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Baume selten genießbaren Früchte hängen so fest an den Zweigen, daß der Sturm ihre Stiele in der Regel eher knickt, als sie an der eigentlichen Verbindungsstelle vom Fruchtkuchen trennt. Deßhalb ist auch das Pflücken derselben etwas mühsam. Sie sind voll süßen, kräftigen Safts, schmecken auch gekocht und gebacken recht gut und lassen sich, zur rechten Zeit (d. h. noch hart und grün) gepflückt, ohne Beschädigung weit transportiren. Das Letztere ist wohl auch bei uns der Hauptgrund ihrer so häufigen Anpflanzung. Denn sie wird von den hiesigen und sächsischen Obsthändlern sehr gern gekauft, und auf Schubkarren, Hunde-, Esels- und Pferdewagen in die höher liegenden, rauheren und obstärmeren Gegenden des sächsischen Erzgebirges und Voigtlandes transportirt. Auch gibt sie dort, nach dem Schock verkauft, dem Verkäufer einen besseren Gewinn als größeres Obst, von dem nicht halb so viel Stücke auf 1 Scheffel gehen. – Sollten diese Erfahrungen nicht auch in andern Gegenden, die gegen die Grenzen eines ergiebigen Obstbaues hin liegen, Nachahmung und Beachtung verdienen?

IV.
Das Welken vieler später Apfel- und Birnsorten

hat seinen Grund darin, daß sie beim Abnehmen noch nicht völlig reif waren. Denn bei der Reife bildet sich auf ihrer Oberfläche, ebenso wie auf reifen Kartoffeln, eine sehr dünne Korkhaut, welche die Verdunstung der wässrigen Säfte nunmehr fast ganz verhindert. Ebenso wird auch das Abfallen der Blätter unseres Laubholzes dadurch bewirkt, daß sich beim Reifwerden des Holzes der letzten Jahrestriebe an der Stelle, wo die Blätter an denselben sitzen, eine die Zweige verschließende dünne Korkschicht bildet, welche den ferneren Austausch der Säfte zwischen Zweig und Blatt nach und nach aufhebt und den Zweig den Winter hindurch vor aller stärkeren Verdunstung der Säfte schützt.



Erfahrung über Obststecklinge.

Auf S. 97 d. Bl. war über Versuche zur Fortpflanzung edler Kirschsorten aus Stecklingen die Rede. Bald nachdem jener Artikel geschrieben war (Anfang Dzbr.), schnitt ich eine Anzahl gesunde Zweige von Kirschen und Weichseln und steckte sie in mit Wasser angefüllte sogenannte Senftöpfe. Ich that dies auch mit Zwetschenreisern, Aepfel- und Birnzweigen. Sie grünten und starben langsam von Mitte Mai an wieder ab. Jener kleine Apfelzweig, der im vorigen Jahr im August in ein Glas mit Wasser gesteckt wurde, ist noch gesund, hat aber weder Triebe noch Wurzeln gebildet. Auch Stecklinge, die ich gleichzeitig mit den diesen Winter in Wasser gesteckten, theils in sehr sandige Erde, theils in Kohlen, theils in Ziegelmehl steckte, zeigten keinen Erfolg. Die Stecklinge wurden in einem Kalthaus mäßig feucht gehalten.

Ed. L.



Berichtigung.

Der Unterzeichnete beschrieb in der Monatschrift, 1855, Seite 73 die Pflaume: Prinz von Wales und hat deren Abstammung irrig angegeben. Der Verfasser erhielt davon einen Baum von Herrn Ad. Papeleu zu Wetteren in Belgien und Zweige von Herrn Dochnahl aus Kadolzburg ohne Angabe einer weitern Notiz ihres Erziehers oder ihrer Abkunft.

Die Pflaumen Prince’s red Gage und Prince’s yellow Gage, welche der Verfasser von Hrn. H. Behrens in Travemünde erhielt, sind beschrieben in den Vereinigten Frauendorfer Blättern 1852, Seite 348, und 1853, Seite 37.

Diese Bemerkung auf die Angabe des Herrn H. Behrens in der Monatschrift 1855, Seite 216.

Dr. G. Liegel



Empfohlene Zitierweise:
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)