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deß Bischthumbs Costantz bezeuget / daß er vmbs Jahr Christi 600. zu Vberlingen residirt: dessen Müntzen / die Cuntzen Pfenning genant / vber etlich hundert Jahr hernach den Nahmen behalten / darauff ein Löw gepräget / wie solchen die Statt Vberlingen noch in jhrem Wappen führet / vnd nach deme sie den Römischen Käysern / vnd Heil. Reich jhre Trewe / vnd Dienst / bey jeden Occasionen / sonderlich aber An. 1525. in dem Bawrenkrieg ansehenlich bewiesen / als hat sie zur offenen / vnd ewigen Gezeugnuß erlanget / daß sie auch ob dem Helm einen Löwen mit blossem Schwerdt führen thut. Ist nach Abgang der Hertzogen in Schwaben / zu dem Reich kommen vmbs Jahr 1267. Besitzt auff dem Land die Schlösser Hohen Bodmann / Ramsperg / vnd Ittendorff / so jhren besondern Adel gehabt. Der Hospital in dieser Statt / wird vnter die Reichiste in Schwaben gezehlet / dessen / wie auch gemeiner Statt / Einkommen / durch kluge verständige Haußhaltung / sich so weit gebessert / daß bey der Reichs-Matricul diser Statt ein fast Fürstmässiger Anschlag / benantlich 6. zu Roß / vnd sechszig zu Fuß / einfachen Römerzug geschöpfft worden.

Demnach sie auch ein bequeme sichere Schifflände hat / vnd allen Vmbsässen wolgelegen ist / wird dahin Wochentlich zu Friedenszeiten ein vberauß grosse Menge allerley Früchten / vnd von dannen vber See nach Costantz / Lindaw / Bregentz / in das Thurgöw / vnd Rheinthal / vnnd gar biß in Churwahlen verführet Darumb auch diser Fruchtmarckt mit besondern Käyserlichen Privilegiis befreyet / vnd bewahret worden. Darneben sie auch mit sonderbarem Appellations-Privilegio versehen / daß / nämlich / jhre Verburgerte / vnd Angehörige / von deß Raths Vrtheiln weiter nicht / als an eine dieser dreyen Stätten / Freyburg in Breißgöw / Rotweil / oder Ravenspurg zu appellieren Macht haben. Vmb die Weinberg ausserhalb der Statt entspringen aller Orten frische Brunnquellen / insonderheit aber innerhalb der Ringmawren vnter obgedachtem Gallerberg / ein gar heller / frisch / vnd gesunder Wasserfluß / welcher in wenig Teucheln zu einem hierin erbawten Badhauß verleytet / vnd zu Frühlings / vnnd Sommerszeit / von Innheimischen vnd Frembden gebraucht wird. Diß Wassers sonderbare mineralische Qualität läßt sich dahero erkennen / daß man es auch in dem Bad selbst / wann der Leib erhitziget / ohne Schaden trincken / vnnd sich damit abkühlen kan.

Von andern Würckung / vnd Effecten / schreibet Doctor Gall Eschenreutter / gewester Statt-Medicus zu Straßburg / in seinem daselbst Anno 1571. gedrucktem Tractat / von den allerheylsambsten Bädern / mit folgenden Worten: Zu Vberlingen / in dem Stattgraben / meines angebornen Vatterlands / entspringet auß einem Felsen / gegen Orient / etc. ab Bley / Kupffer / vnd Schweffel / ein kalt Wasser / herfliessend / welches in Teucheln in die Vorstatt Fischenhäuser genant / geleytet. Dasselb gewärmet / säubert die Nieren vnd Blasen von Grieß / vnd allem Vnrath / stärcket auch den bösen Magen. Ferner beschreibet vorgemeldter Doctor Eschenreutter / ein anders mineralisch Wasser / so vnterhalb der Weingarten / am Stollen genandt / (allda auß hitzigem sandigten Boden der beste Wein erwächst) herfür quellet / vngefähr auff zweyhundert Schritt vom nächst erzehlten Bad / in einem lustigen Ort / gegen Mittag / vnterhalb deß Felsen / dem BodenSee zu / mit keinem vnlieblichen Geschmack / auß Krafft deß Kupffers; mit welchem / so man Wartzen an den Händen einmal / zwey / oder drey wäschet / vnnd solches läßt für sich trucknen / so vergehen / vnd verschwinden sie ohn allen Schmertzen / vnd andere Artzney; wie hievon / er / Doctor Eschenreutter mit mehrerm zu lesen / welcher gern sagen wolte / es wäre diß Wasser von Art vnd Natur deß Saltzes / so man nennet Armoniacum, von seiner wunderbarlichen Würckung halben.

Im Jahr 1332. haben die Juden zu Vberlingen eines Ledergärbers Sohn / Frey genant / von deß Christl. Glaubens wegen / gemartert / vnd den todten Leichnam vor der Statt / in den Brunnen zu S. Vlrichen geworffen: Als aber diese Mordthat offenbar worden / hat man die Juden auß jhren Häusern alle zusammen in die Beckenzunfft getrieben / vnnd sampt dem Hauß an einem Hauffen verbrennet / deren bey dreyhundert gewesen.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_250.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)