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Ausdrücke noch genau erklären. [7] 39 „Siehe“, heißt es, „dein Bruder Esau droht dir“. Grollt dir nicht in der Tat die „eichene“ das heißt: die in ihrer Unwissenheit verstockte Denkart, die den Namen Esau führt[1] und richtet ihre Mordgier gegen dich, indem sie dir die Güter des sterblichen Lebens, Schätze, Ruhm, Lüste und was damit verwandt ist als Lockmittel zu deinem Verderben vor die Augen hält? Du aber, mein Kind, lauf für jetzt vor dem Kampf davon. Denn deine Kräfte sind noch nicht zur Vollkommenheit [552 M.] gediehen; die Spannkraft der Seele ist wie bei einem Kinde noch zu schwach. 40 Deshalb redet (Rebekka) ihn auch mit „Kind“ an, was zugleich ein Ausdruck des Wohlwollens und des jugendlichen Alters ist; denn wir nehmen einerseits an, daß der noch nach der Tugend strebende Charakter jung ist im Vergleich mit dem vollkommenen,[2] andrerseits, daß er unsere Liebe verdient. Ein solcher ist wohl befähigt, die für Kinder ausgesetzten Kampfpreise zu gewinnen, noch nicht aber mächtig, die für Männer; der höchste Preis für Männer aber ist, Gott allein zu dienen. 41 Wenn wir nun also in den Hof des Gottesdienstes gelangen wollten, ohne vollkommen gereinigt zu sein, sondern eben nur äußerlich die Flecken unseres Lebens abgewaschen hätten,[3] so würden wir schneller, als wir herangekommen sind, wegspringen müssen, da wir die strenge Lebensweise, den schlaflosen Dienst, die beständige, unaufhörliche Mühsal nicht zu ertragen vermöchten. 42 Fliehet also für jetzt vor dem Schlimmsten sowohl wie vor dem Besten: sowohl vor dem Sagengebilde, dem Gedicht ohne Maß und Melodie, vor dem aus Unwissenheit starren und wahrhaft ‘eichenen’ Gedanken und Vertrauen, von dem Esau seinen Namen hat[4] – als auch vor dem Besten, der ‘Weihegabe’: denn das dem Gottesdienst obliegende Geschlecht ist eine Weihegabe für Gott, dem allein es sich geweiht hat in dem großen hohepriesterlichen


  1. Nach De congr. erud. gr. § 61 bedeutet Esau „Eiche“ und ist Symbol der Hartnäckigkeit und Verblendung des Toren; vgl. Quaest. in Gen. IV § 207.
  2. Vgl. Über den Landbau § 9; Über die Wanderung Abr. § 46; Über die Nüchternheit § 24.
  3. Vgl. Über die Nachstellungen § 20; Über die Unveränderlichkeit Gottes § 8; De mutat. nom. § 44. Die Anschauung, daß äußere Reinheit ohne Lauterkeit der Gesinnung wertlos sei, ist Philo mit hellenistischer Religiosität gemein; vgl. Wächter, Reinheitsvorschriften im griech. Kult S. 8f.
  4. Diese Stelle ist zu verstehen nach De congr. erud. gr. § 61, wo Philo von zwei Bedeutungen des Namens Esau, „Eiche“ und „Gedicht“, handelt.
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Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/015&oldid=- (Version vom 21.5.2018)