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Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang

der Werke Gottes, ein Teil des Himmels, eine Ätherverdichtung[1] –, doch jene ungewordenen Kräfte, die um ihn herum das glänzendste Licht ausstrahlen, könntest du ungemischt erkennen? 79 Wie er nun die Sonnenstrahlen ausspannte vom Himmel bis zu den Grenzen der Erde, indem er die allzu große Hitze in ihnen mäßigte und abschwächte durch kalte Luft – denn diese mischte er ihnen bei, damit das lichtartige von dem flammenartigen Feuer getrennt durch Abstoßung der Brennkraft und Anziehung der Leuchtkraft mit dem ihm verwandten und vertrauten (Licht) in den Augen zusammentreffe und (von ihm) angezogen werde; denn deren Vereinigung aus einem Gegensatz zu ein und demselben und ihr Handinhandgehen bewirkt die Gesichtswahrnehmung[2] –, welcher Sterbliche könnte so Gottes Erkenntnis und Weisheit und Besonnenheit und Gerechtigkeit und eine jede der anderen Tugenden in ihrer Lauterkeit aufnehmen? Doch nicht einmal der ganze Himmel und die Welt! 80 Da nun der Schöpfer die überschwenglichen Kräfte in allen den vortrefflichsten Werken seiner Umgebung kannte und ebenso die in ihrer Natur liegende Schwachheit der Geschöpfe, wenn sie sich auch noch so erhaben dünkten, wollte er weder [285 M.] wohltun noch strafen nach seinem Vermögen, sondern bemißt ihren Anteil an beiden (Wohltat und Strafe) nach seiner Erkenntnis ihres Vermögens. 81 Wenn wir nun von der abgeschwächten und mittlere Maße einhaltenden Mischung seiner Kräfte trinken und genießen könnten, würden wir hinreichende Freude ernten, wie sie vollkommener das Menschengeschlecht nicht zu erlangen trachten soll; denn von den reinen und ungemischten und wirklich höchsten Kräften wurde nachgewiesen, daß sie allein in der Umgebung des Seins existieren. [18] 82 Dem angeführten ähnlich ist aber auch das an anderer Stelle ausgesprochene Wort: „Einmal


  1. πίλημα αἰθέριον; ebenso Über die Cherubim § 26. Schon Anaximander (Diels, Vorsokratiker 2, 18) nannte die Sterne πιλήματα ἀέρος τροχοειδῆ, πυρὸς ἔμπλεα, Heraklit und Parmenides (Diels 12 A 11): πιλήματα πορός. – De somniis I § 22 nennt Philo die Sterne πιλήματα ἀδιάλυτα αἰθέρος. Über die ihm vorliegende doxographische Quelle vgl. P. Wendland in den Sitzungsber. d. Kgl. Preuß. Akad. d. Wiss. XXXIII (Berlin 1897) S. 1075ff.
  2. Nach Chrysipp entsteht der Sehakt auf folgende Weise: Aus dem ἡγεμονικόν strömt der Sehpneuma (ὁρατικὸν πνεῦμα) in die Pupille. Dieses Pneuma verursacht durch seinen Anprall mit der das Auge umgebenden Luft eine kegelförmige Wellenbewegung. Vermittels dieses Luftkegels nun soll sich das Sehpneuma mit den Dingen berühren, worauf der Sehakt erfolgt. L. Stein, Psychol, d. Stoa Berlin 1886 S. 127f. Arnim, Stoic. vet. fr. II 866f.
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Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang. H. & M. Marcus, Breslau 1923, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloDeusGermanLeisegang.djvu/19&oldid=- (Version vom 9.2.2022)