Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Mönsterberg

Topographia Germaniae
Mönsterberg (heute: Ziębice)
<<<Vorheriger
Mislowitz
Nächster>>>
Nambslau
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 162–163.
[[| in Wikisource]]
Ziębice in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[162]
Mönsterberg / Münsterberg.

Diese Nider-Schlesische Stadt ligt 5. Teuscher Meilen von Glatz / gegen Böheim zu / so Käiser Heinrich der Erste zu einer Stadt solle haben machen / und dahin ein Closter oder Münster bauen lassen; davon der Stadt / so zwischen den Bergen ligt / der Name kommen. Sie wird ins gemein unter die vier Berge deß H. Röm. Reichs gezehlet; von welcher Abtheilung aber einem jeden sein Urtheil frey gestellt wird. Sonsten aber ist sie das Haupt deß Hertzogthums / so von ihr den Namen; in welches über das / die Städte Franckenstein / und Warta; von theils auch Hainrichau / Tepliwoda und Kamentz / gerechnet werden. Und haben vor Jahren auch die 2. Städtlein Reichenstein und Silberberg / darzu gehört / ehe solche Anno 1581. durch einen Kauff / an Herrn Wilhelm von Rosenberg / und nach ihm / an seinen Herrn Bruder / Herrn Peter Wock / den letzten Fürsten und Herrn von Rosenberg / auß den Ursinern / wie man sie ins gemein hergeführet hat / kommen; die aber Herr Joachim Friederich / Hertzog zur Lignitz / und Brig / Anno 1599. an sich erkaufft hat / bey welchem Hause sie auch der Zeit seyn. Es hat dieses Fürstenthum / samt der Haupt-Stadt / vorhin eigene Fürsten / auß dem Lignitzischen Stamme / gehabt / biß auff Johannem, der im Hussiten-Krieg / nicht weit von Glatz / im Jahr 1428. erschlagen / und das Schloß zu Münsterberg / von den Breßlauern / Anno 29. geschleifft worden; damit die Hussiten da keine Zuflucht hätten; nachdem sie /die Breßlauer / in selbigem Jahr / Olau und Münsterberg / wieder erobert hatten. Ist also dieses Fürstenthum nachmals an Böheim kommen / und hat der König in Böheim solches Anno 1443. Hertzog Wilhelm zu Troppau übergeben; deme sein Bruder Ernestus Primislaus succedirt; der auch ohne Erben gestorben ist: daher König Görg in Böheim dahin gesehen / daß Käyser Friederich der Vierte / seine Söhne / Victorin und Heinrich / zu Reichs-Fürsten / und Hertzogen in Schlesien zu Münsterberg / erhoben hat. Anno 1489. im Glogauischen Krieg / verlohren diese neue Hertzogen / Münsterberg und Franckenstein / so Königs Matthiae auß Ungarn Volck eingenommen: aber Anno 90. bekamen sie solche Ort wieder. Auß ihren Nachkommen war Heinrich der Ander / so Anno 1548. gestorben / und die Evangelische Religion zu Münsterberg eingeführet hat. Es kam aber hernach / unter seiner Regirung / diese Stadt pfandweise an Lignitz / und hielte er zu Bernstatt Hof. Anno 1551. lösete K. Ferdinand der Erste solch Fürstenthum von Lignitz ab / und gab es Anno 52. der Königin Isabellae auß Ungarn; die aber Anno 56. sich wieder nach Siebenbürgen begaben / und kame das Land abermals an K. Ferdinand / von deme es im Jahr 57. Hertzog Hanß von Münsterberg gelößt / und solches etlichen von Kanitz verpfändet hat; von welchen es wieder gelößt worden / und auff Hertzog Carln Christoph von Münsterberg / und von deme auff seine Vettern / Henricum III. und Carolum II. kommen ist / die es Herrn Matthes Loge auff Altendorff / Cammer-Präsidenten zu Breßlau / für 180. tausend Gülden verkaufft haben. Dieweil aber die Stände im Fürstenthum / ihn zu ihrem [163] Herrn nicht annehmen wolten / so ist Käiser Maximilian der Ander Anno 1570. in den Kauff getretten / daß also die Stadt und Fürstenthumb Münsterberg / und das Franckensteinische Weichbilde / als ein Schlesisches Glied / der Cron Böheim incorporirt worden; so viel nemlich / wie oben verstanden / davon noch übrig ist. Und dieses schreibet Aelurius, in der Glatzischen Chronik. Aber wieder auff die Hauptstadt / nemlich Münsterberg / zukommen; so hat dieselbe vier starcke Thor / und ein veste wolgethürnete Mauer / und entspringet nicht weit davon der Ohlau-Fluß. Die Pfarr-Kirch zu S. Georgen ist ziemlich groß / und hat einen weiten Kirchhof an der Neiß-Gassen. Auff der Mönch-Gassen ist das Closter zum H. Creutz; hat auch andere / sonderlich die Spital-Kirche. Item / ein wolgebaute Schul; ein alte Burgk und ein schönes grosses in Stein erbautes Rathhauß. Es ist auch allda ein schöner grosser viereckichter Ring oder Marckt / und ein wol-außgepflasterter Platz / und ein feines Kauffhauß. In Kriegs-Zeiten hat diese Stadt viel außstehen müssen / sonderlich im Hussiten-Krieg / und bey Regirung Königs Georgii in Böheim; wie zum theil allbereit oben gesagt worden ist. Was aber bey dem nechsten Böhmischen / und darauff erfolgtem Teutschen Krieg / allhie vorgeloffen / davon findet sich fast nichts auffgezeichnet; ausser / daß Bogißlaff Philipp Kemnitz / im ersten Theil deß Königlichen Schwedischen in Teutschland geführten Kriegs / fol. 453. seqq. schreibet / daß Anno 1632. in Schlesien / sich die Sächsischen und Brandenburgischen / miteinander nicht vergleichen können / dardurch dann nicht allein Breßlau zu ihrem Willen nicht gebracht / sondern auch sonst eines und anders versaumt / und / bey solchem Zustande / Münsterberg / Franckenstein / Reichenbach und Neis / wieder von den Käiserlichen eingenommen worden seye; dessen Schuld daselbst mehrern Theils dem von Arnheim zugemessen werden will; so man dahin gestellt seyn läst. Es führet die Stadt in ihrem Insigel / im blauen Felde / eine weisse Burgk / mit 2. Thürnen; darzwischen ein güldener Stern / und unten im offenen Thor den alten Buchstaben M.