Topographia Braunschweig Lüneburg: Burgtorff
Ist ein Fürstliches Lüneburgisches Schloß / oder Ampthauß / vnd ein Stättlein dabey gelegen. Muß anfänglich zum Stifft Hildesheimb gehöret haben; Dann / wie Cranzius lib. 11. Saxon. cap. 9. vnd Bünting in seiner Chronike melden / als zwischen Hertzog Bernharden zu Braunschweig Lüneburg / vnd Bischoffen Johann zu Hildesheimb / ein schwerer Krieg entstanden / vnd Hertzog Bernharden Sohn / Hertzog Otto / Bellicosus, oder der grosse Otto von der Heyde genant / sampt seinem Vettern Hertzog Wilhelmen zu Braunschweig / in das Stifft Hildesheimb gefallen / vnd vnterschiedliche Oerter darin eingenommen / ist die Sache endlich / durch Vermittelung Ertzbischoff Dieterichs zu Cölln / dahin verglichen / daß die Hertzogen von Braunschweig das Schloß Borgtorff / welches sie bey wehrendem Kriege befestiget hatten / mit den dazu gehörigen Dörffern vnd Einkommen behalten. Darauff dann Hertzog Otto / wie sich davon Nachricht findet / im Jahr Christi 1433. das Schloß daselbst von newem auffbawen / vnd mit einem Walle vnd gedoppeltem Graben vmbziehen lassen. Damals hat Er auch das Stättlein / welches anfangs nur ein Dorff gewesen / vnd folgends ein kleiner offener Flecken worden / über die helffte erweitert / vnd mit einem Wall vnd Graben vmbgeben / [64] auch verordnet / daß die Leute auß den nähesten Dörffern / welche in obgedachtem Hildesheimischen Kriege verwüstet worden / in das Stättlein ziehen / vnd den hinzu gethanen ledigen Platz bebawen müssen. Nach der Zeit / vnd etwa innerhalb 100. Jahren / ist noch eine Gasse / der Wächterstieg genant / vnd die Newstatt daran gebawet.
Im Jahr Christi 1519. bey der abermaligen Hildesheimischen Fehde / als Hertzog Erich der Aelter / vnd Hertzog Wilhelm von Braunschweig / in das Fürstenthumb Lüneburg mit ihrem Kriegsheer gangen / ist dieses Schloß / sampt dem Stättlein / in grund abgebrant / vnd geschleiffet / (Chytraeus in Chronic. Saxon. lib. 6.) nach der Zeit aber allgemählich hinwiederumb auffgebawet / vnd in Stand gebracht.
Anno 1632. ist das Fürstl. Hauß abermahl von den Keyserlichen Völckern in Brant gesteckt / vnd fast gantz wiederumb eingeäschert; In nechst abgewichenen Jahren aber ist es von grund auff gar fein wieder erbawet / vnd mit Gemächern vnd andern Gebäwen / zur Nohtturfft versehen.
Es hat dieser Ort eine zimliche gegend / guten fruchtbaren Acker / Wiesenwachs / vnd gute Vühezucht. Hinter dem Hause / gegen Süden / fliesset ein kleiner Fluß / die Owe genant / welcher bey einem Dorff / im Ampt Peine / Hohen Hamelen genant / entspringet / vnd zum Bostel in die Fuse fleusset.
Bey der Pfarrkirche in dem Stättlein / welche vor Zeiten dem H. Pancratio zu Ehren gestifftet / stehet ein mit Quadersteinen auffgeführter Thurn / mit einer schönen langen Spitze / so auff viel Meil weges weit gesehen werden kan. Ist Anno 1591. angefangen zu bawen / vnd Anno 1601. die Spitze darauff kommen. Es hat allhie eine Superintendentur / vnter welche die Pastores auß diesem vnd benachbarten Aemptern gehören.
Sonsten ist dieses Hauß vnd Stättlein wegen der Geschichte / so sich dabey zugetragen / in den Historien nicht gar vnbekant. Dann über das / so allbereit vorhin erwehnt / ist zu erzehlen würdig / daß Anno 1553. den 2. Julij / daselbst ein grosses Gethön in der Lufft / als wann viel Trommeln zugleich gerühret würden / gehöret worden / also / daß die Leute / alt vnd jung / auff die Gassen gelauffen / vnd zugehöret. Worauff so fort den 9. ejusdem, Marggraff Albrecht von Brandenburg mit seinem Kriegsheer von Hannover auff Burgtorff gezogen / daselbsten kalte Küche gehalten / vnd noch selbigen Tag die Schlacht mit Churfürst Moritzen von Sachsen / vnd Hertzog Heinrich von Braunschweig / bey dem Dorff Sivershausen / eine Meil wegs von Burgtorff gehalten.
Anno 1641. den 30. Augusti, wie die kriegenden Theile in gesampt vor Wolffenbüttel gegen einander gestanden / ist der Keyserl. Obrister Heister mit vielen Reutern vnd Dragonern vor Burgtorff kommen / dasselbe mit Accord eingenommen / vnd besetzet. Welche Besatzung aber / nach dem die Schwedische vnd Alliirte Armeen vor Wolffenbüttel auffgebrochen / wieder herauß vnd zur Armee gefodert worden.