Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Oelß

Topographia Germaniae
Oelß (heute: Oleśnica)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 168–169.
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[168]
Oelß.

Diese Stadt ligt in Nider-Schlesien / vier kleine Meil von Breßlau / und gar über der Oder; die Käiser Heinrich der Erste Anno 936. (in welchem Jahr er gestorben) auß einem Marckt-Flecken / zu einer Stadt solle gemacht / und mit einem schönen Privilegio versehen haben. Sie ist zimlich groß / und mit guten Gelegenheiten / auch einer nicht ungesunden Lufft / begabet. Hat eine schöne Kirch / hart am Schloß; ist auch allda eine Probstey / und eine neu auffgemauerte Schul / oder Collegium. Die Fürstliche Burgk ist mit schönen Sälen / Fürstlichen Zimmern / Gewölbern und Kellern genugsam versehen. In der Mitte der Stadt ist das Rathhauß in Stein gantz auffgeführet / samt einem schönen Thurn. Der Ring / Platz / oder Marckt / hält einen rechten Quadrat in sich / und seyn sonsten die Gassen fein und ordentlich abgetheilet. Die Thor / Mauren und Gräben / herum / seynd allbereit / vor dem jetzigen Krieg / ziemlich versehen / und ausser denselben / auch absonderliche feine Vorstädte vorhanden gewesen. Und führet die Stadt / im rothen Schild / einen aufffliegenden Adler / um das Haupt mit einem Schein / und in den Klauen einen weissen Zettel haltend. Sie hat vorzeiten eigene Hertzogen gehabt: Als aber Anno 1492. der letzte Hertzog allhie / nemlich Conradus der Achte / ohne Erben mit Tod abgangen / und solches Fürstenthum dem König Uladislao in Böheim heimgefallen / so hat er solches seines Vorfahren / Königs Georgii in Böheim / Sohn / Hertzog Heinrich von Münsterberg / an statt der Herrschafft Podjebrat in Böheim gelegen / An. 95. geben; dessen Nachkommen dieses Land und Stadt / hernach besessen / auß welchen Hertzog Carl der Ander / Ober-Hauptmann in Schlesien gewesen / der Anno 1617. gestorben / und verlassen Hertzog Heinrich Wentzeln zu Münsterberg / (der zu Bernstatt Hof gehalten / und Anno 1640. ohne mannliche Erben / diese Welt gesegnet hat) und Hertzog Carl Friederich zu Münsterberg / so Anno 1593. gebohren worden / und allhie zur Oelß sein Hoflager / mit dero Gemahlin / Frau Anna Sophia / Hertzog Friederich Wilhelms zu Sachsen hinterlassenen Fr. Tochter / angerichtet hat; und der Augspurgischen Confession zugethan gewesen / (wie dann in obbesagten beyden Kirchen / vom Superintendenten / und Probsten / die Evangelische Religion exercirt wird) der aber Anno 1647. gestorben ist. Es gehören in dieses Fürstenthum Oelß / die Städte Bernstatt / Festenberg / Kunstatt / Stroppen / Mösebahr / Hundsfeld und Trebnitz. Sonsten haben hochgedachte Hertzogen zu Münsterberg / neben der Herrschafft Sternberg / auch die Herrschafft Jaischwisch in Mähren / und die Mesiborischen Güter in Schlesien. Obgedachte Hauptstadt Oelß hat durch Krieg

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[169] und Feuer / viel außgestanden / sonderlich ist An. 1535. den 1. Herbstmonat / ein schrecklich und unerhörtes Wetter allhie gewesen; davon in der Schlesischen Chronik Curei, durch Schickfusium vermehrt / lib. 1. cap. 40. fol. 210. weitläufftig / und mit Entsetzung; von andern ihren Unfällen aber / lib. 4. cap. 16. fol. 117. seq. zu lesen ist. Anno 1616. den 19. Christmonat / ward der überauß beruffene Mörder Michael Moises / von Zeitz auß Meissen / allhie mit glüenden Zangen gezwickt / gerädert und noch lebendig geviertheilt. Anno 1634. im Mertz / ward diese Stadt / vom Schwedischen Obristen Dubald erobert und gewaltige Beute daselbst gemacht / so man auff drey Tonnen Goldes werth geschätzet hat. Es wurden hernach / noch in diesem Jahr / und zwar im April / Schloß und Stadt / von den Käiserlichen / und bald darauff von den Sächsischen wieder eingenommen; darüber dann die Stadt / das ander mal / durch Feuer grossen Schaden empfangen haben soll. Anno 1640. legte sich der Schwedische General Stalhanß vor Oelß; blieb aber nicht lang darvor ligen / sondern hebte die Belägerung auff: Aber Anno 1642. nahmen diese Stadt die Schwedischen ein. Darauff der Käiserliche General / Herr Lorentz Freyherr von Hoffkirchen / im Jenner / deß folgenden 43. Jahrs / erstlich diese Stadt überstiegen / hernach auch sich deß Fürstlichen Residentz Schlosses bemächtiget / das Schwedisch darinn gelegene Volck / bey 400. oder 537. Mann / samt allen Officirern gefangen / und noch darzu ihr Geschütz / Kraut und Loth / bekommen hat. Anno 1648. wird die Stadt Oelß / auff deß Schwedischen Generals Wittenberg Befelch / gantz demolirt / wie in der Franckfurter Herbst-Relation stehet. So / sonder Zweiffel / allein von den Mauren Thürnen und Thoren / zu verstehen seyn wird.