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Stättlein nur 2. Meilen von Bergen op Zoom / an einem Arm von der Scheld / und hat gegen über / auff der Brabantischen Seiten / ein gewaltiges Werck / Schlykenburg genannt; wie dann auch Tolen selbst wider allen feindlichen Anfall wol versehen / und selbige gantze Revier hinab biß zur See mit vesten Schantzen verwahret ist.


Veer / oder Campveer / Veria, Canfera, Campo-veria. Ist das Haupt der Marggraffschafft dieses Nahmens / und eine zimliche Handels-Statt in Seeland / dahin sonderlich die Schottländer ihre Wahren führen; wiewol sie stätigs mit der See zu streiten / welche erst vor wenig Jahren / einen gantzen Thurn im Fundament außgewaschen / und verschlungen / also daß noch jetzt bey ablauffendem Meer der Grund 6. in 7. Klafftern tieff ist. Es hat vorzeiten der Rath der Admiralität deß gantzen Niederlands allhie seine Wohnung gehabt / deßwegen auch allda von dem König in Spanien ein gewaltig Zeughauß erbauet worden. Printz Wilhelm von Uranien hat diese Statt / sampt Flissingen / umb 146. tausend Gulden an sich erkaufft / und die Regierung Anno 1581. mit grossem Frolocken der Bürger angetretten; auch sich forthin einen Marggraffen zu Veer und Flissingen / (dann es 2. Marggraffschafften seyn /) geschrieben. Ihme haben nacheinander succedirt seine beyde Söhn Moritz / und Friderich Henrich. Es ligt diese sehr veste / und lustige / aber nicht grosse Meer-Statt / Veere / oder Veer / ein Meilwegs von Middelburg / und 2. von Flissingen / so Anno 1358. mit einer Maur einzufassen angefangen worden. Hat den Nahmen von der Uberfahrt / so auff Niederteutsch Veer genant wird / dieweil man da vorzeiten hinüber ins Nordbevelandische Dorff Campen / gefahren ist / welches jetzt unter dem Wasser. Und daher ist diese Statt auch Camp Veer geheissen worden / allda es noch ein stattliches Zeughauß / und einen wolverwahrten Hafen hat. Sihe Guicciardinum, und Hagelgans / in Beschreibung Seelands.


Vianen / Viana, Vianda, ein Stättlein in Holland / so umbs Jahr 1290. zu erbauen angefangen worden. Ligt an der lincken Seiten deß Flusses Leck / zwo Meilen von Scoonhofen / hat ein zierlich Schloß / und gutes Land herumb / und ist durch Heurath an die von Brederode kommen. Siehe Zuerium in Theatro Holl. pag. 319.


Vlaerdingen / nahend bey dem Außlauff der Maas / und zugleich 2. Meilen von Roterdam / und Delfft / gelegen; davon dickgemeldter Zuerius p. 349. schreibet / daß solcher Ort / in den Alten Brieffen / Flerdink / und bey den Historicis Flerdinga genannt / und vor den ältesten Orth unter allen Marcktflecken oder Stättlein / oder wol gar aller Stätte in Holland / gehalten werde / sey auch vorzeiten am vestesten in gantz Holland gewesen / heutigs tags aber ein schlechtes Dörfflein / und nur ein gar kleiner Theil von dem alten Vlaerdingen / welches die obgedachte Maas / oder Mosa, durch zugefügten Schaden verursacht habe.


Voorburg / nahend Delfft gelegen / ist das ältiste Dorff in gantz Holland / allda noch rudera, und Anzeigungen von einem sehr alten Schloß auff einem Hügel zu sehen / so deß Friesischen Königs Ritzardi, den man von den Esels-Ohren / Eselorum, oder Elinum und Aurendulium, den besagten Hügel aber Koninck Eseloors Berg nennet / Sitz; und solches Schloß sehr vest / und zehen Jauchart Ackers weit gewest / hernach aber von den Dänen und Normannen / zerstört worden seyn solle; allda man noch zu unsern Zeiten sehr viel alte Müntzen außgegraben hat. Sihe was Gotfridus Hegenitius p. 144. seqq. weitläufftig hievon schreibet; deme gleichwol Zuerius, pag. 177. in etwas zu wider ist; der sonsten p. 176. seqq. mit mehrerm von diesem Orth zu lesen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Circuli Burgundici. Matthaei Meriani Seel: Erben, Frankfurt am Mayn 1665, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Circuli_Burgundici_(Merian)_309.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2024)