Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae: Czaslaw

Topographia Germaniae
Czaslaw (heute: Čáslav)
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 22–23.
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Czaslaw.

Dieses ist eine berühmte Stadt / auff der Landstrassen von Prag nach Wien / und zwar von Prag 9. Meil / an einen feldichten Ort / gelegen. In dem 6. Theil deß Theatri Urbium werden bey drey Meilen von Kuttenberg hieher gerechnet: Andere haben 2. kleine Meilen; theils nur eine starcke Meil. Von dieser Stadt Ursprung findet sich anders nichts / dann daß Boregk in der Böhmischen Chronik / am 54. Blat / also schreibet: Das Städtlein Czaslaw wurde zu den Zeiten Boleslai Saevi, wider der Ungarn Einfall / mit Gräben und starcken spitzigen Pfälen / verwahret. Anno 1421. ergab sich diese Stadt den Pragern / und verhieß ihnen Treu und Glauben: aber Anno 1423. ward sie von deß Zischka Volck / den 5. Septembris / durch Ergebung und Kriegslist / eingenommen / so die Prager verdroß / und vor der Stadt täglich mit den Thaboriten scharmützelten. Dann Zischka den Coributum auß Lithauen / so ihnen die Prager erwählet / nicht haben wolte. Der offt angezogene Theobaldus schreibet im I. Theil vom Hussiten Krieg / im 56. Capitel / am 227. und folgenden Blat / von gemeldtem Zischka / unter anderm / also: Im Jahr 1424. zog er im Mähren / eroberte den 9. Octobris das Schloß Przibißlaw. Aber den 9. Octobris dieses 24. Jahrs starb er an der Pestilentz / die unter seinem Volck regirte. Sylvius

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[23] Hagecus, und andere / schreiben / Er soll auch befohlen haben / seine Haut über eine Trummel zu ziehen / vor welcher Schall die Feinde fliehen solten / sein Fleisch aber sollte man nur den Vögeln und wilden Thieren vorwerffen: welches ich / spricht Theobaldus, in seinem Werth bleiben lasse / ob ichs wohl nicht glauben kan / sondern es vor eine ertichte Fabel halte. Man hat ihn erstlich gen Königin Grätz geführet / und in die Capell zu den 11. tausend Jungfrauen legen wollen; doch / weil die Czaslawer solches nicht wolten zugeben / ist er gen Czaslaw geführet / und ehrlich mit der Haut begraben worden. Und dieses sagt erwehnter Autor, der auch pag. 228. seq. seine Epitaphia, oder Grab-Schrifften / daselbst; Item / eine Histori setzet / so sich mit Käiser Ferdinand dem Ersten / in der Kirchen allhie / darinn Zischka gelegen / begeben; auch am 230. seine / deß Zischken / Leibs Gestalt beschreibet / wie er / der Theobaldus, solche in einem uhralten Contrafeyt / oder Abbildung / gesehen; und saget / daß sein Küriß / und Leibs-Rüstung / Säbel / Pusickan / und Halßkleidung / allhie zu Czaslaw / auf dem Rathhauß / in einem Gewölb / lige. Weilen aber gezweiffelt wird / ob dieses alles / in dem nächsten Böhmischen Krieg / allhie verblieben; so hat man sich daher an diesem Ort der Kürtze befleissen / und den günstigen Leser / zum Autorn selber / weisen wollen. Nathan Chytraeus, in deliciis variorum in Europa Itinerum, setzet / am 577. Blat / die Grabschrifft auch; aber ein wenig anders. In dem obgemeldten Stadtbuch / hat Houfnagel seine / deß Joannis Ziscae, Bildnuß / und wie sein Grab gestaltet / auch vorgestellt / und die Schrifft / so an dem Grab / gesetzet: daselbst auch stehet / daß der Stadt Kuttenberg Czaslau geniesse / auch ihrer / vor diesem / wohl Schaden gehabt habe; weilen die Hungarn / deß Silber Bergwercks halber / da offt eingefallen seyn; welches auch die Mährer gethan; daher es bey Czaslau offt blutige Treffen geben habe. Anno 1522. ist Czaslaw gantz außgebronnen / als man in einem Hause Fisch gebacken hatte; wie Procopius Lupacius, in seinem Calendario historico, auffgezeichnet hat. Was diese Stadt / die vergangene Jahr / bey dem so lang gewährten Krieg / erlitten haben mag / davon ist uns nichts gründliches bewust.