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Siehe auch: Sonntagsfrühe (Werkausgabe 1834)
Textdaten
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Autor: Johann Peter Hebel
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Titel: Sonntagsfrühe
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aus: Allemannische Gedichte, S. 158–161
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Erscheinungsdatum: 1803
Verlag: Macklots Hofbuchhandlung
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Sonntagsfrühe.


     Der Samstig het zum Sunntig gseit:
„Jez hani alli schlofe gleit;
sie sin vom Schaffe her und hi
gar sölli müed und schlöfrig gsi,

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und ’s gohtmer schier gar selber so,

i cha fast uf ke Bei me stoh.“

     So seit er, und wo’s Zwölfi schlacht,
se sinkt er aben in d’ Mitternacht.
Der Sunntig seit: „Jez ischs an mir!“

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Gar still und heimli bschließt er d’ Thür;

er düselet hinter de Sterne no,
und cha schier gar nit obsi cho.

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     Doch endli ribt er d’ Augen us,
er chunnt der Sunn an Thür und Hus;

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sie schloft im stille Chämmerli;

er pöpperlet am Lädemli;
er rüeft der Sunne: „d’ Zit isch do!“
Sie seit: „I chumm enanderno!“ –

     Und lisli uf de Zeche goht,

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und fründli uf de Berge stoht

der Sunntig, und ’s schloft alles no;
es sieht und hört en niemes goh;
er chunnt ins Dorf mit stillem Tritt,
und winkt im Guhl: „Verroth mi nit!“

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     Und wemmen endli au verwacht,

und gschlofe het die ganzi Nacht,
se stoht er do im Sunne‑Schi’,
und luegt eim zu de Fenstern i
mit sinen Auge mild und gut,

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und mittem Meyen uffem Hut.

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     Drum meint ers treu, und was i sag,
es freut en wemme schlofe mag,
und meint es seig no dunkel Nacht,
wenn d’ Sunn am heitere Himmel lacht;

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drum isch er au so lisli cho,

drum stoht er au so liebli do.

     Wie glitzeret uf Gras und Laub
vom Morgethau der Silberstaub!
Wie weiht e frische Mayeluft,

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voll Chriesi‑Blust und Schleche‑Duft!

Und d’ Immli sammle flink und frisch,
sie wüsse nit, aß ’s Sunntig isch.

     Wie pranget nit im Garte‑Land
der Chriesi‑Baum im Maye‑Gwand,

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Gel Veieli und Tulipa,

und Sterneblume nebe dra,
und gfüllti Zinkli blau und wiiß,
me meint, me lueg ins Paredies!

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     Und ’s isch so still und heimli do,

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men isch so rüeihig und so froh!

me hört im Dorf kei Hüst und Hott;
e Gute Tag! und Dank der Gott!
und ’s git gottlob e schöne Tag!
isch alles, was me höre mag.

55
     Und ’s Vögeli seit: „Frili jo!

Potz tausig, jo, er isch scho do:
Er dringtmer scho im Himmels-Glast
Dur Bluest und Laub in Hurst und Nast!“
Und ’s Distelzwigli vorne dra

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het ’s Sunntig‑Röckli au scho a.


     Sie lüte weger ’s Zeiche scho,
der Pfarer, schints, well zitli cho.
Gang, brechmer eis Aurikli ab,
verwüschet mer der Staub nit drab,

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und Chüngeli, leg di weidli a,

de muesch derno ne Meje ha!