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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

ist während der 4–8stündigen Verdauungszeit fest verschlossen und läßt keinen Tropfen Speisebrei ins Duodenum übertreten. Die Entleerung des Magens in den Darm erfolgt plötzlich, nachdem die Massen verdaut sind, und zwar spritzend in 4–5 Absätzen. Die Magenkontraktionen sind zu dieser Zeit nicht stärker als vorher, nur die Kontraktion des Pylorus läßt nach. Bei nüchternem M. schien der Pylorusschluß nicht so dicht zu sein wie während der Verdauung. Jedenfalls ist der Schließmuskel am Pylorus sowohl während der Verdauung als auch außerhalb derselben in solcher Spannung, daß der M. vom Darm abgeschlossen ist. Eine Füllung und Auftreibung des Magens zu diagnostischen Zwecken wäre auch sonst nicht möglich. Durchschneidung der Vagi oder Curarisierung hebt den Verschluß auf. Gießt man viel kaltes Wasser in den M., so erschlafft der Pylorus vollständig, schließt aber wieder fester, sobald sich der Mageninhalt erwärmt. Das Duodenum bleibt während der ganzen Magenverdauung ohne jede Eigenbewegung, wohl aber geht die Sekretion von statten. Erst wenn der Pylorus sich öffnet und Speisebrei in den M. spritzt, beginnen die peristaltischen Bewegungen des Duodenums und dauern so lange fort, als noch Speisebrei übertritt. Hört der M. auf zu arbeiten, so sistieren auch die Bewegungen im obersten Teile des Darmes. Nach Roßbach besteht ein nervöser Zusammenhang zwischen Innervation des Magens, Pylorus und des Duodenums, so zwar, daß die durch die Speisen gesetzten sensibeln Reize der Magenschleimhaut reflektorisch zuerst eine stärkere Innervation des Pylorusschließmuskels und eine Hemmung der Duodenalmuskelbewegung bewirken; zuletzt findet dann das Gegenteil statt. Die Duodenalruhe während der Verdauung im M. bezweckt, die Darmsäfte sich ansammeln zu lassen, um dadurch den sauren Magensaft zu neutralisieren, d. h. darmgerecht zu machen.

Roßbach machte auch Beobachtungen über die Darmbewegung des Menschen bei einer Patientin, welche so dünne Bauchdecken hatte, daß durch dieselben die Därme und deren peristaltische Bewegungen auf das deutlichste sichtbar waren. In den frühsten Morgenstunden schien die Dünndarmperistaltik zu ruhen, sie begann deutlich, wenn Speisen in M. und Darm gelangten; besonders rief Kaffee die Peristaltik stark hervor. Abends nahm die Erregbarkeit des Darmes ab. Geringe Kälte befördert die Peristaltik, größere Kälte steigert schon vorhandene nur in geringem Grade; Trinken kalten Wassers erregt sofort lebhafte Peristaltik; mäßiger Druck auf den Raum zwischen beiden geraden Bauchmuskeln ruft sie lebhaft hervor, Pressen und Husten machen sie deutlicher; bei längerm Anhalten des Atems wird die Peristaltik schwach, resp. verschwindet, bei starkem Hungergefühl tritt sie lebhaft ein; befördert wird sie durch abführende Mittel, Gemütsaffekte hemmen sie. Konstanter und faradischer Strom hatten keinen gleichbleibenden Einfluß.

Magenkrankheiten, neues hydriatisches Heilmittel, s. Balneologische Gesellschaft, S. 77.

Magermilch, Milch, S. 616.

