MKL1888:Caffagiolo-Majoliken

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Caffagiolo-Majoliken“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 133134
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Caffagiolo-Majoliken. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 133–134. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Caffagiolo-Majoliken (Version vom 20.10.2022)

[133] Caffagiolo-Majoliken (spr. kaffádscholo-). Der Ort Caffagiolo in Toscana galt bisher allgemein als die Heimat einer Gruppe der ausgezeichnetsten italienischen Majoliken aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh., aus dem Grunde, weil eine Anzahl von ihnen deutlich die Bezeichnung: „Fatto in Chaffagiolo“ aufgemalt trägt. Da die figürlichen Darstellungen dieser Majoliken einen ausgesprochen florentinischen Frührenaissancecharakter zeigen, da sie sehr häufig mit dem Wappen der Medici, in deren Besitz damals Caffagiolo war, verziert sind, galt Caffagiolo als eine spezifisch mediceische Manufaktur. Neuerdings ist die Existenz einer solchen in Caffagiolo trotz der genannten Inschriften auf das lebhafteste von F. Argnani („Le ceramiche e maioliche faentine“, Faenza 1889) bestritten worden. Die Gründe, die er gegen Caffagiolo vorgebracht hat, sind derart, daß seine Behauptung, alle die Caffagiolo zugeschriebenen Majoliken seien Faentiner Arbeit, vielfache Zustimmung gefunden hat. Es sind in kurzem folgende: Die gleichzeitigen italienischen Schriftsteller, wie Piccolpasso, die über die Majolikaindustrie berichten, erwähnen Caffagiolo nicht. Erst in neuester Zeit ist man durch die Marken darauf geführt worden. Spuren von Töpferöfen haben sich in Caffagiolo nicht nachweisen lassen. Bei den Ausgrabungen und im Bauschutt des Domes von Faenza wurden in großer Menge Scherben von Gefäßen aus dem Beginn des 16. Jahrh. gefunden, die nicht nur in den Farben und Ornamenten verziert [134] sind, welche für Caffagiolo als charakteristisch gelten, sondern zum Teil auch eine der häufigsten Meistermarke von Caffagiolo ähnliche Signatur tragen. Die Scherben sind sicher Faentiner Arbeit. Auch das Medici-Wappen kommt auf ihnen vor. Diese Gründe sind alle unbestreitbar; da Faenza die ältere und jedenfalls bedeutendere Fabrik war, wird man von nun an nur diejenigen Stücke als toscanisch halten können, die den vollen Namen von Caffagiolo tragen. Die vollständige Bezeichnung „fatto in Caffagiolo“ erklärt Argnani als Abkürzung der Worte „fatto in Casa Fagioli“. Ein Töpfer dieses Namens hat sich in Faenza urkundlich nachweisen lassen. Diese Zusammenziehung ohne Kürzungszeichen ist aber nach dem Schreibgebrauch des 16. Jahrh. unmöglich. Auch existiert im Florentiner Staatsarchiv ein Brief von 1525, worin die Manufaktur von Caffagiolo erwähnt wird. Man muß also an ihrer Existenz festhalten, wenn man auch zugeben muß, daß sie durchaus abhängig von Faenza war und dessen Bedeutung niemals erreichte.