechter / Brauer / Kagelbrüder / vnter welche die Kauffleute / Gewandschneider / Factorn / vnd Gastgeber / vnd andere vornehme Bürger gehören / vnd dann viertens in Ampte vnd Gilden / oder Handwercken. Vber dem befindet sich noch eine zimliche menge an Schiffern / Taglöhnern / vnd dergleichen in der Statt / welche nicht vnter die Bürgerschafft gehören.

Im Jahr 1530. ist in dieser Statt der Anfang zur Christlichen Reformation der Lehr vnd Gottesdiensts gemachet / vnd dieselbe anfänglich in S. Nicolai, folgends in S. Johannis, vnd endlich in S. Lamberti Kirchen angestellet worden. Zu Befoderung dieses heilsamen Seelenwercks / hat der Raht zu Lüneburg von ihrem damahligen Landesfürsten / Herrn Hertzog Ernsten Christmilder Gedächtnuß / bittlich erhalten / daß er ihnen den vortrefflichen Theologum, D. Urbanum Regium, eine Zeitlang überlassen / welcher sich dann die Befestigung vnd Fortpflantzung der reinen Lehre deß Orts mit sonderbarem Fleiß vnd Eiffer hat angelegen seyn lassen.

Ist noch übrig / daß von dem dritten Stück nemblich dem Adelichen Kloster zu S. Michaelis, etwas Bericht geschehe / Dann ob solches zwar in der Statt gelegen / so ist es doch derselben Bottmässigkeit nicht vnterworffen / sondern gebrauchet sich seiner eigenen Freyheit vnd Gerechtigkeit. Von dessen Vrsprung wird gemeldet / daß auff Angeben deß ersten Bischoffen zu Verden / S. Suiberti, eines Engelländers / im Jahr Christi 799. oder wie etliche wollen 780. eine Capell auff dem Kalchberge / zur Ehre der heiligen Jungfrawen Marien gebawet / vnd allda [148] geprediget worden. Solche Capelle ist stehen blieben / biß zu Herman Billings Zeiten. Derselbe hat im Jahr 972. oder wie andere davor halten 969. ein Kloster auff diesem Berge / gegen dem Schlosse über gebawet / zur Ehre deß H. Ertzengels Michaelis. Ist also das Closter über 200. Jahr ehe gestanden / als die Statt erbawet worden. Der erste Abt darin ist gewesen Ludericus oder Lindericus. Dessen Nachfolger werden von Chytraeo Saxon. lib. 20. erzehlet. Als aber der Raht zu Lüneburg / wie vor gemeldet / den Kalchberg eingenommen / vnd das Schloß darauff zerstöret / ist das Closter auch von dem Berge weg / vnd in die Statt gebracht worden. Hertzog Albrecht vnd Wenceslaus zu Sachsen / welche damals die Statt Lüneburg besessen / haben dem Abt vnd Convent zu S. Michaelis, für die alte Stelle auff dem Berge / einen andern Ort angewiesen / da jetziger Zeit das Kloster liget / die hohe Ecke genant. Dieser Ort / (wie verhandene Nachricht lautet) ward vom Bischoff zu Verden / Heinrich Langeln / vnd Herrn Rudolpho viro nobili de Deffhold, Frey- vnd Bannenherrn / vnd von Johan Busch / Archidiacono zu Modesdorff / dem Herrn Abt / Warnero Groten / Priori, vnd Conventualen / assigniret / tradiret / vnd vollkommen confirmiret vnd bestettiget / Anno 1375.

Es ist an diesem newen Kloster bey die 17. Jahr gebawet worden / vnd haben die Brüder vnterdessen ihren Auffenthalt zu Lühne gehabt. Am Tage Petri vnd Pauli seyn sie in das newerbawte Kloster wiederumb eingeführet worden. Vnd weilen die Zeit über / da das Kloster noch auff dem Berge gestanden / verschiedene Fürstliche Leichen darin bestättiget worden / als hat man dieselbe mit außgenommen / vnd in die newe Kloster-Kirche wiederumb begraben.

Es haben aber in der alten Kirchen auff dem Berge ihr Begräbnuß gehabt / Herman Billing / der erste Hertzog zu Nord-Sachsen / vnd Herr zu Lüneburg / Hertzog Bernhard von Sachsen / Hertzog Wilhelm / Keyser Otten Bruder / (von welchem sonsten Bunting auß einem Irrthumb meldet / daß er zu Braunschweig in der Thumbkirche begraben sey) sein Sohn Hertzog Otto / der Strenge genant. In der newen Kirchen ist zu erst beygesetzet / Hertzog Albrecht zu Sachsen / auch hernacher Hertzog Wenceslaus zu Sachsen / Hertzog Bernhard zu Lüneburg / vnd dessen Bruder Hertzog Otto.

