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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn

Schon im Anfang [p. 496 M.] bei der Schöpfung des gesamten Himmels sagt er: „Gott schied zwischen dem Licht und der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht“ (1 Mos. 1, 4. 5). Denn auch Tag und Nacht, Licht und Finsternis ordnete die Gleichheit in der Welt an.[1] 164 Die Gleichheit teilte auch den Menschen in Mann und Weib, in zwei Teile, die zwar ungleich sind an Stärke, aber völlig gleich hinsichtlich dessen, was die Natur erstrebt, der Erzeugung eines ähnlichen dritten Wesens. Denn so heißt es: „Gott machte den Menschen, nach dem Ebenbilde Gottes machte er ihn, männlich und weiblich machte er“ – nicht ihn, sondern „sie“, setzt die Schrift in der Mehrzahl hinzu (1 Mos. 1, 27), indem sie die, wie gesagt, durch Gleichheit geteilten (besonderen) Arten der (allgemeinen) Gattung passend hinzufügt. [34] 165 Ferner beschreibt sie Kälte und Wärme, Sommer und Frühling als die mit demselben Teiler geteilten Jahreszeiten (1 Mos. 8, 22).[2] Ebenso sind die drei (Schöpfungs-)Tage vor (Entstehung) der Sonne gleich an Zahl denen nach der Sonne, indem die Sechs in zwei gleiche Teile zerlegt ist zur Angabe der „Urzeit“ und der „Zeit“; die Tage vor der Sonne rechnet sie zur Urzeit und die nach der Sonne zu der Zeit, die das Abbild der Urzeit[3] ist. 166 Die ersten Kräfte des Seienden, die wohltätige, mit der er die Welt geschaffen[4] und die „Gott“ genannt wird, und die strafende, vermöge deren er über das Geschaffene herrscht und waltet und die „Herr“[5] genannt ist, wurden von ihm, dem oberhalb in der Mitte stehenden, wie es (2 Mos. 25, 11) heißt, geschieden: „Ich werde zu dir sprechen von oberhalb des Sühnedeckels mitten zwischen den beiden Cherubim,“ um zu sagen, daß die frühesten Kräfte des Seienden, die freigebige und die strafende, weil von ihm selbst geteilt, einander gleich sind. [35] 167 Und ferner

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Philon: Der Erbe des Göttlichen (Quis rerum divinarum heres sit) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloHerGermanCohn.djvu/47&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. Über die Gleichheit von Tag und Nacht vgl. oben § 148ff. und Über die Einzelges. IV § 232f.
  2. חרף‎ übersetzt die Sept. hier und Ps. 74, 17; Sech. 14, 8 mit ἔαρ, während gemeiniglich der Winter darunter verstanden wird. Nur Jer. 36, 22 hat sie auch „Winterhaus“, Job 29, 4 wäre Frühling sinngemäß, aber hier bietet die Sept. etwas ganz Unsinniges.
  3. Plato, Tim. 37D.
  4. Vgl. Über d. Weltsch. § 21 u. Anm.
  5. Über die beiden Kräfte s. Einleitung zum 1. Bd. S. 19. Beachtungswert ist, daß hier „der Seiende“ selbst als Teiler erscheint und nicht der Logos; ebenso ist Über Abr. § 121 der Seiende der mittlere zwischen beiden. Dagegen ist es Über d. Cherubim § 27 der Logos, der beide zusammenführt und zwischen ihnen vermittelt.