Magneto-optische Elektrizitätserregung. Sendet man einen geradlinig polarisierten Lichtstrahl durch eine mit Schwefelkohlenstoff gefüllte, an beiden Enden mit ebenen Glasplatten verschlossene Röhre, welche sich innerhalb einer Drahtspule befindet, so wird die Polarisationsebene des Strahles gedreht, sobald man einen starken elektrischen Strom durch die Drahtwindungen schickt (elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene, s. Magnetismus, Bd. 11, S. 91). Die Drehung erfolgt in der Richtung des Stromes und ist der Stärke desselben proportional. Kehrt man den Strom um, so wird die Polarisationsebene um ebensoviel nach der entgegengesetzten Seite abgelenkt. Ein rasch in seiner Richtung wechselnder Strom wird daher ein ebenso rasches Hin- und Herschwingen der Polarisationsebene bewirken. S. Sheldon hat nun Versuche darüber angestellt, ob diese von Faraday 1845 entdeckte Wirkung des elektrischen Stromes auf polarisiertes Licht einer Umkehrung fähig ist. Wäre dies der Fall, so müßte eine kontinuierliche Drehung der Polarisationsebene des den Schwefelkohlenstoff durchlaufenden Lichtstrahls einen kontinuierlichen elektrischen Strom und ein Hin- und Herschwingen der Polarisationsebene Wechselströme in den Drahtwindungen hervorrufen. Durch die Versuche wurde wenigstens die letztere Vermutung bestätigt. Das Licht einer elektrischen Bogenlampe, durch ein großes Nicolsches Prisma polarisiert, fiel auf einen kleinen Spiegel, welchem eine rasch oszillierende Bewegung (300 Schwingungen in der Sekunde) erteilt wurde, so daß die Polarisationsebene des an ihm reflektierten und dann durch die Röhre mit Schwefelkohlenstoff gehenden Strahles ebenso oft hin und her schwingen mußte. Die hierdurch in den Drahtwindungen hervorgerufenen Wechselströme waren allerdings zu schwach, um auf ein noch so empfindliches Galvanometer einzuwirken. Ihr Vorhandensein konnte jedoch nachgewiesen werden durch ein mit den Drahtenden der Spule verbundenes Telephon, welches, durch die Wechselströme zum Tönen gebracht, einen Ton hören ließ, welcher die Oktave war von demjenigen des schwingenden Spiegelchens.

Maikäfer, s. Tierplagen.

Majolika, s. Caffagiolo-Majoliken.

Majorāna-Calatabiāno, Salvatore, ital. Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. 25. Dez. 1826 zu Militello bei Catania, erwarb 1850 die Doktorwürde, ward dann Professor der Nationalökonomie an der Universität in Catania, 1854 in Messina, 1860 wieder in Catania, beteiligte sich 1860 sehr lebhaft an der nationalen Erhebung und ward zum Mitgliede des italienischen Parlaments gewählt, dem er bis zu seiner Ernennung zum Senator 1879 angehörte. 1876–77 und 1878–79 war er Minister des Handels und Ackerbaues. Freihändlerisch gesinnt, schloß er 1877 die Handelsverträge mit Frankreich und Griechenland und 1878 den mit Österreich-Ungarn ab. Er schrieb: „Cenno delle lezioni sulla teoria giuridica“ (1856–1858), „Trattato di economia politica, teorie fondamentali“ (1865–66), „Lezioni di finanza“ (1887 bis 1888) u. a. – Sein älterer Sohn, Giuseppe M., geb. 23. Sept. 1863 zu Catania, ist Professor der Statistik daselbst; der jüngere, Angelo C., geb. 4. Dez. 1865 zu Catania, Professor der Rechts- und Finanzwissenschaften daselbst.

Makrobiotik, s. Naturforschergesellschaft.

Malatia, die Hauptstadt eines Sandschak im asiatisch-türkischen Wilajet Maʿmuret Aziz, lag früher, und so noch zur Zeit von Moltkes Besuch (1838), etwa 28 km westlich vom Euphrat, und 15 km südlich davon Azbuzu, wohin die Einwohner im Sommer zu ziehen pflegten. Jetzt ist das alte M. (Eskischehr, d. h. Altstadt) vollständig verlassen und zerfallen, während das höher (1080 m) gelegene Azbuzu zur ständigen Hauptstadt unter dem Namen M. geworden ist. Wünsch, welcher es 1882 besuchte, schätzt ihre Einwohnerzahl auf 40,000, davon ein Viertel Christen, in 8000 Häusern. Es gibt 4 große und viele kleine

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 598. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0612.jpg&oldid=- (Version vom 30.10.2023)