Pomologische Monatshefte:1. Band:5. Heft:Zusätze und Berichtigungen
Band 1, Heft 5, Seite 216 | |
Eduard Lucas | |
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Durch die Güte des Herrn Behrens zu Travemünde bei Lübek, eines der eifrigsten Förderer der Obstcultur, erhielt die Redaction folgende briefliche Notizen: Herr Dr. Liegel führt S. 74 an, daß er die „Prinz of Wales“ benannte Pflaume, eine amerikanische Frucht, von oben genanntem Pomologen erhalten habe. Letzterer erinnert sich nun nicht, dem Herrn Dr. Liegel eine Pflaume dieses Namens gesendet zu haben, und weder Downing noch Thomson führen eine amerikanische Sorte dieses Namens auf. Herr Behrens glaubt daher, daß diese hier gemeinte Sorte, deren Namen er zwar deutlich geschrieben, der aber wohl auf der weiten Reise etwas verwischt worden und daher zu jener Bezeichnung Veranlassung gegeben, entweder die am 13. Februar 1850 an Herrn Dr. L. gesendete Prince’s red Gage oder Prince’s yellow Gage seyn möge. – Der hochverehrte Herr Dr. Liegel wird diese Notiz, die wir hier mitzutheilen im Interesse der Sache nicht unterlassen wollten, gewiß nicht unfreundlich aufnehmen.
Ferner enthielt jenes Schreiben des Herrn Behrens einen wohlbegründeten Tadel über die Abbildung des Gravensteiners, sowie einige wesentliche Erläuterungen über den Namen dieses herrlichen Apfels. Was nun zunächst die Abbildung betrifft, so ist allerdings die Frucht zu stark geröthet und sie kommt so nur in Süddeutschland und der Schweiz vor. Meine Originalabbildung, welche Herr Garteninspektor Jühlke bei seinem letzten Besuche hier auf den ersten Blick erkannte und recht gut fand, ist nicht Ursache dieser zu intensiven Färbung. Leider wurden diese Abbildungen gefertigt, als ich in Stäfa am Züricher See war, und ich traf sie fertig zu Hause an; es ließ sich also nichts mehr ändern, ohnehin kostete diese eine Abbildung über 60 Gulden. Uebrigens mag sie den norddeutschen Pomologen, die ja den Gravensteiner Apfel wohl sämmtlich kennen, entbehrlicher und zugleich aber ein Beweis seyn, wie im Süden die Früchte oft ganz anders gefärbt sind. Gerade bei der Ausstellung zu Stäfa fand ich mehrfache Exemplare, die so intensiv roth waren, wie die Abbildung. Daher rühmten auch mehrere pomologische Freunde die Abbildung, während andere sie ebenso tadelten. Mir ist es leid, daß durch blassere Färbung nicht die meistens vorkommende Mittelform getreu dargestellt ist, wie ich es wünschte und bestellt hatte. Vielleicht ist es möglich, später ein recht charakteristisches Exemplar dieser Sorte aus Norddeutschland ebenfalls darzustellen.
Bezüglich der so oft vorkommenden Schreibart „Grafensteiner“, „Gräfensteiner“ bemerkt Herr Behrens, daß das früher dem Herzog von Augustenburg gehörige Gut, wornach der Apfel den Namen führt, „Gravenstein“ heißt und etymologisch mit keinem Grafen etwas zu schaffen habe, sondern eher von Grab abzuleiten sey, da Gut und Flecken Gravenstein auch Gravensteen, Gravsteen von den dänisch sprechenden Schleswigern genannt werde, und Gravsteen im Dänischen Grabstein bedeutet. Möchte aber auch der Namen ursprünglich von Graf herrühren, da die Familie von Ahlefeld im 16. Jahrhundert im Besitz der Gegend war, wo Flecken und Schloß jetzt steht, so ist die richtige, allgemein bekannte Schreibart doch seit Jahrhunderten nur „Gravensteiner.“ – Möchten diese sehr dankenswerthen Nachrichten dazu beitragen, daß für die Folge immer die letztere Schreibart festgehalten werde.