Sonsten ist dieses Kloster von Anfang her / so wol mit vielen stattlichen Einkunfften von der Sultzen / als auff dem Lande an Zehendten vnd Meyergütern / begabet worden. Man zeiget annoch heute in dem hohen Altar der Kirchen / eine mit köstlichem Golde überzogene / vnd mit verschiedenen Edelsteinen außgeschmückte Taffel / welche Keyser Otto der Ander / im Jahr Christi 969. von der Schatzung / welche ihm die Saracenen erlegen müssen / machen lassen / vnd zum Gedächtnuß vnd Gezeugnuß seines danckbaren Gemühts / wegen deß erhaltenen Sieges / dem H. Ertzengel Michaeli verehret haben solle. Etliche aber vermeynen / Hertzog Herman Billing habe sie dahin verehret.

Die Christliche Reformation dieses Klosters von den Päpstischen Irrthumen / ist geschehen vnter dem Abt Herbordo von Holle / welcher / nach dem Er selber der reinen Evangelischen Lehre beygepflichtet / einen Prediger daselbst bestellet / die Schule zu S. Michaelis angerichtet / vnd die Gesänge nach der Richtschnur Göttliches Wortes eingerichtet. Chytraeus lib. 20. Meibomius in Histor. Bardevici.

Sonsten hat diese Statt bey dem letzten vnseligen Teutschen Kriege / ihr Vnglück auch nicht entfliehen können / wie die Historien dieser Zeiten davon Nachricht geben. Mit wenigem allhie den wahren Verlauff zu erzehlen / ist es an dem / daß wie der Königl. Schwedischer General Feldmarschall Banner sich im Jahr 1636. den 11. Augusti, mit deß General Leßle vnterhabenden Völckern / gegen der Elbe zu / vnfern von der Luhe conjungiret / hat er sich darauff folgenden Tages mit dieser gantzen Armee der Statt Lüneburg genähert / dieselbe an dreyen Seiten besetzet / [149] vnd beschlossen / worauff er selbigen Nachmittags den Obristen Goltzen in die Statt geschicket / mit Begehren / daß jemand auß deß Rahts Mittel zu ihm herauß abgeordnet werden möchte. Welches dann so fort geschehen / vnd hat der Herr Feldmarschall den Deputirten sein Vorhaben / sich der Statt zu versichern / eröffnet / Sie zur Vbergab / vnd Verhütung der sonst angetroheten feindseligen Extremitäten / ermahnet. Es hat zwar der Raht durch seine Deputirte / bey dem Herrn Feldmarschalck bewegliche Ansuchung gethan / von solchem Vorhaben abzustehen / vnd Ihnen / bey ihrem gnädigen Landesfürsten sich Rahts vnd Befehls zu erholen / frist zu vergonnen / sich auch zu Erlegung einer Summa Geldes erbotten. Wie aber der Feld-Marschall Baner bey seiner gefassten Resolution verharret / vnd immittelst die Nacht über seine Lauffgraben biß an der Statt Graben hinter der Sultzen gebracht / Fewermörser gepflantzet / Batterien auffgeworffen / die Stücke darauff gepflantzet / vnd auff die Mawren am Sultzwall zu gerichtet / vnd also alles zum Sturm fertig gemachet / vnd darauff folgenden Morgens seine Deputirte in die Statt geschicket / So ist mit denselben nach gepflogener Handlung / am 14. ejusdem der Accord endlich dergestalt geschlossen / daß die Statt dem FeldMarschall den Kalckberg einraumen / die Schwedische Besatzung darauff ziehen / auch ihre gehabte Völcker der Cron Schweden sich mit Eyd vnd Pflicht verwandt machen lassen müssen. Worauff so fort der Obriste Heinrich Stammer / mit einem Regiment Knechte hinein geleget. Als aber etwa ein Jahr hernacher die Keyserliche / auch Chur-Sächsische vnd Brandeburgische Völcker / vnter dem General Lieutenant Klitzing / vnd General Wachtmeister Vitzthumb / nach der Elbe zugangen / Dömitz vnd andere Posten eingenommen / vnd sich also dem Fürstenthumb Lüneburg genähert / haben Hertzog Friederichen zu Braunschweig Lüneburg / als domahligen regierenden Landesfürsten Fürstl. Gn. etliche Deputirte an die Statt Lüneburg geschicket / auch dero Herrn Brudern / Hertzog Georgen Fürstl. Gn. dero Völcker zusammen gezogen / vnd sich nacher dem / nahe bey der Statt gelegenen Kloster Lühne / nebenst besagten Deputirten begeben / darauff den 3. Septemb. Anno 1637. anfänglich die Fürstl. Deputirte in die Statt gelassen / hernacher auch etliche hundert geworbene Soldaten hinein gebracht / also / daß der Schwedische Commendant / Obrister Stammer / sich auff den Kalckberg reteriren müssen / da dann nach gepflogener Handlung mit ihme ein solcher Accord geschlossen / daß er am 9. ejusdem mit seiner vnterhabenden Besatzung von dem Kalckberg abgezogen / vnd denselben I. I. F. F. Gn. Gn. überliefert vnd übergeben.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vnd vnd